23 Britenhäuser unter Denkmalschutz: Verkauf läuft wieder an

Bielefeld. Wohnraum ist knapp. Doch im Musikerviertel stehen 36 ehemalige Offiziersvillen, die früher die britischen Streitkräfte nutzten, seit Längerem leer. Sie sind großzügig mit bis zu 160 Quadratmetern Wohnfläche auf bis zu 1.400 Quadratmeter großen Grundstücken. Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) hatte den Verkauf bereits begonnen, ihn im Frühjahr aber gestoppt, weil andere Nutzungen im Raum standen. Jetzt gibt es eine neue Klärung, so dass die Vermarktung wieder starten könne. In der ersten Runde hatte die BImA bereits zwei Häuser an der Wilhelm-Raabe-Straße 39 und 41, die für 730.000 Euro angeboten wurden, verkauft. Sie sind bereits abgerissen, die Baugrundstücke liegen aber brach. Doch für 22 Doppel- und 14 Einzelhäuser war die Lage unklar, weil drei wichtige Fragen offenstanden. Doch jetzt liegen Antworten vor, und die Bundesanstalt bestätigte, dass die Vermarktung im Einvernehmen mit der Stadt weiter vorbereitet werde. Zum einen verzichtet die Stadt auf die ihr angebotene Option des Erstkaufrechts auf die Liegenschaften, bestätigte Sprecher Daniel Steinmeier. Damit habe sie vom Erwerb der Häuser Abstand genommen, teilte die BImA-Pressestelle mit. Einfluss nehmen könne die Stadt aber als Planungsbehörde auf künftige Nutzungen der Immobilien. Leerstände Zum anderen sieht die Stadt keinen weiteren Bedarf mehr, ukrainische Flüchtlinge in den leerstehenden Häusern unterzubringen. Sozialdezernent Ingo Nürnberger (SPD) hatte im Interview bestätigt, dass die anderen freien Britenwohnungen in Stieghorst und Heepen ausreichten, um die Menschen aus den Gemeinschaftsunterkünften mit normalem Wohnraum zu versorgen. Außerdem ist jetzt klar, wie viele der 36 Häuser unter Denkmalschutz gestellt werden sollen. Die obere Denkmalschutzbehörde hat entschieden, dass 13 Einfamilienhäuser an der Johannes-Brahms- und der Joseph-Haydn-Straße in die Denkmalliste der Stadt Bielefeld eingetragen werden sollen. Die Widerspruchsfrist läuft jetzt aus. Das bedeutet für diese Häuser, dass sie nur unter besonderen Auflagen unter unter Erlaubnis der unteren Denkmalbehörde verändert und saniert werden dürfen. Tatort von IRA-Attentat Die Denkmalbehörde hält die Einzelhäuser für wertvoll, weil sie typisch für die Architektur zu Zeiten der britischen Streitkräfte in Deutschland seien. Die Häuser seien historisch, stadtbild- und quartiersprägend. Vor einem der Gebäude ereignete sich 1980 ein Attentat der nordirischen Terrororganisation IRA, bei der ein britischer Soldat erschossen wurde. In zwei der Häuser finden sich innen in den Räumen noch so viele typische Merkmale, dass auch die Innenausstattung denkmalwürdig sei, erklärt Svenja Horstkötter von der Oberen Denkmalbehörde in Detmold. So seien Wandvertäfelungen, Einbauschränke, Treppen, Innenrollos, Kamine und Parkettböden noch gut erhalten. Es bestehe deshalb ein öffentliches Interesse an Nutzung und Erhalt. Wert, der am Markt erzielbar ist Fast alle Offiziersvillen stehen leer, nur in einigen wohnen vorübergehend Sicherheitsleute, teilte die BImA mit. Für den Verkauf gelten Vorgaben der Bundeshaushaltsordnung. Danach müssten sie zum &bdquo;vollen Wert“, der am Markt erzielbar sei, veräußert werden. Dies ermittele sie auf dem offenen Immobilienmarkt und in einem Bieterverfahren. Für denkmalwürdig im Musikerviertel ordnet die Behörde aber nur die Einzelhäuser ein. Von einer Unterschutzstellung der Doppelhäuser nimmt sie Abstand, weil es ähnliche, aber typischere in einem anderen Gebiet gebe – am Dreierfeld in Heepen. Dort an der Straße Auf der Brinkhufe sei das Erscheinungsbild bei zehn Immobilien mit der Kombination von Häusern, Vorgärten und Gärten noch deutlicher erkennbar. Auch hier stammen die wertvollsten Häuser aus den Jahren 1959 bis 1961. Der Erhalt der Britenhäuser entspreche auch dem Wunsch der Stadt, beschloss der Hauptausschuss des Rates 2020 in einem Positionspapier. Der alte Baumbestand solle ebenfalls gesichert werden. Das Bauamt hatte damals kein Potenzial für eine Nachverdichtung gesehen. Für die setzt sich aber die &bdquo;Bürgerinitiative für sozialökologische Stadtentwicklung“ (BISS) ein, um mehr erschwinglichen Wohnraum zu schaffen.

Meistgelesen