Jeder fünfte E-Scooter-Crash in Bielefeld geschieht im Rausch

Bielefeld. Seit drei Jahren sind Elektro-Scooter aus dem Stadtgebiet nicht mehr wegzudenken. Im August 2019 startete der erste von drei Miet-Roller-Anbietern sein Angebot von inzwischen 1.000 Rollern. Viele nutzen diese alternative Möglichkeit der Fortbewegung, andere sind eher genervt von den herumstehenden Fahrzeugen und gefährlichen Fahrmanövern ihrer Nutzer. Auf eine Anfrage der AfD zum Unfallgeschehen mit E-Rollern, berichtet das Amt für Verkehr im Rat: &bdquo;Im Jahr 2021 hat die Polizei in Bielefeld 40 Verkehrsunfälle unter Beteiligung von E-Scootern aufgenommen.“ 29 E-Scooter-Fahrer erlitten dabei sogar Verletzungen - sieben von ihnen sogar schwere Verletzungen. Im ersten Halbjahr 2022 kam es bisher zu einem Rückgang dieses Unfallgeschehens. Die Polizei registrierte nur noch elf Unfälle mit Verletzten. Bliebe dieser Trend bestehen, käme die Behörde Ende des Jahres auf 22 bis 23 Scooter-Unfälle mit Verletzten. 41 Prozent der Verletzten sind junge Fahrer Was angesichts der Hauptnutzer-Zielgruppe nicht überraschend ist: Ein überproportional großer Teil der Betroffenen gehört der Gruppe der Jugendlichen und jungen Erwachsenen an. Im Jahr 2021 waren 5 Jugendliche (15 bis 17 Jahre) und 7 junge Erwachsene (18 bis 24 Jahre) unter den 29 Verletzten. Das sind rund 41 Prozent der Verletzten. Der tatsächliche Bevölkerungsanteil der 15- bis 24-Jährigen in Bielefeld liegt aber bei knapp 12 Prozent. 2022 waren bisher 5 junge Erwachsene und 6 Nutzer über 25 Jahren betroffen. Hier waren die jüngsten zwei 20-Jährige. Der älteste Verletzte ist 51 Jahre alte. Problem: Fast jeder Fünfte, der an einem Unfall mit E-Scootern beteiligt war, stand unter dem Einfluss von Alkohol (die Mehrheit) oder Drogen. Im Schnitt der vergangenen drei Jahre waren dies laut Polizei 19 Prozent. 2022 liegt dieser Anteil bisher sogar noch höher. Bisher standen vier der elf Verletzten unter Alkoholeinfluss. 2,7 Prozent der Unfallverletzten sind E-Scooter-Fahrer Bleibt die Frage: Sind 29 E-Scooter-Verletzte innerhalb von zwölf Monaten angesichts von mehr als 450.000 Fahrten pro Jahr allein bei Branchenprimus &bdquo;Tier“ eine problematische Größe? Die Verkehrsunfallbilanz der Polizei von 2021 weist bei insgesamt 899 Unfällen in der Stadt 1.086 Verletzte aus. 349 davon waren mit dem Fahrrad in einen der Unfälle verwickelt, 103 waren als Fußgänger unterwegs, 94 mit einem Moped oder Motorrad und immerhin schon 29 per E-Roller - knapp 2,7 Prozent. 2020 lag dieser Anteil noch bei einem Prozent. Obwohl verhältnismäßig wenige Elektro-Roller in der Stadt unterwegs sind, so nimmt ihre Beteiligung an den Verkehrsunfällen signifikant zu, berichtete die damalige Polizeipräsidentin Katharina Giere im März. 2022 scheint der Trend sich gedreht zu haben - so sieht es jedenfalls nach sechs Monaten aus. Ordnungsamt und Polizei stellen bei den Kontrollen der E-Roller-Fahrer indes häufig mangelndes Wissen der Betroffenen in Sachen Verkehrsregeln fest. Typische Gründe zum Eingreifen sind die verbotene Nutzung der Roller in Fußgängerzonen, die Fahrt mit zwei Personen und leider auch hier das Verwenden von Handys oder anderer Geräte während der Fahrt. Wer betrunken erwischt wird, wundert sich zudem regelmäßig, dass im Fall eines Unfalls sogar der Führerschein fällig sein kann. Die Sicherheitsbehörden kündigten deshalb weiterhin Kontrollen und Unfallprävention an. Ein Handlungskonzept sei aktuell in der Entwicklung, heißt es vom Amt. Bielefelder Rechtsanwalt klagt nach 1.560 Euro Schaden Noch völlig ungeklärt ist die Frage nach der Haftung, wenn etwas aufgrund der herumstehenden Elektro-Fahrzeuge passiert. Denn immer wieder werden die schweren Roller umgestoßen. Anwalt Siegfried Kammel klagt nun gegen den Betreiber, nachdem ein Roller der Leih-Firma das Fahrzeug seiner Frau beschädigt hatte. Immerhin ein Schaden in Höhe von 1.560 Euro. Der Roller stand zuvor behindernd auf dem schmalen Gehweg. Gut möglich, dass ihn jemand umgestoßen oder darüber gestolpert ist. Ein Gutachten soll nun beweisen, dass der Schaden an dem Wagen nur von dem Roller stammen kann. Denn die Betreiberfirma sieht sich nicht in der Verantwortung und gibt auch nicht den letzten Vermieter preis, der den Roller womöglich so schlecht geparkt hatte. Denn ist beim Auto der Besitzer über die Kraftfahrthaftpflichtversicherung für solche Schäden haftbar, ist das bei Elektrokleinstfahrzeugen wie diesen gesetzlich nicht geregelt. Juristen sprechen von einer Gesetzeslücke. Siegfried Kammel hofft deshalb in der Sache auf ein vermutlich überregional bedeutendes Urteil in dieser Sache. Das inzwischen vorliegende Gutachten macht ihn siegessicher. Doch das allein liefert ja noch nicht den Verursacher. Kammel: &bdquo;Ein Fahrrad darf ich nach Ansicht der Gerichte auch nur so abstellen, dass eine Beschädigung durch Umfallen ausgeschlossen ist.“ Dabei sei es ebenfalls unerheblich, ob das Fahrrad ursprünglich ordnungsgemäß gestanden hat.

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