Heizung bleibt an: Stadt Bielefeld verfehlt ihr Energiespar-Ziel deutlich

Bielefeld Alle sollen Energie sparen. Da darf sich die Stadt nicht ausnehmen. Im August war die Verwaltung von der Politik beauftragt worden, ein Sparkonzept vorzulegen. Allerdings: Das propagierte &bdquo;20 Prozent weniger“-Ziel kann die Stadt selbst nicht einhalten, kommt mit ihrem Maßnahmenpaket auf rund zehn Prozent. Der Grund: &bdquo;In Schulen und Kitas soll es im Winter keine Absenkung der Temperatur geben“, sagte Oberbürgermeister Pit Clausen am Dienstag bei der Vorstellung des Konzeptes, das am Donnerstag den Rat passieren soll. Die 100 Schulen und 50 städtischen Kitas machen das Gros der städtischen Gebäude aus. Stadt schafft zehn Prozent weniger So fällt der Einspar-Wumms, den Kanzler Olaf Scholz (SPD) schon mal bemüht, in Bielefeld ein bisschen geringer aus. Auch bei der Beheizung der Sporthallen soll sich zunächst nichts ändern. Hier setzt Clausen auf eine landesweite Regelung, &bdquo;damit Städte und Gemeinden nicht gegeneinander ausgespielt werden.“ Vier Gefahren macht der OB in der aktuellen Krise aus: die finanzielle Überforderung der Menschen mit kleinen und mittleren Einkommen, der Verlust der Wettbewerbsfähigkeit von Betrieben, die Überforderung von Einrichtungen in der Wohlfahrtspflege und der Kultur sowie eine allgemeine Rezession und den drohenden Wohlstandsverlust. Mehr Beratungsangebote Die Unterstützungsmöglichkeiten der Stadt seien in dieser Situation jedoch begrenzt, so Clausen. Umso wichtiger seien die Hilfspakete des Bundes. Aber soweit möglich will auch die Stadt die Menschen unterstützen. So wird ab 1. Oktober in Zusammenarbeit mit den Stadtwerken eine Energie-Hotline geschaltet, soll ein Energieberatungs- und Vermittlungsservice eingerichtet werden. Auch andere Einrichtungen wie die Verbraucherzentrale oder die Schuldnerberatung sollen finanziell unterstützt werden, damit sie zusätzliches Beratungspersonal einstellen können. Kosten soll dieses Paket 670.000 Euro. Möglichst niemand soll im Winter im Kalten oder im Dunklen sitzen. Wer die hohen Energierechnungen nicht begleichen kann, soll mit den Stadtwerken zinsfreie Ratenvereinbarungen treffen können. Für Unternehmen stellt Clausen wie bei Corona das Aussetzen von steuerlichen Abschlagszahlungen in Aussicht, sollten sie in finanzielle Schieflage geraten. &bdquo;Aktuell sind solche Wünsche aber noch nicht an den Kämmerer herangetragen worden.“ Unterstützend eingreifen werde die Stadt auch, wenn soziale Einrichtungen oder Wohlfahrtsverbände die hohen Kosten nicht mehr tragen könnten. Gerade in der aktuellen Situation sei es wichtig, dass das soziale Netz halte, so der Oberbürgermeister. Für kurzzeitige Aufregung hatte Clausen im August gesorgt, als er eine Verkürzung der Öffnungszeiten des jetzt gerade zu Ende gegangenen Weinmarktes gefordert hatte, um Energie zu sparen und ein Zeichen zu setzen. &bdquo;Was die Standbetreiber daraus gemacht habe, war hervorragend“, sagte Clausen am Dienstag und prophezeite: &bdquo;Auch der Weihnachtsmarkt wird in diesem Jahr ein bisschen anders gestaltet sein als in den Vorjahren.“ Er setze dabei auf den Ideenreichtum der Organisatoren und Marktbeschicker. Arbeitsplatzteilung im Rathaus Und was tut die Stadt selbst? In den Büros soll es maximal 19 Grad warm sein. Angestrebt wird da, wo es möglich ist, eine Arbeitsplatzteilung. Beim &bdquo;Desk Sharing“ wechseln sich Beschäftigte an den Schreibtischen ab, arbeiten mal im Rathaus und mal von zu Hause aus. Überlegungen, etwa das Alte Rathaus im Winter ganz zu schließen, hätten sich dagegen nicht realisieren lassen, so Clausen. Dafür wird die Stadtverwaltung zwischen Weihnachten und Neujahr komplett geschlossen sein. Bereits zum Teil schon umgesetzt ist das Abschalten von nicht unbedingt notwendiger Beleuchtung, etwa an der Sparrenburg, am Museum Waldhof oder am Ratsgymnasium. Auch städtische Brunnen und Fontänen sprudeln nicht mehr. Auch sollen von der Stadt mehr Fernwärme und Photovoltaik genutzt, die energetische Sanierung städtischer Gebäude fortgesetzt werden, damit das 20-Prozent-Ziel dann doch bald erreicht wird.

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