Kehrseite der Medaille: Pöbler und Müll trüben die Lutter-Begeisterung

Bielefeld. Die kürzlich an die Oberfläche gebrachte Lutter an der Ravensberger Straße ist eine Erfolgsgeschichte. Die sonst so kritischen Bielefelder sind voll des Lobes für das kühle Nass zwischen Niederwall und Teutoburger Straße. Entsprechend beliebt ist gerade jetzt an den heißen Sommertagen auch das Picknicken an der Lutter. Die Weingläser klirren, die Stimmung ist für ostwestfälische Verhältnisse euphorisch bis ausgelassen. Leider auch mit negativen Folgen. In der Nacht zu Sonntag musste die Polizei gleich dreimal wegen Ruhestörungen zum aktuellen &bdquo;Bielefelder Hotspot“ ausrücken, wie Polizeisprecher Fabian Rickel bestätigte. Wiederholt hatten Anwohner Ordnungsamt und Polizei gerufen, weil für einige Betroffene an Schlafen einfach nicht zu denken war. &bdquo;Das tolle Wetter hat offenbar immer wieder neue Menschen angelockt“, so Rickel. So trafen die Beamten um 0.15, um 0.45 und um 1.20 Uhr unterschiedliche Störenfriede an. &bdquo;Es handelte sich um wechselnde Personengruppen, die wir immer wieder ermahnen mussten, ruhig zu bleiben.“ Störenfriede per Lautsprecher-Durchsage ermahnt Nachbarn berichteten, dass die Polizei sogar per Lautsprecherdurchsage damit gedroht hatte, die Straße zu räumen, sollten sich die Lutter-Fans nicht endlich zügeln. Offenbar hatte die Ermahnung Erfolg. Zu einer Räumung kam es nicht. Eine Bielefelderin, die seit Jahren an der bisher beschaulichen Ravensberger Straße wohnt, spricht davon, dass jetzt das &bdquo;Partyvolk“ ihre Straße &bdquo;eingenommen“ habe – und zwar bis tief in die Nacht. Für die Anwohner ist der Lärm ein Novum, das die Anrainer der großen Bielefelder Parks im Sommer schon seit Jahren kennen. Besoffene und Grölende mischen sich zur Weinglas-Fraktion Dabei ist das Publikum im Bielefelder Osten bis zum Abend alles andere als problematisch einzuschätzen. Allerdings mischten sich später zunehmend auch Besoffene, grölendes Jungvolk und frustrierte Arminia-Fans unter die feinen Picknick- und Weinglas-Fraktionen. Ein Mann soll an jenem Abend so viel gesoffen haben, dass Zeugen gegen 22.30 Uhr sogar den Rettungswagen riefen, um Schlimmeres zu verhindern, berichtet eine Bielefelderin. Viele der Lutter-Anlieger zeigen sich selbst als erfreute Nutzer der neuen Outdoor-Attraktion vor der Haustür, sie bringen Essen, Getränke und Freunde mit. Doch längst nicht alle sind davon begeistert: &bdquo;Unter meinem Fenster saßen in dieser Nacht 20 Leute – alles andere als in gemäßigter Lautstärke. Immer mehr Anwohner sind genervt von diesem Zustand“, schreibt eine Anwohnerin, die nicht namentlich genannt werden möchte. Die Stadt kann nicht überall Mülleimer aufstellen Viele in der Nachbarschaft räumten am Sonntagmorgen sogar selbst auf. &bdquo;Da standen morgens ziemlich viele Wodka-Flaschen“, schreibt eine Hundebesitzerin. &bdquo;Um 8.15 Uhr waren die Flaschen alle schon wieder weg. Toll, dass die das alles selbst weggeräumt haben.“ Andreas Geisler, Leiter der Stadtreinigung Bielefeld, bestätigt: &bdquo;Wir waren am Sonntag nicht mit einer Kolonne vor Ort. Der Umweltbetrieb kam erst am Montagmorgen zum Aufräumen. Es war wirklich unschön, wie es da morgens aussah.“ Bürger hätten ihm bereits Fotos geschickt und berichtet, dass neben Glasflaschen auch reichlich Handtücher und vergessene Schuhe zurückgeblieben seien. Viele hätten den Umweltbetrieb aufgefordert, diese Müll-Aufgabe nun zu übernehmen und entlang der Rinne Mülleimer aufzustellen. &bdquo;Tatsächlich können wir aber nicht überall einfach welche aufstellen“, betont Geisler. Bisher stünden Mülleimer an Bushaltestellen, an der Straße oder in Parks neben den Parkbänken. &bdquo;Die Situation an der Lutter ist für uns Neuland.“ Erstes Krisengespräch im Rathaus Zumal auch noch nicht geklärt sei, ob es einen Architektenschutz entlang der offenen Lutter gibt, der eine Aufstellung ohne Zustimmung schwierig machen könnte. Trotzdem sollen sich am Montag bereits mehrere beteiligte Stellen der Stadtverwaltung zusammengesetzt haben, um eine Lösung für das Müllproblem zu finden, heißt aus dem Rathaus. Federführend bei der Planung sei das Amt für Verkehr gewesen, weitere Abteilungen seien involviert. "Glasscherben und nackte Füße passen nicht zusammen" Der Bereichsleiter der Stadtreinigung hat den Handlungsbedarf zumindest für den Sommer klar erkannt: &bdquo;Unsere Sorge sind die Flaschen", sagt Andreas Geisler. Denn Glasscherben und nackte Füße passen da einfach nicht gut zusammen. Unsere Hoffnung ist, dass die Besucher ihren Müll einfach wieder mit zu sich nach Hause nehmen. Das machen bisher nur leider nicht allzu viele.“

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