Bielefelderin wagt mutiges Liebesexperiment

Bielefeld. Als Michaela Krause die Tür zu ihrer Wohnung in Bielefeld Brake öffnet, lächelt sie. Etwas skeptischer blickt ihr Ehemann Oliver aus der Wohnzimmertür zum Eingang. Die beiden sind wortkarg, als sie gegenüber voneinander am Wohnzimmertisch Platz nehmen und die ersten Interviewfragen starten. Kein Wunder, denn Michaela und Oliver sind gemeinsam ein gewagtes Liebesexperiment eingegangen. Ohne sich vorher auch nur einmal getroffen zu haben, heirateten sie vor laufenden Kameras. Ob daraus nun Liebe geworden ist, verraten die beiden im Gespräch mit der NW. Seit 2014 werden in der Sat.1 Reality-Show "Hochzeit auf den ersten Blick" Menschen verheiratet, die sich noch nie zuvor gesehen haben. Dann haben sie Zeit, sich kennenzulernen und sich ineinander zu verlieben. Wenn es passt, bleiben sie zusammen. Wenn nicht, lassen sie sich scheiden. Das Liebesexperiment basiert auf langen wissenschaftlichen Tests, Workshops und Fragerunden, die von den drei Liebes-Experten der Show ausgewertet werden. Erst wenn ein "Paar-Treffer" (Match) gefunden ist, wird geheiratet. Für Michaela Krause und Oliver war es am 16. Juni im Barockschloss Rammenau bei Dresden so weit. Sie gaben sich auf den ersten Blick das Jawort. Kein Selbstläufer, denn der Bräutigam wollte "Nein" sagen, wenn seine Braut nicht "das gewisse Etwas" mitbringt. Das Lächeln seiner Frau habe ihn dann aber überzeugt, sagt der 43-Jährige heute. In den Flitterwochen kam sich das Paar näher Die Hochzeitsfeier wurde vom Fernsehsender organisiert. Dabei durften vorab Wünsche geäußert werden. Erste Gemeinsamkeiten wurden schon da sichtbar, wie das Ehepaar feststellt: "Wir haben uns beide Schwarzwälder-Kirschtorte gewünscht." Andere Hochzeitsdetails waren überraschend. "Von der Blumendekoration waren wir beide irritiert", sagt Krause. Die Justizvollzugsbeamtin fand die Farbauswahl "sehr rot", weder sie noch ihr Mann hätten sich Rosen gewünscht. "Im Nachhinein betrachtet, passte das aber super rein und wirkte mit unseren Outfits harmonisch", schwelgt die 34-Jährige in Erinnerungen. Nach der Hochzeit ging es direkt in die Flitterwochen. Im Gepäck das "Handbuch für Michaela", das die Bielefelderin ihrem Mann am Tag der Hochzeit schenkte. Darin viele Hinweise zu ihren Gewohnheiten im Alltag. "Da habe ich gesehen, sie tickt in vielen Dingen gleich", sagt der Mann aus Herzogenaurach in Bayern. Harmonisch ging es in den fünf Tagen in der Toskana weiter. Dort startete auch das "Kennenlernen auf allen Ebenen", wie die Justizvollzugsbeamtin es formuliert. Weniger zurückhaltend sagt ihr Ehemann: &bdquo;Ich würde mal sagen, wir sind intim geworden.“ Viele Szenen wurden in der Show nicht gezeigt Das Ehepaar schwärmt auch sechs Monate später noch vom ersten gemeinsamen Urlaub. "Die Zeit verging wie im Flug", sagt Krause und bedauert, dass einige Erlebnisse gar nicht im Fernsehen zu sehen waren. "Wir haben mit einer italienischen Mutti Pasta gemacht und waren wandern", sagt das Paar begeistert. Auch bei den Besuchen in der Heimat hätten die Zuschauer nicht alles gesehen. "Ich habe Oli zum Geburtstag einen Kuchen gebacken, das wurde auch nicht gezeigt", sagt Krause. Trotz all der Harmonie gab es auch Hürden zu meistern. Das fränkische "Bassd scho!" ("Passt schon") kam bei Krause nicht gleich als ein großes Lob an. Aber nicht nur die wortkarge, fränkische Art von Ehemann "Oli" war zu Beginn der Beziehung eine Herausforderung. Das Durcheinander in der Sockenschublade des 43-Jährigen sorgte bei seiner Ehefrau ebenfalls für Verwunderung. Seine Socken werden nicht zusammengefaltet oder sortiert und auch an den Füßen trägt er meist zwei unterschiedliche Socken. "Aus Faulheit", gesteht er. Für seine Ehefrau kein Problem: "Die 'Sockenfrage' ist geklärt. Ich habe die Schublade einfach aufgeräumt." Langfristig möchte das Ehepaar zusammenziehen Knapp 400 Kilometer trennen die beiden. "Wir versuchen uns schon fast jedes Wochenende gegenseitig zu besuchen", sagt die Bielefelderin. Das klappe aber nicht immer. Daher solle Anfang nächsten Jahres das Projekt "Zusammenziehen" angegangen werden. Dafür muss sich die Justizvollzugsbeamtin aus NRW nach Bayern versetzen lassen. Willkommen ist sie bei ihrem Mann aber auch jetzt schon jederzeit. Im Show-Finale schenkte der Adiletten-Fan seiner Frau eigene Hausschuhe und einen Wohnungsschlüssel. Am Hochzeitstag gab es noch keine Freudentränen, dafür nach dem langen Experiment. Im großen Finale, wo alle Paare der Staffel noch einmal zusammenkommen und die außergewöhnliche Reise Revue passieren lassen, kullern sogar beim sonst so harten "Oli" ein paar Tränen. Der kurze Film, der die schönsten Momente zusammenfasst, hat ihn berührt. "Dass bei Oli Tränen kullern, hätte ich nicht erwartet", sagt die 34-Jährige erstaunt. Weitere Zukunftspläne werden schon geschmiedet Das Ehepaar zieht ein durchweg positives Fazit zu ihrer Reise. "Man bekommt nicht das, was man sucht, sondern was man braucht", sagt Ehemann Oliver und schaut verliebt zu seiner Frau herüber. "Ich würde gar nichts anders machen wollen", sagt Krause, die vollkommen überzeugt ist, dass die beiden auch weiterhin zusammenbleiben werden. Als letzten Schritt möchte sie den Nachnamen ihres Ehemannes annehmen, der sie schon jetzt mit "Frau D." anspricht. Zudem soll die Hochzeit im privaten Rahmen noch einmal mit der ganzen Familie und allen Freunden gefeiert werden.

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