"Zava" feiert Jubiläum: Die Älteste Eisdiele der Stadt

Bielefeld. "Dieser Laden wir eines Tages mir gehören", ist Pierangelo Zava überzeugt, als er zum ersten Mal das Eiscafé betritt. Es ist im Jahr 1988. Zava, Mitarbeiter im italienischen Restaurant "San Marco" an der Feilenstraße, geht nach Feierabend gern auf einen Espresso zu seinen Landsleuten an der Friedrich Ebert-Straße. "Venezia" heißt das Eiscafé damals. Nur wenig später hat er einen Job hinter der Eis-Theke und nach weiteren vier Jahren gehört ihm der Betrieb, den er fortan unter seinem Namen führt. Der stattliche Eiskonditor mit rosigem Gesicht und grauem Oberlippenbart, erinnert sich an die Anfänge. Als er das Café von seinem Vorgänger übernahm, habe es maximal 20 unterschiedliche frostige Spezialitäten gegeben. Marcello Fattor hatte das Lokal gegenüber der Hauptpost 1972 eröffnet. Seiner Familie ist es zu verdanken, dass die Bielefelder italienisches Eis überhaupt kennenlernten. Schon 1954 gründete Fattors Bruder Mario das erste Eiscafé der Stadt an der Kleinen Bahnhofstraße. 1958 folgte eine Filiale neben der "Skala", danach der Betrieb an der Friedrich-Ebert-Straße – alle unter dem Namen "Venezia". Und heute steht Zava hier hinterm Tresen mit seiner blau-weiß gestreiften Schürze, 30 Jahre schon. Die Eissorten? Etwa 40 unterschiedliche Variationen verlassen regelmäßig seine Küche mit den blitzblanken Aluminium-Geräten. Vanille, Schokolade, Erdbeere, die Klassiker sind aus seinem Sortiment nach wie vor nicht wegzudenken. Auch Zitrone darf nie fehlen. Kaum gefragt sei dagegen Amaretto-Eis mit seinem leicht bitteren Mandelaroma. Zava bietet es nicht mehr an, füllt stattdessen Neuschöpfungen aus Mango oder Cookies in die Behälter an der Theke. &bdquo;Die Zeiten haben sich geändert und mit ihnen die Kundschaft“, sagt der 60-Jährige. Vor allem bei jüngeren Leuten beobachte er, wie industriell gefertigte Lebensmittel die Geschmacksnerven beeinflussen. "Dass unsere fruchtigen Sorten mit frischem Obst hergestellt sind, können viele nicht mehr feststellen." Geändert habe sich auch viel im Umfeld seiner Eisdiele, bedauert Zava. "Eine 1a-Lage war das hier früher, mit guten Geschäften." Der Fachhandel habe sich zurückgezogen aus dem Viertel. Auch fehle der frühere Busbahnhof auf dem Kesselbrink, dessen Kundschaft häufig bei ihm eingekehrt sei. Er mag sich trotzdem nicht beklagen. Die lange Zeit der Umbauarbeiten der Friedrich-Ebert-Straße direkt vor der Tür habe ihn härter getroffen. Allerdings: "Bevor hier die hier Ampel installiert wurde, war es ruhiger." Stattdessen jetzt Autoschlangen, Abgase, Hupen – all das halte Gäste davon ab, länger auf seiner Terrasse zu bleiben. Verbittert ist Zava trotz allem nicht. &bdquo;Ich habe hier immer Spaß gehabt“, sagt er und seine blauen Augen strahlen. "Mein Geschäft ist schön", davon ist er bis heute überzeugt. Dass es immer noch so gut läuft, verdanke er auch seinem Team, der "guten Seele" Luisa Corso und Corrado Nieri, einem Neffen der Brüder Fattor. &bdquo;Ich lebe gut hier und bin den Bielefeldern dankbar“, fasst er zusammen. Doch sein Herz sei häufig woanders. Es ist ein Gefühl, dass ihn nicht zur Ruhe kommen lässt. Heimweh ist es, Sehnsucht nach der Mutter, die noch lebt in dem Ort, in dem er zur Welt kam und zu dem es ihn jedes Jahr den Winter über zurück zieht. Conegliano heißt die Gemeinde mitten in den Prosecco-Hügeln am Fuße der Dolomiten. &bdquo;Wunder, wunderschön“ sei die Region, ein UNESCO-Kulturerbe. Viele Freunde von früher leben dort. "Ich vermisse sie alle sehr", sagt Zava. Irgendwann sei es wohl Zeit, sich zu entscheiden – zwischen Bielefeld und Italien. Wann? Ein Schulterzucken ist die Antwort.

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