Bielefelds Sirenen heulen am Donnerstag erstmals seit 30 Jahren

Bielefeld. Für viele Bürger wird der Heulton unbekannt sein. Andere verbinden damit schlimmste, traumatische Erlebnisse und wieder andere kennen ihn sehr gut von früher. Am Donnerstag, 8. September, ertönen in Bielefeld erstmals seit vielen Jahren wieder Sirenen bei einem Probealarm. Nachdem die Technik über drei Jahrzehnte in ganz NRW nach und nach abgeschafft worden war. 60 von 114 geplante Sirenen sind im gesamten Stadtgebiet inzwischen wieder installiert und funktionsbereit. Am Donnerstag um 11 Uhr kommt es zum ersten Stresstest für die neue Technik. Anlass ist der landesweite Probealarm, bei dem neben den bekannten Katastrophen-Warn-Apps NINA und KATWARN nun auch wieder die guten alten Sirenen getestet werden. Die Sirenen werden zunächst Entwarnung geben (langer Dauerton), dann Warnung (auf- und abschwellender Heulton) und zuletzt wieder Entwarnung geben. Jeweils unterbrochen von fünf Minuten Pause. Fehlalarm ließ Telefone in den Leitstellen nicht still stehen Wer Kontakt zu Flüchtlingen aus Kriegsgebieten hat, sollte diese dringend über den Probealarm aufklären. Insbesondere ukrainische Flüchtlinge verbinden mit dem Klang der Sirenen höchste Not und sind möglicherweise auch angesichts der erlebten Bombardierungen traumatisiert. Höchste Aufregung hatte erst am 7. März ein versehentlicher Alarm von damals 14 Sirenen in Bielefeld ausgelöst. Um 13.12 Uhr war es &bdquo;bei Testarbeiten der beauftragten Fachfirma versehentlich zur hörbaren Auslösung einer Gruppe von 14 Sirenen“ gekommen. Die Telefone in den Leitstellen standen daraufhin nicht still. Allein bei der Feuerwehr meldeten sich anschließend 20 bis 30 Bürger. Eigentlich sollte die Stadt Bielefeld schon Ende dieses Jahres alle 114 Sirenen auf Dächern oder per Mast-Installation aufgebaut haben, sagte Jesko Löhr, beim Feuerwehramt zuständig für den Katastrophenschutz. Aber technische Lieferengpässe, abgesprungene Lieferanten für die Photovoltaik-Komponenten der Sirenen und Personalprobleme bei der bundesweit agierenden Fachfirma haben diesen Plan deutlich verzögert, so Löhr. Weil die finanzielle Förderung für den Aufbau des Katastrophenschutzes mit Sirenen aber bis 2023 verlängert wurde, bestehe abgesehen vom Zeitverlust keine Gefahr negativer Folgen. Die Kosten für Technik, Aufbau und Wartung liegen bei rund 1,4 Millionen Euro. 25 Alarmsysteme werden auf Privatimmobilien installiert Die 60 einsatzbereiten Sirenen sind bereits über die ganze Stadt verteilt. Etwa 20 stünden südlich des Teutos, der Rest nördlich. &bdquo;Wir vermuten, dass sie stadtweit hörbar sind.“ Allerdings könnten Windrichtung, Regen und Temperatur die Hörbarkeit beeinflussen. Sollten alle 114 Sirenen stehen, sollen damit 95 Prozent der Bielefelder erreicht werden. Circa 25 der 114 Alarmsysteme sind übrigens nicht auf städtischen Gebäuden geplant. Meist, weil städtische Immobilien zu tief gelegen hätten oder es statische Probleme gegeben habe. Mit den Privateigentümern gebe es noch Abstimmungsbedarf. Zwar könnten sich Eigentümer von Privatimmobilien laut Katastrophenschutzgesetz nicht gegen die Installation wehren, dennoch sei die Stadt an einem Miteinander interessiert. Mit Privatimmobilien sind in der Regel Geschäftshäuser und Lagerhallen gemeint. &bdquo;Die Doppelhaushälfte bleibt bei uns die Ultima Ratio.“ Anfang der 1990er wurden alle Sirenen abgebaut In den meisten Fällen hat das Feuerwehramt auf Schul- und Feuerwehrdächer zurückgegriffen. Also die Gebäude, auf denen bis Ende des Kalten Krieges bereits Sirenen installiert waren. Anfang der 1990er wurden die Alarmsysteme in vielen Städten abgebaut, weil der Bund angesichts fehlender Gefahr von Luftangriffen die Systeme aufgegeben hatte und Kommunen sie nicht übernehmen wollten. Heute bauen die Behörden die Sirenen wieder auf, weil sie sich damit – vor allem nachts – erhoffen, Menschen wecken und vor Gefahren aller Art warnen zu können. Nur wer wach wird, kann sich auf den Internetseiten der Zeitungen, im Radio oder per Warn-App zu aktuellen Gefahren in der Stadt informieren. Wer Auffälligkeiten beim Probealarm feststellt, soll NICHT die Notrufnummern wählen. Für Hinweise steht folgende E-Mail-Adresse zur Verfügung: feuerwehr.verwaltung@bielefeld.de Welche Sirenen-Heultöne gibt es eigentlich? Das Land NRW versucht mit ihren Sirenen auf drei mögliche Arten die Bevölkerung aufmerksam zu machen. Wer auf die Links klickt, kann sich Beispiele als Audio-Datei herunterladen: Die Warnung: Ein ständig an- und abschwellender Dauerton. Die Bevölkerung sollte sich umgehend über Online-Medien, Radio oder Katastrophen-Warnapps weiter informieren. Die Entwarnung: Eine Minute Dauerton Alarmierung Feuerwehr: Eine Minute Dauerton, der allerdings zweimal unterbrochen ist. Dann gibt es noch den Probealarm, wie am Donnerstag, 8. September um 11 Uhr: Er beginnt mit der Entwarnung, dann folgt die Warnung und wieder wieder abgelöst von der Entwarnung. Zum Thema Infos des Landes NRW zum Sirenen-Alarm

Meistgelesen