Hitze und Dohlen setzen Dachgrün der Jahnplatz-Haltestellen zu

Bielefeld. Wo es trocken wird, gedeihen sie am ehesten: niedrige Sedumgewächse wie Fetthenne oder Mauerpfeffer. Deshalb ließ die Stadt sie als klimafreundliches Grün auf die Haltestellendächer des Jahnplatzes setzen. Dort ist es für die Pflanzen aber besonders hart. Das sieht man ihnen auch an. Sie kämpfen nicht nur mit Trockenheit und Hitze. Die größte Gefahr lauert in der Luft. Das Dachgrün auf dem zentralen Verkehrsknoten ist ein ehrgeiziges Projekt. Auf den Dächern, die Schirmen auf dem Kopf ähneln, ist nur minimal Platz für eine ordentliche Substratschicht, in der die Pflanzen gedeihen können. Trotzdem hat der Einbau geklappt. Und Dietmar Schröder, Abteilungsleiter bei der ausführenden Firma Ringbeck (Oelde), ist mit dem Ergebnis durchaus zufrieden, trotz der Sommerhitze: &bdquo;Den Umständen entsprechend sieht es gut aus.“ Klar ist aber auch: Zwei Mal im Jahr wird das Grün gründlich gepflegt werden müssen. Im Herbst sei das erstmals vorgesehen. Dann muss aber auch schon nachgepflanzt werden. Denn für höheres, blütenreicheres Grün setzte man auch Kräuter wie Schafgarbe und Grasnelke ein. Und auf die haben es Dohlen abgesehen. &bdquo;Von 700 Setzlingen auf der Nordseite blieben 350“, so Schröder. Und die nachgepflanzten seien schon wieder teils weg. 100 Kilogramm pro Quadratmeter Das niedrige Sedum schmeckt den Dohlen offenbar nicht so gut. Es wird wie Rollrasen in vorkultivierten, zwei mal ein Meter großen Vegetationsmatten aufgetragen. Sie sind zwei bis drei Zentimeter dick, darunter ist ein Substrat, das den Pflanzen Halt gibt, sie mit Nährstoffen und Wasser versorgt. Doch die Schicht darf gerade mal drei bis sieben Zentimeter dick sein – eine extrem dünne Unterlage, die wenig Wasser hält. Denn sonst würde die Konstruktion zu schwer. Schon so lasten bis zu 100 Kilogramm auf einen Quadratmeter über den eher filigranen Dächern. Nach unten dichten Folien das Grün ab, durch vier Gullys pro Dach läuft das überschüssige Wasser ab. Dafür, es aufzufangen und bei Trockenheit den Pflanzen zuzuführen, fehlt es an Platz. Anders ist das etwa bei der neuen Kinderklinik, die in Bethel gebaut wird und bei der Landwehr das Dachgrün plant: Da ist die Schicht bis zu 40 Zentimeter dick, kann Pflanzen Wasser zuführen, so dass auch Stauden und Gräser gedeihen. Das Jahnplatz-Dachgrün bleibt karg. Der Klimaeffekt ist deshalb überschaubar. Schröder: &bdquo;Dafür sind die Schichten zu dünn. Aber es ist immer noch besser als Kies oder Dachpappe.“ Die Jahnplatz-Dächer überspannen immerhin eine Fläche von 800 Quadratmetern. Das Grün darauf kostet knapp 70.000 Euro. Für den gesamten Jahnplatz-Umbau kalkuliert die Stadt mittlerweile 27,5 Millionen Euro. Punktuell muss nachgepflanzt werden Dachgrün kühlt und bietet Insekten wie Bienen und Schmetterlingen Nahrung. Deshalb fördert es die Stadt es an anderen Stellen mit einem Programm für Privathäuser. 2021 startete es, neun Anträge seien bewilligt, so Umweltamtsleiterin Tanja Möller. 40 bis 85 Euro gibt es je nach Aufbaudicke pro Quadratmeter. Möller: &bdquo;Das lohnt sich.“ Und nützt dem Klima gerade bei Trockenheit. Größere Flächen gibt es etwa auch auf der neuen Fachhochschule. Die Auskunft hier: &bdquo;Die Sukkulenten kommen hervorragend klar.“ Die dickeren Substratschichten helfen. Doch genutzt werden die genügsamen Pflanzen auch auf Stein. An der Sparrenburg decken sie die ausgegrabenen alten, offengelegten Mauern ab. Aber das Sedum sieht derzeit &bdquo;etwas mitgenommen aus“, räumt Malin Stuckmann vom Umweltbetrieb ein. Das liege an Trockenheit und fehlendem Regen – aber auch am Publikumsverkehr, weil Leute drauf klettern oder gehen. Doch die Pflanzen würden sich erholen, wenns regnet. Punktuell werde man aber im September nachpflanzen.

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