Auf dem neuen Jahnplatz spielen sich haarsträubende Szenen ab

Bielefeld. &bdquo;Es ist unglaublich“, schreibt eine Leserin über die neuen Bushaltestellen auf dem Jahnplatz. An sieben Positionen fahren jetzt Busse ab. Viele Fahrgäste irren ratlos umher. Nach Heepen halten die verschiedenen Linien an verschiedenen Stellen. &bdquo;Das ist schon teils chaotisch“, sagen auch die Servicekräfte, die den ganzen Tag helfen sollen. Sie haben gut zu tun: 200 Anfragen pro Schicht seien keine Seltenheit. Seit Montag rollt der Busverkehr mit 900 Fahrten pro Tag wieder komplett über den neu gestalteten Jahnplatz. Richtung Osten gibt es drei &bdquo;Steige“, wie die Haltepunkte genannt werden, Richtung Westen sogar vier. &bdquo;Wo geht es nach Heepen?“, fragt ein älterer Mann. &bdquo;Welche Linie?“, muss einer der Servicemitarbeiter, die MoBiel beauftragt hat, nachfragen. Suche nach Linie Denn nach Heepen fahren die 21 und 22 ab Altem Friedhof, die 25 und 26 aber ab Haupt-Steig vor Riemeier an den großen neuen Dächern. &bdquo;Da rollt schon mal der Bus an Wartenden vorbei, die nicht wissen, dass sie am falschen Steig stehen“, ist zu hören. In Einzelfällen verwechseln sogar Busfahrer die Steige, was bei Fahrgästen große Hektik auslöst. Dabei zeigt das neue Informationssystem mit Displays eigentlich alles an, was die Buskunden wissen müssen. Doch an die Buchstaben A bis F der Steige und deren Lage müssen sich viele erst herantasten. &bdquo;Das ist sehr gewöhnungsbedürftig“, sagt einer. Vor allem Ältere tun sich schwer, aber auch Jüngere erfassen die notwendigen Infos nicht schnell genug und fragen nach. Kleine Wartehäuschen Die Reaktionen sind aber gemischt: &bdquo;Endlich ist die Baustelle vorbei“, sagt ein 50-jähriger Heeper, der jetzt aber etwas weiter zur Haltestelle gehen muss: &bdquo;Wäre sie zentraler, wie früher, wäre es schöner. Aber man muss sich halt umgewöhnen.“ Die Wartebereiche sind entzerrter – aber nicht alle ausreichend überdacht. An den großen neuen Dächern auf dem Platz, die heller und schöner als die alten sind, gab es schon Kritik, weil sie höher sind und bei Wind der Regen darunter weht. Jetzt befürchten viele Fahrgäste, dass sie an den fünf kleineren Steigen nass werden. Denn hier stehen nur die einfachen kleinen Wartehäuschen, unter denen nur wenige Platz finden. Die anderen stehen im Regen. Wichtige Linien wie die 21,22 und 23 und in Nachbarstädte halten jetzt dort, &bdquo;wo es nur völlig unzureichende Wartehäuschen“ gibt, beklagt Leserin Angela Chilvers. Gerade am Alten Friedhof sei das Fahrgastaufkommen in Richtung Carl-Severing-Schulen, Radrennbahn und Heepen sehr hoch. Die Bielefelderin schreibt: &bdquo;Diese Fahrgäste stehen jetzt im Regen bzw. in der Sommerhitze. Wofür wurden die neuen Dächer denn überhaupt gebaut?“ Gerade diese Linien müssten wie vor dem Umbau an den großen Dächern halten, meint Chilvers, zumal hier auch der direkte Umstieg in die Stadtbahn möglich ist. &bdquo;So wie es jetzt ist, ist es schon doof“, sagt ein Fahrgast vor Ort. Konflikte mit Radfahrern Die Verteilung auf sieben Haltepunkte solle die Ein- und Aussteige entzerren und die Wartebereiche in der Mitte des Platzes entlasten, erklärt Dirk Vahrson vom Amt für Verkehr den Grund für den Wechsel. Die kleineren Wartehäuschen hatten die Politiker in den Ratsgremien mit beschlossen, auch weil es an den kleineren Steigen weniger Platz für größere Dächer gibt und aufwendigere deutlich teurer geworden wären. Das Unverständnis bei Fahrgästen räumt die Begründung nicht aus. Für Ärger sorgen auch immer wieder die Radwege, die zwischen Wartebereich und Einstieg verlaufen. Einige Rad- und E-Roller-Fahrer &bdquo;ziehen hier durch“, sagt ein Beobachter. Eine 86-Jährige: &bdquo;Die fahren einem den Hintern ab.“ Zudem kreuzen teils Anlieferfahrzeuge Rad- und Fußweg. Als eine ältere Frau auf dem Radweg am Hauptsteig zu Fall kam, mussten die Servicekräfte schnell einschreiten und Radfahrer aufhalten. Die pochen teils auf ihr Recht, dort zu fahren. Manche sind aber auch vorsichtig, steigen ab und schieben. Und manch wartender Fußgänger achtet nicht auf den dunkleren Radweg und stellt sich hier zum Warten hin. Prinzip Rücksichtnahme &bdquo;Alle müssen sich daran gewöhnen“, räumt Verkehrsamtsleiter Olaf Lewald ein: &bdquo;Doch wir haben viele Rad-Piktogramme aufbringen lassen. Das wird sich einspielen.“ Denn auch in anderen Städten sei das so gewesen – mit dem &bdquo;Kopenhagener Modell“, nach dem die Jahnplatz-Haltestellen mit den durchlaufenden Radwegen gebaut sind. Das Prinzip dabei, von dem sich die Verkehrsplaner mehr Sicherheit versprechen, ist: Gegenseitige Rücksichtnahme aller. Gewöhnungsprozess Das fällt noch schwer. Die eigentliche Bewährungsprobe kommt aber noch: Denn man kann zwar über die Radwege schon fahren, aber teils blockieren noch Bauzäune den Weg. Erst mit der Freigabe des Jahnplatzes auch für Autos Ende Juli sollen auch die Radwege vollständig frei sein. Dann werden hier viele fahren. Bei MoBiel zeigt man sich trotz der Anfangsprobleme mit dem Start zufrieden. &bdquo;Es funktioniert ganz gut. Die Leute müssen sich aber noch etwas gewöhnen“, bilanziert Sprecherin Yvonne Liebold. Die Servicekräfte seien aber nur bis zum 1. Juli vorgesehen – und dann noch einmal, wenn die Schule nach den Ferien wieder beginnt.

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