Nach Großbrand: Sorgen um gerade wiederbelebten Platz in Bielefeld

Bielefeld. Sonnenschein, viele Menschen unterwegs, es könnte alles normal sein am Bunnemannplatz. Ist es aber nicht. In der Luft liegt Brandgeruch, das Tulip-Hotel ist weiträumig abgesperrt, Sicherheitskräfte bewachen die Ruine. Schutt liegt teilweise noch herum, vor dem Restaurant Kohinoor ein mächtiger, abgebrochener Ast. Gastronomen sind in Sorge. Anlieger auch. Vor allem direkt am Bunnemannplatz. Giuliano Bono ist Geschäftsführer des Nonna's, nächste Woche feiert er das Einjährige des Italieners. Zu feiern hätte es viel gegeben: "Nach den Corona-Problemen läuft es jetzt richtig gut". Genauso wie gegenüber beim Nohut. Auch das anfangs oft leere Tusé laufe jetzt besser. Da es gen Obernstraße ausgerichtet ist, dürften die Brand-Folgen eh geringer sein. Echte fehlende Plätze hat nur das Nonna's. Acht Tische stehen hinter der Absperrung. Gut 50 Plätze. Dass es hier bald wieder Gäste gibt, glaubt Bono nicht. Der Blick auf die Brandruine ist kein schöner. Da er glaubt, "dass das Hotel bis zum Erdgeschoss abgerissen wird", fürchtet er danach Baulärm, Gestank, Staub. "Ob sich dann ein Mittagstisch noch lohnt?", ist eine der Fragen, die ihn umtreibt. Container stört Gastronomen "Ich hoffe aber, im August wieder 100 Prozent der Terrasse nutzen zu können, vielleicht darf ich ja weiter auf den Platz und Richtung Obernstraße und in die Passage hinein", hofft er auf Kompromisse mit der Stadt. Derzeit aber, so Bono, gebe es noch keine genauen Infos. Das Gebäude jedoch ist dem Eigentümer bereits wieder übergeben worden. Es wird nicht mehr ermittelt. Mit Blick auf den Corona-Test-Container zwischen dem Nonna's und dem Nohut hofft Bono auch hier auf eine Lösung - der Container störe nun noch einmal mehr. Bono ist ein wenig frustriert: "Wir beide, das Nohut und das Nonna's, haben uns sehr bemüht, den Bunnemannplatz wieder attraktiv zu machen - das jetzt ist schon ein Rückschlag." Volkan Aksu vom Nohut teilt mit: "Wir sind im Betriebsurlaub, die Folgen werden sich erst noch zeigen." Noch heftiger, so Bono, sei es für das Rockcafe und das Kohinoor auf der anderen Seite der Ruine. "Die werden sich vielleicht nach einer neuen Location umschauen müssen." Beide Läden sind traditionsreich, das unterscheidet sie von den Newcomern Nohut, Nonna's und Tusé. Bono: "Ich setze jetzt auf eine schnelle Abwicklung, eine Baustelle ist ja okay und unvermeidbar, aber bitte dann mit Geschwindigkeit - mit einem Bauzaun, der ein schönes Banner hat." Er glaubt: "Das Objekt wird nicht zu retten sein." Ein Neubau, der die gerade erst sanierte und noch gesperrte Tiefgarage sowie das Erdgeschoss integriert, sei wohl das Wahrscheinlichste. "75 Prozent weniger" Direkte Anliegerin am Bunnemannplatz ist auch Anita Tepe mit ihrem Fachgeschäft für Kindermode. Sie steht mit einer Kollegin im leeren Laden. "Normalerweise ist hier samstags richtig viel los, heute: tote Hose." 75 Prozent weniger. Am Brandtag habe sie mittags zugemacht, Gerüche vom Qualm seien zum Glück nicht in die Kleidung gezogen. Ein Ziegel habe einen Fensterrahmen beschädigt, zum "Glück nicht die Scheibe". Sonst wäre der Gestank ungehindert eingedrungen. Betroffen ist sie vom Brand auf eine besondere Weise: Nicht nur das geschlossene Parkhaus und der abgesperrte Bereich hält ihre Kunden fern, nein, das Hotel selbst ist das Problem. "Wir haben viele Stammkunden, die dort übernachten und für die der Weg zu uns Tradition hat." Sie ärgert sich, denn es sei gerade wieder richtig gut gelaufen, das sanierte Parkhaus habe geholfen. "Jetzt kommen fast nur Leute, um zu gucken und Fotos zu machen." "Und die Sorge vor einer dicken Baustelle ist nicht gerade förderlich für mein Geschäft." Bei Gravis, dem etablierten Apple-Händler an der Welle, ist Filialleiter Ralph Schulz mit einem blauen Auge davon gekommen. "Wir haben keinen Schmier auf den Geräten, hatten keinen Rauch im Laden." Um 12.20 Uhr habe er geschlossen, am nächsten Tag öffnete er. Er lobt die Feuerwehr: "Die hat einen Super-Job gemacht." Da das Welle-Parkhaus offen sei, habe er keine allzu großen Sorgen. "Na klar, es ist jetzt ruhiger, aber nicht in bedenklichem Umfang." Kühlung gefährdet? Ganz ähnlich sieht es Tabea Huneke vom Reformhaus an der Welle, das gerade erst wegen der neuen Markthalle vom Mirabellenplatz an die Welle umgezogen ist. "Wir hatten einen Verdienstausfall und es ist für den Lieferverkehr alles ungünstig, aber wir haben sofort alles zugemacht und so auch keinen Geruch im Laden." Es gehe also relativ normal weiter. Anders ist es beim Löwenzahn-Bioladen. Hier läuft eine große Klimaanlage, sie soll verdreckt sein. Hohe Außentemperaturen könnten zum Problem werden für die Kühlung sensibler Waren. Eine Frage sei auch, gegen wen sich mögliche Ansprüche wohl richten würden.

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