Schreck im Badezimmer: Ehepaar überrascht außergewöhnlichen Gast

Bielefeld. &bdquo;Wasch mir den Pelz, aber mach’ mich nicht nass“, dachte sich wohl das kleine Wesen, das es sich im Waschraum der Familie Decker in Schildesche gemütlich gemacht hatte. Am helllichten Tag, morgens um zehn, hörte Sabrina Decker Geräusche aus dem Bad im ersten Stock ihres Einfamilienhauses. &bdquo;Zuerst war es nur ein leises rascheln und schrubbeln“, erinnert sie sich, &bdquo;dann knallte das Radio, das auf dem Schrank stand auf die Fliesen“. Da kann man schon mal unruhig werden, zumal die Kinder, die gelegentlich mal etwas fallen lassen, in der Schule waren. Das Bad liegt direkt neben zwei (von drei) Kinderzimmern. "Ich hab ganz schön doof geguckt" Vorsichtig öffnete die 38-jährige Mutter die Tür: &bdquo;Ich hab’ ganz schön doof geguckt“, gesteht sie. Auf dem Schrank kauernd, glotzte sie neugierig ein Waschbär mit seinen süßen dunklen Augen an. &bdquo;Der war so groß wie ein halber Schäferhund“, schätzt Decker. Sie war froh, dass ihr Mann Ulrich frei hatte an diesem Tag, beide sind in der Pflege beschäftigt und Sabrina hatte Spätschicht. Sie schloss die Tür wieder und rief ihn. Ulrich Decker griff sich geistesgegenwärtig ein Holzschwert aus dem Kinderzimmer nebenan und wollte die Badezimmertür wieder öffnen. &bdquo;Einen Moment noch“, unterbrach seine Frau die Aktion, &bdquo;ich muss erst mein Handy holen und filmen“. Aber dann: im Stile eines &bdquo;Braveheart“ William Wallace schlug Ulrich Decker, das Schwert fest im Griff, den pelzigen Eindringling in die Flucht. Der Waschbär ging, wie er gekommen war: durch den Spalt des gekippten Fensters. Zwischenfälle mit den kleinen Räubern gibt es immer wieder Das Ehepaar Decker, das in dieser Woche seinen 13. Hochzeitstag feiert, nahm hernach in Augenschein, was der Bär angerichtet hatte. Nicht nur das Radio folgte den Gesetzen der Schwerkraft, auch eine Schale mit Duftstäbchen lag am Boden, diese verteilten sich im ganzen Raum. &bdquo;Nur das Quitscheentchen oben auf dem Schrank hatte der Bär in Ruhe gelassen“, freut sich Sabrina Decker. Für die Beiden war es keine unheimliche Begegnung der dritten Art, eher ein amüsanter Zwischenfall. In ihrem Garten tauchen immer wieder Wildtiere auf, Marder, Frettchen, Eichhörnchen – aber in ihrer Wohnung? Das war für sie neu! &bdquo;Die kommen wohl alle aus dem nahe gelegenen Friedhof in Schildesche“, mutmaßt Ulrich Decker. Die Deckers recherchierten ein bisschen. &bdquo;Jetzt, wo es kälter wird, suchen sich Waschbären einen warmen Platz“, fanden sie heraus. Zwischenfälle mit diesen possierlichen Tierchen gibt es immer wieder. Im Frühjahr krachte eine Waschbären-Familie durch die Decke eines Schlafzimmers in einem Dorf bei Bad Oeynhausen und landete auf dem Bett eines Paares. Entspannte Familie Im Kreis Höxter pflügte eine Waschbären-Rotte ein 5.000 Quadratmeter großes Maisfeld um und im letzten November stolzierte ein kleiner Bär durch eine Gadderbaumer Katzenklappe. Seinerzeit erklärte der Tierparkleiter von Olderdissen, Herbert Linnemann gegenüber der NW: &bdquo;Er gilt als invasive Art, nur ist das mit dem Herausnehmen aus der Natur nicht gerade einfach, der Waschbär ist nachtaktiv und kommt sehr gut in urbanen Räumen klar.“ Die Allesfresser, die ihren Ursprung in Nordamerika haben, sind in heimischen Breiten längst zur Plage geworden, zum Problembär. Die Deckers sehen das alles sympathisch entspannt. Sabrina Decker war zwei Tage vor dem Auftreten des Eindringlings noch mit ihren Kindern im Tierpark und beobachtete amüsiert – na was wohl – die Waschbären. Auch für den in die Flucht geschlagenen ungebetenen Gast war das Zusammentreffen mit den Menschen eher entspannt. Noch am Abend hockte dieser auf einem Baum im Garten der Familie Decker und beobachtete sie auf der Terrasse. Nur die drei Kinder (sieben, zehn und zwölf Jahre) waren &bdquo;not amused“, als sie aus der Schule kamen. Sie hätten dem Spektakel gerne beigewohnt. Aber Mama konnte sie trösten: Sie hatte ja alles mitgefilmt.

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