Geldautomat gesprengt Außergewöhnliches Handy-Video: Zeugen filmen Bielefelder Bank-Explosion und Täter

Bielefeld-Heepen. Die Kamera des Handys wackelt, sie zeigt nach unten auf die Straße vor der SB-Filiale der Deutschen Bank in Heepen. Zwei Vermummte mit Kopflampen kommen aus dem Eingang. Man hört die Stimme des Filmers, der in der Nacht auf Samstag mit der Polizei telefoniert. Plötzlich explodiert es im Inneren: &bdquo;Ja, nochmal. Die sind noch da. Kommen Sie bitte. Wir sind selber in dem Haus. Bitte beeilen Sie sich.“ Es sind Bilder, die während der Sprengung des Geldautomaten an der Salzufler Straße entstanden sind. Es ist Samstag, 26. November, kurz nach 2.30 Uhr nachts. Die zwei bis vier Männer auf den Videoaufnahmen sind die Ruhe selbst. Sie gehen nach der Explosion wieder rein, sammeln mutmaßlich die Geldscheine ein, die nun frei liegen. Bielefelder befürchten ein Feuer, aber wollen den Tätern nicht in die Arme laufen Die 55-jährige Heeperin steht auch am Montag noch unter dem Einfluss der Erlebnisse. Ihre Stimmen in dem Video machen sehr deutlich, welche Angst sie in diesen gefühlt endlosen Minuten erleben, bis endlich die Polizei eintrifft. Denn nicht nur die Täter und ihr Sprengstoff machen ihnen Sorgen. Direkt nach der Explosion am Geldautomaten – insgesamt soll es zu zwei Sprengungen gekommen sein -, dringt dichter Rauch aus dem Automatenraum. Das Ehepaar glaubt, dass es unten begonnen hat zu brennen. Sie denken sofort an den Gasanschluss, der dort unten liegt. Doch sie wollen jetzt nicht einfach nach unten laufen, wo die gefährlichen Kriminellen in aller Seelenruhe agieren? Das Ehepaar entscheidet sich dagegen und hofft, dass möglichst schnell Hilfe kommt. Wie sich erst viel später herausstellt, handelt es sich bei dem weißen, dichten Rauch um eine Sicherheitsmaßnahme der Bank. Der blickdichte Nebel wird bei einer Explosion automatisch verströmt und im Innenraum verteilt, um die Sicht der Täter zu behindern. Ein Bielefelder Apple-Händler hatte die Effektivität dieser Nebelgeneratoren 2016 mal demonstriert. Innerhalb weniger Momente kann man nichts mehr sehen. Aus der Treppenhauswand wurden große Steine gerissen, der Fahrstuhl ist gesperrt "Die sind wirklich mit stoischer Ruhe vorgegangen", berichtet die Heeperin. Einer Stand Schmiere, ein zweiter am Eingang, zwei weitere sind mit Kopflampen ins vernebelte INnere gegangen. Man sieht, wie der zweite Täter die aus den Angeln gerissene Tür anhebt und zur Seite zieht, damit er und seine Komplizen besser rein- und rauskommen. Anschließend eilen sie an der gegenüber liegenden Volksbank vorbei zu einem nahe gelegenen Parkplatz. Einer von ihnen hat eine große Tasche bei sich. Mit den Worten &bdquo;Wir haben Angst“ endet das Video. Am Ende waren es fünfeinhalb Minuten, die das Ehepaar (55, 52) im Ausnahmezustand erlebt. Erst mit Eintreffen der Polizei und der Entwarnung, dass es im Erdgeschoss eben nicht brennt, löst sich die Panik auf. Doch der Schock bleibt. Erst am Montag merkt die Mieterin, dass sie nicht mehr so unter Strom steht, ruhiger wird. Die Explosionen in Heepen sind massiver als 2018 Sie hat diesen Horror nicht zum ersten Mal erlebt. Im August 2018 war sie allein zu Hause, als andere Täter die Bankfiliale an der Salzufler Straße zum ersten Mal heimsuchten und mit einem explosiven Gasgemisch in die Luft jagen. "Damals habe ich mich später gefragt: Warum habe ich das nicht alles gefilmt?" Deshalb greift sie diesmal gleich zum Handy. Die Explosionen sind diesmal deutrlich massiver, erinnert sie sich. Die Täter benutzten Sprengstoff. Der Schaden ist enorm. Rund um den Heeper Geldautomaten liegen überall Wandteile, Schrankteile und Glassplitter. Im Treppenhaus wurden große Steine aus der Wand gerissen. Am Wochenende haben Handwerker die zerstörten Schaufenster der Schülerhilfe, die sich in den Räumen der ehemaligen Bankfiliale befinden, mit großen Pressspanplatten geschlossen und den Eingangsbereich der Bank vernagelt. Arztpraxen und Krankengymnasten über der zerstörten Bank bleiben im Unklaren Am Montag kann die Polizei noch nichts zum Zustand des Gebäudes sagen: &bdquo;Das konnte noch nicht abschließend geklärt werden, sagt Sprecher Fabian Rickel. Ein Statiker soll sich das Gebäude noch einmal ansehen. Offenbar war aber die erste Einschätzung der Feuerwehr in der Tatnacht so zuversichtlich, dass die über dem Bankraum befindlichen Arztpraxen sowie die Krankengymnastik oben drüber am Montag wieder ihre Arbeit aufnehmen konnten. Die Ärzte melden keine erkennbaren Schäden. Allerdings ist der Fahrstuhl noch gesperrt. Patienten, die auf diesen angewiesen sind, müssen telefonisch kontaktiert, ihre Termine verschoben werden. Eine Mitarbeiterin vor Ort sagt: &bdquo;Wir wissen noch gar nichts zum Zustand des Hauses. Es wäre toll, wenn die Behörden zumindest auf uns Betroffene zukommen würden. Aber wir erfahren alles nur aus den Medien.“ Die Täter mussten die Banktür mit einem Brecheisen aufhebeln Inzwischen scheint klar zu sein, dass die Täter die Eingangstür zu dem Bankautomaten vor den Sprengungen aufhebeln mussten. Sie hatten einen großes Brecheisen dabei. Denn die SB-Filiale schließt um 23 Uhr. Danach sind die Türen verriegelt. Das erklärt, warum zwar die Schaufenster der benachbarten Schülerhilfe von der Druckwelle komplett zerstört wurden – nicht aber die Scheiben der Eingangstüren. Hier konnte die Druckwelle offenbar entweichen, sodass das Glas der Eingangstüren nur splitterte. Die Polizei will zum Vorgehen der Täter, ihrer Anzahl und zu ihrer Beute nichts sagen: &bdquo;Die Videos werden aktuell noch ausgewertet. Alles Weitere ist Bestandteil der laufenden Ermittlungen“, sagt Polizeisprecher Fabian Rickel. Weil sich bisher wenige Zeugen bei der Kripo gemeldet haben, hoffen die Ermittler weiterhin auf sachdienliche Zeugenhinweise unter Tel. 0521 5450.

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