Tochter mit seltener Krankheit inspiriert bekannten Bielefelder Anwalt zu besonderem Buch

Bielefeld. Überbeschützende Eltern seien die größte Gefahr für Kinder mit Glasknochen: Das sei der beste Rat, den Ärzte ihnen gegeben haben, sagt Jost Hinrich Streitbörger, bekannter Bielefelder Anwalt und Partner der gleichnamigen Kanzlei mit Hauptsitz in Bielefeld. Bloß nicht in Watte packen, möglichst alles ganz normal mitmachen, das war immer die Devise für die jüngste Tochter Carla. Schon bei der Geburt hatte sie mehrere Knochenbrüche. Aber OI, die Abkürzung steht für die medizinische Bezeichnung &bdquo;Osteogenesis imperfecta“, sei &bdquo;kein Beinbruch“, sagt die 19-Jährige, die jetzt selbst Medizin in Köln studiert und ihren Vater zu seinem besonderen Kinderbuch &bdquo;Diagnose: Diebstahl – Ein Glasknochen-Krimi“ inspiriert hat. Manuskript lag zehn Jahre lang in der Schublade Bestimmt zehn Jahre lang habe das Manuskript schon in seiner Schreibtischschublade gelegen, verrät Streitbörger. Mit Geschichtenerzählen hat er seiner Tochter bei ihren zahlreichen Krankenhausaufenthalten die Zeit verkürzt. Zufällig habe ihn dann Ralph Anstoetz, Gründer des Tier-Gnadenhofs Sentanta und des CalmeMara-Verlags, gefragt, ob er nicht noch jemanden kenne mit einer Idee für ein Kinderbuch. Streitbörgers spannende Abenteuer der beiden Protagonistinnen Carla und Gilla, die sich in einem Krankenhaus auf Verbrecherjagd begeben, kam bei den Lektorinnen bestens an. Nebenbei geht's erfrischend und unaufgeregt um das Thema Krankheit und Handicap. Wie die echte Carla hat auch die im 148 Seiten langen Kinderkrimi Glasknochen, lässt sich aber nicht unterkriegen. Sie ist mutig, intelligent, schlagfertig, frech, unternehmungslustig und tapfer, beschreibt Streitbörger die Figur auf den hinteren Seiten. Ganz wie die echte Carla. Nicht nur zu den Charakteren, darunter auch die nicht wirklich liebevolle Krankenschwester Walburga oder Kommissar Sötebier, der einen sehr entspannten Arbeitsalltag hat, gibt es im Glossar noch einmal kurze, kindgerechte und sehr unterhaltsame Erklärungen. Auch, wie wichtig zum Beispiel das Pflegepersonal im Krankenhaus oder Hygiene sind, wird dort beschrieben. Mut zu möglichst viel Normalität Ein blöder Sturz, und schon bedeutet das wieder Krankenhaus. Im Buch aber auch eine neue Freundschaft, und eine spannende Verbrecherjagd, denn in der fiktiven Jakobusklinik treibt ein Dieb sein Unwesen. Immer wieder Krankenhaus, gern auch zu den ungünstigsten Zeitpunkten, davon kann die echte Carla ein Lied singen. &bdquo;Wenn man so viel Zeit dort verbringt, findet man es entweder total blöd oder super spannend“, sagt die 19-Jährige. Letzteres gelte für sie. &bdquo;Ich habe mich viel mit den Ärzten unterhalten, nachgefragt, wie sie mich genau operieren“, berichtet Carla. Nach ihrem Abitur am Ratsgymnasium 2020, dem ersten Coronajahr, absolvierte sie ein dreimonatiges Pflegepraktikum auf der Urologie im Johanneskrankenhaus. Das sei schon anstrengend gewesen, habe aber auch sehr viel Spaß gemacht. Danach habe sie gewusst, dass es für sie beruflich keinen Plan B gebe. In welcher Fachrichtung sie später arbeiten will, sei aber noch offen. Autorenlesung am 29. Oktober auf dem Gnadenhof Sentana Streitbörger ist stolz darauf, was seine Tochter erreicht hat. Er ist überzeugt, dass der offene Umgang mit dem Thema und der Mut zu möglichst viel Normalität genau der Richtige war und ist. &bdquo;Manche Kinder mit Glasknochen sitzen im Rollstuhl, weil die Eltern so viel Angst davor haben, was beim Laufen alles passieren kann“, ergänzt der 58-jährige Vater von insgesamt vier erwachsenen Kindern. Carla ist stolz auf das Erstlingswerk ihres Papas. Super gelungen seien auch die Zeichnungen der in Irland geborenen Illustratorin Lorna Egan, die jetzt in Köln lebt. &bdquo;Es ist schon toll, es jetzt so in den Händen zu halten“, sagen Vater und Tochter. Das Schreiben habe viel Spaß gemacht, ergänzt Jost Hinrich Streitbörger. Aber er habe die Arbeit auch unterschätzt. &bdquo;Man geht doch immer wieder dran, ändert Dialoge oder Feinheiten.“ Eine nächste Geschichte liege aber zumindest schon als Rohfassung vor. Was daraus wird, sei aber noch offen. Die Erlöse aus dem Erstlingswerk spendet Streitbörger komplett an den Gnadenhof Dorf Sentana. Dort liest der Anwalt am Samstag, 29. Oktober, ab 15 Uhr aus dem Krimi für Kinder ab acht Jahren, den er unter dem Pseudonym Jost Hinrich veröffentlicht hat – drinnen und somit wetterunabhängig. Der Eintritt ist frei. &bdquo;Diagnose: Diebstahl“ ist bei der Autorenlesung und auch über den Buchhandel erhältlich, ISBN 978-3-948877-19-4.

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