Streitfrage in Bielefeld: Lieber Wald oder ein Lager für wertvolle Kunst?

Bielefeld Einige Gemälde aus dem Depot der Kunsthalle Bielefeld mussten schon in ein Kölner Kunstdepot ausgelagert werden. Zu groß war die Gefahr, dass die Kunstwerke Schaden nehmen könnten, wenn es zu einem Starkregenereignis kommt. Starkregen heißt: Wasser könnte in die Kellerräume des Ausstellungshauses am Rande des Altstadt-Hufeisens eindringen. Und das könnte den Garaus für eine Vielzahl der 600 großen Bilder und 20.000 Grafiken, Drucke und Zeichnungen bedeuten, die dort eingelagert sind. Die Kunsthalle benötigt dringend ein externes Depot. Nicht nur wegen der Unwetter-Gefährdungen. Auch weil das Gebäude ab 2024 komplett saniert werden soll. Das Depot will der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) an der Sprungbachstraße in Sennestadt errichten. Nicht nur für die Kunsthalle. Auch für die anderen Bielefelder Museen. Und für die in den Kreisen Herford und Gütersloh. Eine Tochterfirma des Kommunalverbandes LWL würde das Gebäude errichten und die Flächen an die Museumsträger vermieten. So der Plan. Doch der Grundstücksverkauf scheiterte im Juni. Wegen Unstimmigkeiten hatte Oberbürgermeister Pit Clausen (SPD) die Verkaufsvorlage in der nichtöffentlichen Sitzung des Rates kurzerhand zurückgezogen. Die Unstimmigkeiten entwickelten sich zu offenen Meinungsverschiedenheiten zwischen den Sennestädter Bezirkspolitikern und der Rathausspitze. Das 17.400 Quadratmeter große Grundstück an der Sprungbachstraße ist offiziell als Gewerbegebiet eingestuft. Eigentlich sollte dort ein Medizinisches Versorgungszentrum entstehen. Später hätten die Sennestädter dort gern ihre neue Grundschule gesehen, doch die soll nun ins Schulzentrum Wintersheide. Sennestadtverein will Wald erhalten Und dann ist da noch der Wald. Auf dem Grundstück befindet sich ein größerer Baumbestand. Der müsste verschwinden. Das hat inzwischen auch den Arbeitskreis Natur und Umwelt des Sennestadtvereins auf den Plan gerufen. &bdquo;Bei dem knapp zwei Hektar großen in Frage stehenden Wald handelt es sich um einen strukturreichen Mischwald aus verschiedenen Laubbaumarten – vor allem Buchen, Eichen und Ahorn – und Kiefern mit hoher ökologischer Wertigkeit“, heißt es in einer Resolution des Arbeitskreises. Dieser Wald müsse auf jeden Fall erhalten bleiben. Als der OB im Rat die Verkaufsvorlage zurückzog, war kurz zuvor die neue städtische Baumschutzsatzung beschlossen worden. Die tritt am 1. Oktober in Kraft. Doch in einer Informationsvorlage, die Clausen jetzt an die beteiligten Ratsgremien verschickt hat und in der er noch einmal für das Vorhaben wirbt, kommt der OB zu dem Schluss, dass die Bäume nicht unter die Satzung fielen. Da das Grundstück rechtsverbindlich als Gewerbefläche ausgewiesen ist, sei keine Umwandlungsgenehmigung erforderlich. Die neue Baumschutzsatzung soll nicht greifen Eine Mehrheit in der Bezirksvertretung Sennestadt wollte zumindest einen Teil der Bäume erhalten. Auch die Zufahrt sollte anders geregelt werden. Verärgert waren die Bezirkspolitiker auch, weil ihre Fragen zu dem Projekt aus dem Rathaus unbeantwortet blieben. Ihren Änderungswünschen hatte sich auch der Betriebsausschuss für den städtischen Immobilienservicebetrieb angeschlossen. Doch das passte nicht zu den Bauplänen der LWL-Tochtergesellschaft. So scheiterte der Verkauf erst einmal. Dabei ist das Bauvorhaben ein Renommierstück aus dem Regiopol-Projekt. Darin will Clausen die Zusammenarbeit mit den Kommunen rund um Bielefeld voranbringen. Der Neubau soll bis zu 16 Meter hoch werden und vier Geschosse haben, jedes Geschoss mit einer Fläche von bis zu 4.000 Quadratmetern. Er soll nicht aussehen wie eine Industriehalle, sondern &bdquo;ansprechend“ gestaltet werden. Das Depot wird nicht öffentlich zugänglich sein, und größere Verkehrsströme seien auch nicht zu erwarten. Clausen hofft die Gegner des Projektes überzeugen zu können. Im November soll der Verkauf des Grundstücks nun erneut auf der Tagesordnung des Rates stehen.

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