19 Monate tat sich nichts: Haus in Bielefeld wird endlich abgerissen

Bielefeld. Die einsturzgefährdete Brandruine des ehemaligen &bdquo;Hotels Kaiser“ wird nun doch endlich abgerissen. Das zuletzt von der Stadt für die Unterbringung wohnungsloser Männer beschlagnahmte Gebäude war am 17. April 2021 komplett ausgebrannt. Sechs Monate später brannte es dort ein zweites Mal. Seitdem gammelte das schwerbeschädigte Gebäude vor sich hin. Und es war Anwohnern wie Radler ein Dorn im Auge. Das Gebäude an der Ecke Schildescher Straße / Sudbrackstraße war damals akut einsturzgefährdet. Das Technische Hilfswerk musste Wände abstützen, bevor Ermittler die Ruine erstmals betreten konnten. Die Stadt Bielefeld brachte Eigentümer Baris Altun nach dem zerstörerischen Dachstuhlbrand dazu, seiner Verkehrssicherungspflicht nachzukommen. Das hatte zur Folge, dass Geh- und Radweg vor dem Hotel anschließend nicht mehr nutzbar waren. Denn ein Bauzaun, der zum Schutz vor herabstürzenden Teilen aufgebaut worden war, verhinderte seitdem die Passage auf dem Rad- und Gehweg. Die Stadt Bielefeld konnte Eigentümer nicht zum Abriss zwingen Die Folge waren zahlreiche sehr gefährliche Situationen zwischen Rad- und Autoverkehr, weil einige der Radler vorm Hotel Kaiser kurzerhand auf die Schildescher Straße wechselten. Die ausgeschilderte Rad-Umleitung über Sudbrack- und Meller Straße nutzte kaum jemand. Eigentümer Altun auch zum Abriss des Gebäudes zu verpflichten, war der Stadt aus rechtlichen Gründen nicht möglich, hieß es noch im Mai 2022. Man sei aber in Gesprächen. Der Immobilien-Besitzer berichtete aber jetzt, dass er lange Zeit mit der Stadt verhandelt habe, weil die durch einen Beschlagnahmevertrag in der Haftung gestanden habe. Doch die habe an die Versicherung verwiesen. Die Versicherung weigerte sich zu zahlen wegen des Vertrags mit der Stadt: "Ich bin froh, dass das Gebäude jetzt wegkommt." Selbst die Abrissgenehmigung habe durch Prüfungen von Statikern nochmals zwei Monate Zeit in Anspruch genommen. Unternehmer Altun sei erstaunt, dass die Stadt sich aus dem Vorgang komplett zurückgezogen habe. Deshalb habe er diesen Abriss nun auf eigene Kosten veranlasst. Er hoffe nicht, dass er auf diesen Kosten sitzen bleibe. Feuerwehreinsatz in Bielefeld: Menschenrettung unter dramatischen Bedingungen Wann die Abrissarbeiten beendet sein werden und wann der Radweg wieder benutzbar sein wird, ist aktuell noch nicht klar. Ursprünglich wollte Baris Altun im sanierten Hotel ein Boardinghouse (Gästehaus) errichten. Doch nach dem Brand und angesichts hoher Baukosten sei das nicht mehr so sicher. Der Brand am 17. April 2021 war aufgrund eines technischen Defekts in einer Zwischendecke des ehemaligen Hotels ausgebrochen. Das hatten die aufwendigen Ermittlungen der Kripo sowie eines Brandsachverständigen ergeben. Nach dem Ausbruch des Dachstuhlbrandes war die Feuerwehr am frühen Morgen zu einem Großeinsatz ausgerückt. Fünf Bewohner mussten zum Teil unter dramatischen Bedingungen vor den Flammen gerettet werden. Die gegenüber liegende Stadtbahnlinie musste stoppen, weil der dichte Rauch in den Tunnel der Bahn vorgedrungen war. Das Gebäude, das zuletzt als Hotel Kaiser bekannt war, hat eine durchaus wesentliche historische Bedeutung. Im Zweiten Weltkrieg wurde es als sogenanntes "Judenhaus" deklariert, wo viele jüdische Bürger kurz vor ihrer Deportation noch untergebracht worden waren. Stadtarchivar Bernd J. Wagner hatte deshalb sogar einen Gedenkstein für das Gebäude angeregt, das nun endgültig aus dem Stadtbild verschwinden wird.

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