Zweifache Mutter auf OWD getötet: Überraschende neue Erkenntnisse

Bielefeld. Der Aufprall war massiv. Als am Nachmittag des 13. Dezembers 2021 auf dem Ostwestfalendamm eine BMW-Limousine in den stoppenden Nissan einer zweifachen Mutter prallt, wird der Kleinwagen der 32-Jährigen bis zur Unkenntlichkeit deformiert. Die Bielefelderin wird im Inneren eingeklemmt und lebensgefährlich verletzt. Zwar können die Rettungskräfte sie noch aus dem Autowrack befreien und reanimieren, doch die Frau erliegt später ihren massiven Verletzungen im Krankenhaus. Nun muss sich in Kürze der mutmaßliche Verursacher dieses Unfalls wegen fahrlässiger Tötung in Tateinheit mit einem verbotenem Autorennen vor Gericht verantworten. Das berichtet die ermittelnde Staatsanwältin Claudia Bosse, die jetzt Anklage gegen den 24-Jährigen erhoben hat. Zeugen beobachten schon vorher rücksichtsloses "Kolonnenspringen" Sie geht nach Auswertung mehrerer Zeugenaussagen davon aus, dass der BMW-Fahrer bereits vor dem Unfall mehrfach die Spuren auf der Stadtautobahn wechselte, beschleunigte, wieder die Spur wechselte, um sich am nächsten Wagen vorbeizudrängeln, und wieder abbremste. Bosse spricht in diesem Zusammenhang von regem &bdquo;Kolonnenspringen“. Wie das Unfallgutachten eines Sachverständigen später bestätigt, war der Unfallverursacher mit vermutlich knapp über 100 km/h unterwegs, als er kurz vor der Abfahrt Quelle (Fahrtrichtung Brackwede/A33) in den Wagen der Pflegedienstangestellten aus Milse prallt. &bdquo;Das ist eine Geschwindigkeit, die auf dem Ostwestfalendamm durchaus möglich ist. Aber der dichte Verkehr hat an diesem Nachmittag dieses Tempo nicht zugelassen“, sagt die Anklagevertreterin. Opferanwalt sieht vorsätzliche Tat Claudia Bosse sagt deshalb, dass der 24-Jährige alles getan habe, um trotz des dichten Verkehrs an möglichst vielen Fahrzeugen vorbeizukommen. Sie stuft sein Fahrverhalten als grob verkehrswidrig und rücksichtslos ein, die Tötung der Bielefelderin aber als fahrlässig. Der Anwalt der Opferfamilie soll hingegen von einem vorsätzlichem Verhalten sprechen. Doch warum wirft die Staatsanwaltschaft dem 24-Jährigen ein illegales Autorennen vor? Der Straftatbestand des &bdquo;verbotenen Kfz-Rennens“ (Paragraf 315d Strafgesetzbuch) sieht nicht nur ein Duell zwischen zwei oder mehr Autofahrern vor, sondern auch das rücksichtslose Fahren mit nur einem Fahrzeug, &bdquo;um eine höchstmögliche Geschwindigkeit zu erreichen“. Damit sei nicht nur die höchstmögliche Geschwindigkeit des Fahrzeugs gemeint, so Bosse, sondern auch die im Verkehr &bdquo;relativ mögliche höchste Geschwindigkeit“. Kommt es dabei zu einer schweren Gesundheitsschädigung oder zum Tod eines anderen Menschen - wie in diesem Fall -, sieht das Gesetzbuch ein Strafmaß ein bis maximal zehn Jahren Haft vor. Nach dem Schulterblick stand da plötzlich der Kleinwagen Der Angeklagte bestreitet bisher, in Sinne des Gesetzes ein Autorennen gefahren zu sein. Er ließ über seinen Anwalt mitteilen, dass er für den Spurwechsel in Richtung Ausfahrt beschleunigt und per Schulterblick nach hinten geblickt habe. Als er wieder nach vorne gesehen habe, habe plötzlich der Wagen der 32-Jährigen vor ihm gestanden, so Bosse. Auf der Abfahrt war es wegen einer Baustelle im beginnenden Feierabendverkehr zu einem Stau gekommen. Der Mann in der Limousine habe noch versucht, auszuweichen. Doch das gelang nicht. Der Nissan der tödlich Verletzten wurde schwer beschädigt und nach der Kollision noch gegen ein weiteres Fahrzeug geschleudert, wo eine weitere Person Verletzungen erlitt. Der junge BMW-Fahrer blieb unverletzt. Er ließ später ausrichten, dass ihm der Unfall &bdquo;schrecklich leid“ tue. Erfahrene Retter sprachen von kaum zu ertragenden Bildern Augenzeugen und auch erfahrene Retter blieben an jenem 13. Dezember erschüttert auf dem Ostwestfalendamm zurück. Sie sprachen von Bildern, die "kaum zu ertragen" waren. Die Grundschule der beiden Kinder der Verstorbenen sammelte anschließend Spenden für die Hinterbliebenen. Der tödliche Unfall löste damals eine größere Debatte über Tempolimitis und mehr Sicherheit auf dem Ostwestfalendamm aus.

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