Viele Interessenten: Katzenbaby-Schwemme im Bielefelder Tierheim

Bielefeld. Sie sind erst ein paar Wochen alt, aber schon allesamt geübte Herzensbrecher. Ein Blick in die großen Augen, ein zaghaftes Miau, und viele Menschen schmelzen dahin. Aktuell rollt die Kleinkatzenschwemme im Bielefelder Tierheim mit Macht heran. Interessenten gibt es viele. Doch die müssen den Katzen auch wirklich ein gutes Zuhause bieten, meinen die Tierschützer. 170 Samtpfoten logieren im Moment im Katzenhaus an der Kampstraße. Das waren schon mal beträchtlich mehr, der Spitzenwert liegt bei rund 400. Doch jetzt werden überall die Kitten geboren, oft von wilden, freilaufenden Muttertieren, die überall in der Stadt, in Grünanlagen, Schrebergärten und auf Brachen leben. Die 20, die zur Zeit im Katzenhaus leben, plus weitere 25 in Pflegestellen sind nur der Anfang. "Wir bekommen täglich Telefonate von Menschen, gerade zu Kitten von scheuen Streunerkatzen", berichtet Tierheimleiterin Anja Langer. Sie werden zusammen mit ihrer Mutter gefangen, wenn sie alt genug sind, das heißt, wenn sie anfangen, selbst zu fressen; etwa ab der fünften Woche. Wichtig sei, dass wirklich alle Mitglieder der kleinen Familie erwischt würden, da die Kleinen ohne Mutter nicht überleben würden bzw., falls die Mutter partout nicht in die Falle gehe, die Aufzucht der winzigen Fellbündel schwierig und zeitaufwendig sei, so Langer. "Sie müssen ja alle zwei Stunden gefüttert werden." Hohe Standards, gute Vermittlung Katzen werden im Tierheim gut vermittelt, trotz der hohen Standards. Die Rücklaufquote ist mit geschätzt rund drei Prozent im Jahr verschwindend gering. Im ersten Halbjahr 2021 betrug die Zahl der Vermittlungen 159, im gleichen Zeitraum dieses Jahr sogar 192. Die Zahl der Fundtiere summierte sich in den ersten sechs Monaten vergangenes Jahr auf 105 und jetzt 106, die der Abgabetiere auf 37 bzw. 39. Besonders begehrt sind die winzigen Fellbündel, die sich derzeit wieder in allen Farbschattierungen - von rot über getigert und gefleckt bis schwarz - die WG-Zimmer im Katzenhaus teilen. Kastriert, gechippt, geimpft Vermittelt werden die Jungkatzen grundsätzlich zu zweit, "bei Wohnungskatzen sowieso", sagt Langer. Freigang sei sehr erwünscht, allerdings erst frühestens nach einem halben Jahr, mitunter noch später, weil bei den Kleinen der Gleichgewichtssinn noch nicht optimal ausgeprägt sei. Sämtliche Tierheimkatzen sind, wie es auch die Katzenschutzverordnung der Stadt Bielefeld für Freigänger vorgibt, kastriert, tragen einen Erkennungschip unter der Haut und sind in beiden Haustierregistern, Tasso und Findefix (Deutscher Tierschutzbund), registriert. Zudem sind sie vollständig geimpft. Das alles zusammen mit Unterbringung, Futter und Pflege deckt die Abgabe-Schutzgebühr in Höhe von 95 Euro nur teilweise ab. Zum Vergleich: Allein eine Kastration bei einem Bielefelder Tierarzt koste rund 180 Euro, erläutert die Tierheimleiterin. Zum Vermittlungsstandard der Einrichtung zählen auch ein Übernahmevertrag und eine Nachkontrolle nach sechs bis acht Wochen. "Flausen im Kopf" Wer eine junge Samtpfote bei sich zu Hause aufnimmt, sollte bedenken, dass die nicht nur lieb und süß ist - und vor allem nicht immer. "Kleine Katzen haben viele Flausen im Kopf", sagt Langer. "Und sie brauchen viel Beschäftigung." Zudem müssen Katze und Mensch zusammen passen: Der eine sucht eher einen verspielten Vierbeiner zur Unterhaltung, um sich viel mit ihm zu beschäftigen; ein anderer einen ruhige Schnurrer zum Streichen und Kuscheln, ein dritter möchte einen guten Mäusefänger. Für alle Jungkatzen gilt: für die Eingewöhnungszeit am besten Urlaub nehmen, damit das neue Familienmitglied nicht allein ist. Langer: "Zwei Wochen auf jeden Fall."

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