Das hat dieser neue Lieferdienst in Bielefeld zu bieten

Bielefeld. Sie fallen im Stadtbild kaum noch auf, obwohl sie Signalfarbe tragen. Die orangefarben gekleideten Lieferando-Boten auf ihren Fahrrädern sind immer präsent. Während der Corona-Pandemie hat sich der Trend des Bestellens auch in Bielefeld weiter fortgesetzt. Seit Mitte August bekommen die Fahrrad-Flitzer Konkurrenz durch Uber Eats und das spüren auch die Gastronomen. Zeitgleich ging der US-Konzern in Bielefeld, Chemnitz und Osnabrück mit jeweils rund 30 Partner-Restaurants an den Start. Aktuell ist das Unternehmen in 35 Städten bundesweit präsent. Bis Jahresende sollen in 60 deutschen Städten Uber-Eats-Fahrer in Schwarz, weiß, grünen Outfits auf ihren Rädern Essen ausliefern, so der Plan des Unternehmens. Der Lieferdienst möchte mit dem aggressiven Expansionskurs der Konkurrenz Lieferando Druck machen. "Endlich", findet Nabil Bougana, Geschäftsführer vom Restaurant Beef & Bun an der Jöllenbecker Straße. Bereits einen Monat nach Start des neuen Lieferdienstes in Bielefeld würden jeden Tag zwischen zwei bis drei Bestellungen über die Plattform bei ihm eintreffen, berichtet er. Das sei zwei noch sehr wenig, für einen Neuzuwachs am Markt, aber nicht schlecht, erklärt der Restaurantbesitzer. Auch Umer Butt vom Burgerladen Glückspilz in der Innenstadt bietet neben 29 weiteren Gastronomen auf der neuen Plattform seine Burger an. Die Konkurrenz zu Lieferando findet er gut. Pro Woche gehen bei ihm zwischen 110 und 130 Bestellungen online ein. Seit einem Monat ist er bei Uber Eats gelistet. Während dieses Zeitraums verschoben sich die Bestellungen. "Im Moment kann man sagen, dass 70 Prozent bei Lieferando und 30 Prozent bei Uber Eats bestellt werden. Tendenz steigend.", so Butt. 70 Prozent akzeptieren höhere Lieferpreise Seinen Gästen gegenüber, habe er via Social-Media klar kommuniziert, dass Gerichte bei einer Online-Bestellung 1 Euro bis 1,50 Euro teurer werden würden. "Wir haben eine Instagram-Umfrage gemacht, mit 1.000 Teilnehmern. Ergebnis: 70 Prozent waren bereit, mehr für diesen Service zu zahlen", so der Chef des Burgerladens. Wie beurteilt er, dass auch hinter Uber ein Konzern steckt? "Für mich ist wichtig, dass ich mit dem arbeiten möchte, der mir einen guten Service bietet. Auf diesem Level arbeiten ist für kleine Leute nicht möglich", so Butt. So funktioniert Uber Eats Bei Uber Eats wählen Nutzer, wie bei Lieferando auch, ihre Gerichte über die App aus. Die Technologie im Hintergrund verbindet die Restaurants mit den Kurieren - die über ein Subunternehmen angestellt sind - und Kunden. Bezahlt wird über die App. Nach einem Monat in Bielefeld sei es laut Uber-Sprecher Oliver Mattutat können noch keine konkreten Zahlen bekannt gegeben werden: "Wir sind in Bielefeld noch in der Anfangsphase und bauen unser Angebot stetig aus. Daher ist es für eine Bilanz noch zu früh." Kritik am Marktführer Bei Marktführer Lieferando müssen die Restaurants für die Dienstleistung zwischen 14 und 30 Prozent des Produktpreises an das Unternehmen abgeben. Die Gastronomen befinden sich in einer Dilemma-Situation. Restaurantbesitzer, wie Bougana, kritisieren die versteckten Nebenkosten und die Unzuverlässigkeit des Unternehmens. "Ich frage mich, wie man mit 30 Prozent Abgabe noch Umsatz machen soll", sagt er. Zugleich sei es aber verpflichtend für Restaurants bei Lieferando angemeldet zu sein. "Wir müssen dort sein. Sonst finden uns viele Kunden nicht", moniert Bougana. Beim Konkurrenten UberEats sind es im Moment nach Auskunft des Restaurantbesitzers ähnliche Prozente, die als Provision gezahlt werden müssen. Vorausgesetzt, die Fahrer sind bei dem Restaurant selbst angestellt. Ist dies nicht der Fall, und Lieferando und Uber stellen selbst die Fahrer zur Verfügung, so gehen 30 Prozent des Essenspreises an den jeweiligen Lieferdienst, sagt Umer Butt. DEHOGA empfiehlt eigene Bestellsysteme Andrea Windmann vom Deutschen Hotel und Gaststättenverband Bielefeld (DEHOGA) sieht die Entscheidung für oder gegen einen bestimmten Lieferdienst bei den Gastronomen. Sie sagt: "Gute Bestellsysteme auf der eigenen Homepage können auch das Geschäft beleben." Ähnlich sehen es die Gastronomen selbst. Burger-Buden-Boss Bougana: "Ich würde jeden Bielefelder dazu aufrufen, vor Ort zu essen. Es schmeckt besser, ist persönlicher und hilft der Gastronomie. Und sollte man bestellen, dann immer über die eigene Webseite oder telefonisch. Aber nie über Lieferando. Sie sollten keine Monopole unterstützen", sagt der Chef von Beef & Bun. Der Konkurrenzkampf mache sich bereits nach einem Monat bemerkbar, erklärt Umer Butt von Glückspilz. "Seitdem Uber Eats da ist, gibt sich Lieferando mehr Mühe. Man merkt, dass Lieferando wacher geworden ist." Auch Lieferando selbst begrüßt die Konkurrenz, wie Konzernsprecherin Nora Walraph auf Anfrage dieser Zeitung bestätigte. "Wir begrüßen neue Wettbewerber am Markt, denn sie machen Online-Bestellungen noch populärer und beleben das Geschäft", so Walraph. KOMMENTAR Limonade gegen das Monopol Dass Konkurrenz das Geschäft belebt, merkte ich bereits im Grundschulalter. Meine Nachbarin und ich verkauften in Konkurrenz zueinander Limonade an den Grundstücken unserer Eltern. Wir wurden kreativ, schraubte am Preis, veränderte die Rezeptur, um gegen die Konkurrenz bestehen zu können. Doch hätte ich dort alleine mit meiner Limonade gestanden, hätte ich mir nicht so viel Mühe gegeben. Dieser Vergleich aus der Kindheit mag absurd klingen, doch genau so verhält es sich mit dem zweiten großen Lieferdienst in Bielefeld. Die wachsende Konkurrenz von Uber Eats wird Lieferando ordentlich Druck machen - bundesweit. Ein wichtiger Schritt gegen die Marktmacht. Was jedoch nicht außer Acht gelassen werden soll ist, dass auch Uber ein Konzern mit aggressivem Expansionskurs ist. Um die lokale Bielefelder Gastronomie zu stärken und langfristig zu unterstützen, reicht es zum Hörer zu greifen, und im Laden direkt anzurufen. Auch ein kurzer Ausflug mit dem Rad, Auto, zu Fuß kann der lokalen Gastronomie helfen. Es ist einfacher, als wir denken. So wie zwei kleine Kinder, die Limonade verkaufen.

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