Schock-Nachricht: Aus für alle Gastronomie-Betriebe im Golden-Tulip-Hotel

Bielefeld. Der von der Eigentümergemeinschaft beauftragte Bielefelder Architekt Holger Hempel (Büro Hempel und Tacke) geht davon aus, dass nach dem Dachstuhlbrand das Golden-Tulip-Hotel in der Altstadt komplett entkernt und dann wieder neu aufgebaut werden muss. Das ist die erste, ernüchternde Diagnose nach dem Großbrand am vergangenen Mittwoch. Voraussichtlich bis Ende nächster Woche soll das Gebäude nun zunächst eingerüstet, mit Fangnetzen versehen und auf diese Weise ausreichend abgesichert werden. Diese Sicherungen sind Voraussetzung für das Bauamt, um erste Sperrungen rund um die Brandruine aufzuheben. Statiker werden nun zunächst auch die Standsicherung des Gebäudekomplexes überprüfen. Auf zwei bis drei Wochen schätzt Hempel die Dauer für die Entrümpelung des Hotelbaus. Noch fünf Zentimeter Wasser steht über dem Rockcafé Wenig Hoffnung gibt es für die Gastronomie im Tiefparterrebereich. Sowohl in das Rockcafé als auch in das indische Restaurant ist Löschwasser eingedrungen, es tropft von der Decke. &bdquo;Im darüberliegenden Konferenzsaal des Hotels steht das Wasser noch fünf Zentimeter hoch“, so Hempel. Ein Weiterbetrieb sei deshalb zunächst auszuschließen. Am wenigsten betroffen sei noch der Imbiss Luttergrill. Die Betreiber der drei Gastronomiebetriebe werden von der Stadt nun eine amtliche Nutzungsuntersagung erhalten. Das indische Restaurant Kohinoor war bereits mit der Fertigstellung des Gebäudekomplexes 1987 eröffnet worden und ist das älteste seiner Art in Bielefeld. Niklas Meyer, Betreiber des Rockcafés, hatte mehrfach beklagt, zu wenig Informationen von offizieller Seite über die weiteren Maßnahmen nach dem Großbrand zu erhalten. Seine Hoffnung, bald wieder eröffnen zu können, ist nun jäh zusammengefallen. Hohe Temperaturen fördern die Schimmelbildung im Gebäude Geplant ist, dass möglichst bis Ende August ein provisorischer Dachstuhl und eine Notbedachung errichtet werden. Regenwasser könnte die Gebäudesubstanz sonst weiter schädigen. Durch das provisorische Dach soll das Gebäude auch winterfest gemacht werden. Die große Sorge: Steigen in den nächsten Tagen die Temperaturen wieder auf sommerliche Höchstwerte, könnte dies auch die Schimmelbildung in den durchfeuchteten Räumen beschleunigen. Teilweise wurden in dem Gebäude Gipskartonwände verbaut, die ebenfalls keine Feuchtigkeit vertragen. Parkgarage steht vor der Wiedereröffnung Die Tiefgarage, die in einen öffentlichen und einen privaten Bereich für die Bewohner der benachbarten Wohnungen unterteilt ist, hat am wenigsten Schaden genommen. Deren Sanierung war erst kurz vor dem Feuer abgeschlossen worden. Die Parkgarage könne voraussichtlich in Kürze wieder in Betrieb genommen werden, sobald das Gerüst und die Fangnetze aufgebaut sind. Dies berichtete Stadtsprecherin Kristina Beermann. Angestrebt werde auch, dass die Straßen Waldhof und Welle möglichst schnell wieder für den Verkehr freigegeben werden können. Für den Waldhof könne dies zunächst halbseitig erfolgen, so Beermann. Die Absperrungen auf dem Bunnemannplatz sollen ebenfalls möglichst bald zumindest zum Teil aufgehoben werden. Dadurch wäre für die dortigen Lokale wieder mehr Außengastronomie möglich. Abriss kommt wegen der Tiefgarage nicht in Frage Der Gebäudeversicherer und der Versicherer des Hotelbetreibers hätten sich bislang konstruktiv gezeigt, so Architekt Hempel. Die Finanzierung der zunächst anstehenden Maßnahmen sei gesichert. Auch Kristina Beermann spricht von einer engen und sehr guten Zusammenarbeit mit dem Eigentümer. Am Wochenende hatte Hempel ein Dachdeckerunternehmen, mit dem er schon häufiger zusammengearbeitet habe, mit ersten Sicherungsarbeiten betraut. Ein kompletter Abriss des Hotelgebäudes komme schon wegen der Tiefgarage, die auch mit dem benachbarten Alstadt-Carré verbunden ist, nicht in Frage. Wie es mit dem Komplex, der auf einer Grundfläche von 1.500 Quadratmetern steht, weitergehe, müssten die Eigentümer nun entscheiden. Damalige Baukosten: 55 Millionen Deutsche Mark Das gilt auch für die Frage, ob Golden Tulip dort wieder ein Hotel einrichten wird. Die Kette, die zu einem französisch-chinesischen Hotellerie-Betreiber gehört, hat sich bislang nicht geäußert. Nicht bekannt ist bislang auch, wie lange der aktuelle Pachtvertrag für das Gebäude am Waldhof noch läuft. Bei einem Großbrand des Hotels waren die beiden obersten der sechs Etagen komplett zerstört worden. Große Rauchwolken bildeten sich, umliegende Gebäude wurden vorsichtshalber evakuiert. Zunächst wurden mehrere Menschen vermisst, dann folgte die Entwarnung. Von den 29 Hotelgästen und dem Personal wurde bei dem Feuer niemand verletzt. In den 80er Jahren war das Hotelgebäude nach einem Entwurf des Bielefelder Architekturbüros Streich zusammen mit dem angrenzenden Altstadt-Carré errichtet worden. Die Baukosten damals: 55 Millionen Deutsche Mark. Wie hoch der Brandschaden ist und wie teuer ein Wiederaufbau werden könnte, ist noch nicht beziffert. Alle Artikel zum Großbrand in der Bielefelder Altstadt zum Nachlesen.

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