Neuer Missbrauchsfall in Bethel: Wachmann soll Patientin sexuell genötigt haben

Bielefeld. Ein Vorfall an Silvester 2021 beschäftigt jetzt die Bielefelder Staatsanwaltschaft. Erneut geht es um sexuelle Übergriffe. Erneut geht es um das Evangelische Klinikum Bethel (EvKB). Hier soll ein 33-jähriger Mitarbeiter einer Sicherheitsfirma einer Patientin des Hauses Gilead IV gegenüber zudringlich geworden sein. Der Mann soll die 20-jährige Frau in einem Konferenzraum eingeschlossen haben, um sie dann sexuell zu nötigen. In Gilead IV werden psychisch kranke Patienten behandelt. Zuletzt hatte eine Serie von Vergewaltigungen das Klinikum Bethel erschüttert - die Aufklärung dauert bis heute an. Nun gibt es einen weiteren Vorfall, bei dem es um Sexualstraftaten in Bethel geht. Die Staatsanwaltschaft hat Anklage gegen einen Mitarbeiter eines am Klinikum eingesetzten Sicherheitsdienstes wegen sexueller Nötigung und Freiheitsberaubung erhoben, teilte Pressesprecher Christopher York von der Staatsanwaltschaft nun mit. Der gebürtig aus dem Irak stammende Angeschuldigte soll zunächst lediglich der Mutter des mutmaßlichen Tatopfers einen Gefallen getan haben: Am Silvesterabend brachte er der 20-jährigen Patientin auf Bitten der Mutter etwas zu essen. Offenbar fand der Mann Gefallen an der Patientin, denn - so zumindest die Anklage - kurz darauf fragte er die junge Frau, ob diese ihn nicht in seinem Auto bei einer Sicherheitsrunde begleiten wolle. Wie das Klinikum Bethel mitteilte, sei die Patientin nicht in einem geschlossenen Bereich der Psychiatrie untergebracht gewesen, sondern habe sich frei auf dem Gelände bewegen können. An Silvester habe sie Ausgang gehabt und diesen für Spaziergänge ums Haus genutzt. Als Sicherheitsmaßnahme sei abstimmt worden, dass sie sich regelmäßig telefonisch auf der Station melde. Der Vereinbarung sei sie auch nachgekommen. Zum Thema: Kommentar zu sexuellen Übergriffen im Klinikum Bethel - Der Schaden für Bethels Ruf ist enorm An der roten Ampel wurde der Mann zudringlich Laut der Staatsanwaltschaft habe die Patientin das Angebot des Wachmanns angenommen und sich zu dem Beschuldigten ins Auto gesetzt. Während der Fahrt soll der Mann an einer roten Ampel zudringlich geworden sein. Zurück in der Klinik begab er sich mit der Frau in einen Konferenzraum, den er von innen abschloss. Auch dort soll er die 20-Jährige zu sexuellen Handlungen genötigt haben. Bei dem Versuch, sich aus seinem festen Griff zu befreien, stürzte die Patientin auf einen Stuhl. Schließlich sei es ihr jedoch gelungen, per Notruf eine diensthabende Krankenschwester zu alarmieren. Noch vor deren Eintreffen soll der Beschuldigte seine Hose wieder hoch und die Tür aufgeschlossen haben. Die Mitarbeiter seien der Patientin sofort zur Hilfe geeilt und hätten die Polizei informiert, teilte das Klinikum Bethel mit. Nach der Vernehmung durch die Polizei sei der Wachmann, Mitarbeiter einer externen Sicherheitsfirma, des Hauses verwiesen worden. Am nächsten Tag habe die stellvertretende Chefärztin den Vorgesetzten des Wachmanns über den Vorfall in Kenntnis gesetzt. Die Patientin sei psychologisch betreut worden und man habe ihr geraten, Anzeige gegen den Mann zu erstatten. In dem daraus resultierenden Ermittlungsverfahren hatte der 33-Jährige laut Staatsanwaltschaft eingeräumt, dass es sexuelle Kontakte gegeben habe. Doch soll dem Beschuldigten zufolge die Initiative von der Frau ausgegangen sein. Der Sicherheitsbedienstete wird von dem Bielefelder Rechtsanwalt Selim Altan vertreten und muss sich demnächst vor einer Großen Strafkammer des Landgerichts verantworten. Ein Termin für die Verhandlung steht noch nicht fest. Das EvKB ist bereits Gegenstand von Ermittlungen Unterdessen laufen die Ermittlungen zu den Serienvergewaltigungen am EvKB weiter. Der Fall: Der Bielefelder Assistenzarzt Philipp G. (32) soll zwischen Februar 2019 und April 2020 mindestens 28 Frauen im EVKB betäubt und vergewaltigt haben. Im September 2020 wurden die Fälle öffentlich, der Arzt wurde nach der Entschlüsselung seiner Tatvideos verhaftet und nahm sich in seiner Zelle das Leben. Weil Verantwortliche der Klinik früh von entsprechenden Anschuldigungen erfahren, aber nicht ausreichend reagiert haben sollen, wurde schließlich auch gegen sie ermittelt. Die Bielefelder Staatsanwaltschaft stellte die Ermittlungen nach sieben Monaten ein - bis der Fall durch den ehemaligen Justizminister Peter Biesenbach (CDU) im November 2021 an die Staatsanwaltschaft Duisburg gegeben wurde, die den Fall erneut unabhängig prüfen sollte und die Ermittlungen wieder aufnahm. Aktuell stehen die Ermitter vor einem Berg an Daten. Alleine 20.000 E-Mails müssen ausgewertet werden.

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