Ärgerliche Sichtblockade: Reihenweise parkende Wohnmobile nerven Nachbarn

Bielefeld. Das Wohnmobil ist offensichtlich ein sicherer, privater Zufluchtsort geworden in einer Zeit, die viele als instabil wahrnehmen. Allein in Bielefeld ist laut Stadt die Zahl der zugelassenen Wohnmobile inzwischen auf fast 3.000 angewachsen. Das bedeutet: Eines dieses Gefährten kommt auf etwa 110 Bielefelder. Das bedeutet auch: Irgendwo müssen diese Fahrzeuge abgestellt werden. Da beginnt das Problem. Inzwischen stehen sie aufgereiht in Wohnstraßen, versperren die Sicht und rauben den oft knappen Parkraum. Wenn Andreas L. aus seiner kleinen Wohnstraße fährt und nach rechts blickt, könnte er glauben, auf einen Campingplatz zu sein. An der Straße Am Brodhagen stehen auf einem Parkstreifen seit Jahren Wohnmobile, mal eines, mal zwei. So war es früher. Jetzt sind es sechs, die da aneinandergereiht den gesamten Parkstreifen dauerhaft blockieren und die Einsicht in die Straße erschweren. Zuletzt hat sich sogar noch ein Verkaufsanhänger dazu gesellt. "Außerdem finde ich es problematisch, weil dort ein Spielplatz ist und die Kinder so kaum die Straße sicher überqueren können", sagt Andreas L. "Bald stehen sie hier wieder und nehmen uns den knappen Parkraum" Subjektiv mag das alles zutreffen. Objektiv verstoßen die Wohnmobilbesitzer gegen keine Regel. Laut Ordnungsamt dürfen Fahrzeuge mit einem Gewicht von unter 7,5 Tonnen wie Autos an Straßen abgestellt werden. Verboten sind nur zwei Dinge: Erstens darf nicht gecampt werden am Straßenrand. Eine Übernachtung ist okay, sofern keine Möbel rausgestellt oder Kabel gezogen werden, wie Norman Rosenland vom Ordnungsamt erklärt. Zweitens darf das Fahrzeug nicht über den Parkraum hinausragen und die Fahrbahn verengen. Das geschieht bei den meisten Wohnmobilen jedoch nicht, sofern sie nicht überdimensioniert sind - wie die meist älteren Wohnmobile an der Straße Am Brodhagen. Dennoch sind sie für Nachbarn oftmals ein Ärgernis, weil sie durch ihre Klotzigkeit ein optisches Hindernis darstellen. Das wird wohl auch ein Grund sein, warum deren Besitzer sie nicht auf dem eigenen Grundstück abstellen wollen, sondern lieber mit Abstand im öffentlichen Raum. Andere wohnen vielleicht in einer Etagenwohnung und haben gar kein eigenes Grundstück. "Noch geht es, aber bald stehen sie hier wieder und nehmen uns den knappen Parkraum", sagt auch Sarah S., die im Bielefelder Westen lebt, ihr Auto für die Arbeit braucht und jeden Tag auf die Suche nach einem Parkplatz gehen muss. Die zunehmende Zahl dauerhaft abgestellter Wohnmobile ist ihr dabei aufgefallen. Sie ist davon genervt und fragt sich: "Warum mieten die sich nicht einen Stellplatz?" Die Antwort könnte sein: Ein Stellplatz oder eine Garage kostet gerne mal 50 Euro pro Monat oder deutlich mehr. Wer entsprechenden Raum auf den üblichen Internetportalen sucht, stellt außerdem fest, dass er rar ist. Also suchen sich zahlreiche Wohnmobilbesitzer offensichtlich in einem Wohngebiet einen Platz, wo ihr Gefährt hinpasst und wo es kein Geld kostet oder wo es mit einem Anwohnerparkausweis dauerhaft stehen kann - bis zum nächsten Ausflug. "Es gibt kaum einen ungehinderten Blick über die Straße" Eine Lösung für das Dilemma ist nicht in Sicht. Wie bei der seit Jahren andauernden Knappheit der Stellplätze für Lkw ist noch niemand auf eine zündende Idee gekommen, außer zu versuchen es zu verbieten, wenn es geht. Die CDU in Schildesche möchte zum Beispiel, dass an der Apfelstraße zwischen An der Reegt und Heidegärten beidseitig keine Lkw mehr parken dürfen. Seit längerer Zeit sei das übermäßige Parken von Lastwagen dort zu beobachten. "Dabei stehen die Lkw über zugezogene Linien", so die CDU. Besonders kritisch sei die Situation, weil "hier tagtäglich hunderte Schüler die Straße queren und kaum einen ungehinderten Blick auf die Apfelstraße gegeben ist", heißt es. Das klingt ganz ähnlich wie das, was Nachbarn wie Andreas L. an den eigenen Wohnstraßen mit den aneinandergereihten Wohnmobilen wahrnehmen. Nur verbieten lässt sich deren Abstellen im öffentlichen Raum bisher nicht.

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