Bielefeld "Heimatwelt"-Festival begeistert mit Sound und Genuss

Bielefeld. "Wasser! Wasser!" - das Mitglied des "Wapani"-Quartetts aus dem westafrikanischen Burkina Faso konnte nicht ahnen, dass auch im beschaulichen Ostwestfalen mitunter das Thermometer auf fast dreißig Grad steigt. Der Musiker ruft es hinaus von der Bühne, er und seine Mitstreiter haben Durst. Tatsächlich, die Sonne knallt am Samstagnachmittag auf den Ravensberger Park. "Viele Besucher sind wohl noch im Freibad", mutmaßt Michael Lesemann vom Welthaus Bielefeld, dem Organisator des zweitägigen Freiluft-Festivals. Natürlich sorgte er dafür, dass die Musiker nicht dehydrieren müssen, es ist sein Job als Kulturreferent des Welthauses, stets verbunden per Walkie-Talkie mit den Mitarbeitern vor Ort. Gleichwohl stellt er fest, dass sich der Zuschauerzuspruch noch im Rahmen hält bei den Performances von "Wapani" oder vom "Carnival der Kulturen"-Ensemble "Murga Los Cometas Felices" - Tanztheater, das das große "Heimatwelt"-Festival mit karibischen Rhythmen im Park eröffnete. Die "Wapani"-Jungs hatten ihre Percussions auf die Bühne gebaut, so etwas wie Marimbas. Oben Holz auf das man mit Klöppeln schlägt, unten ein Kürbis, der Klangkörper - klingt toll! Ein paar hundert Bielefelder ergeben sich schnell diesem Rhythmus und tanzen barfuß mit. Kaffee mit ganz besonderer Röstung So bunt war der Ravensberger Park schon lange nicht mehr: Nicht nur Musik aus fernen Ländern wurde angeboten, auch afrikanische kulinarische Spezialitäten. Ein Auszug aus der Speisekarte: "Couscous mit süßer Joghurtsauce", "Zwiebel-Senf-Hähnchenfleisch, mit Zitrone abgeschmeckt" oder "Erdnuss-Tomatensauce mit Fadennudeln" - Klassiker wie Zuckerwatte und Pizza gibt es natürlich auch. Und genug zu trinken - nicht nur für die "Wapani"-Jungs. "Am besten schmeckt Kaffee, wenn wir ihn zusammen trinken", ist das Credo von "Abosto-Coffee" aus Äthiopien. Die fernen Kaffee-Grüße haben einen Stand im Ravensberger Park aufgebaut. Natnaei's Vater erntet die Bohnen selbst, die Pflanzen wachsen zwischen Mango-, Papaya,- und Avocadobäumen und geben ihnen das spezielle fruchtige Aroma. Seine Schwester Fiametha bereitet die Bohnen in einer speziellen Pfanne "frisch" zu. Anrösten in einer löchrigen Pfanne, damit das Feuer die Bohnen kurz erwischt, dann ins heiße Wasser in ein spezielles bauchiges Tongefäß, ziehen lassen und genießen. "Ich trinke den Kaffee sogar vor dem Schlafen gehen, es ist wunderbar!", gesteht ein Passant. Neben den vielen Ständen, in denen natürlich auch Trommeln angeboten werden, Rastalocken-Extensions oder T-Shirts mit den Konterfeis von TuPac, Bob Marley oder Che Guevara, gibt es auch Socken. Ja! In der "Fairstival"-Arena vor dem Historischen Museum können "Karmaleon"-Socken bestellt werden - in zwei Standard-Größen. Der gemeinnützige Verein aus Bielefeld sorgt nicht nur für warme Füße, sondern auch für das Wohlergehen von Schülern der "St. Joseph School" in den Slums von Nairobi in Kenia. Und Bielefeld ist ja weltoffen, oder? Zurück zur Musik des ersten Festival-Tags: das "Kozma Orkestar" durfte sich Zeit lassen, denn ihre Nachfolge-Band, "Z.O.F.F.", musste corona-bedingt absagen. Die "Rumba de Bodas" zündeten dann ein Feuerwerk aus Funk, Jazz und Soul ab, das der Ravensberger Park schon lange nicht mehr gehört hat. Mehr davon! Das Sonntagsprogramm startet um 11 Uhr mit &bdquo;TBA“ und erneut mit dem &bdquo;Heimatwelt“-Chor um 12 Uhr. Mit den &bdquo;Soul Rebels“ geht es nahtlos weiter um 12.30 Uhr. Eigenkompositionen mit &bdquo;Roots“ aus Mosambique und Bielefeld sind zu erwarten und zudem Klassiker von Jimmy Cliff bis Bob Marley. Eine Tanz-Performance mit &bdquo;Kalaidoskop und Modellierton“ schließt sich um 13.45 Uhr den siebenköpfigen Rebellen an. Türkische und arabische Melodien 15 Künstler der Performancegruppe &bdquo;Worauf es ankommt“ der Theaterwerkstatt Bethel erzählt ab 14.20 Uhr alternative Geschichten und verschiebt Denkmuster. &bdquo;Mavi Dünya“ ist ein transkulturelles Bielefelder Trio, dass eine Fusion aus traditionellen, türkischen Melodien, harmonischen Elementen und spannenden Rythmen auf die Bühne ab 15 Uhr bringen wird. Bei Azize Karakuzu wird es ab 15.45 Uhr Zeit für türkische Folklore. Bei den &bdquo;Analogue Birds“ um 16.30 Uhr klingen seltsame Töne durch den Park: eine arabische Kurzhalslaute Oud , ein australisches Digeridoo oder eine Maultrommel, ein bunter schräger Mix aus Jazz, Rock, World und Breakbeat. Die &bdquo;Connecting Family“ folgt um 17.45 Uhr. Die Bielefelder Crew bringen eine (Afro-)Dancehall-Performance auf die Bühne. Bei &bdquo;Los Kamer“ wird es ab 18.15 Uhr heiß mit mexikanischem Gypsy und Eigenkompositionen aus Jazz, Swing, Balkan- und Latin-Grooves. Bevor die Hauptbühne im Raspi-Park wieder abgebaut wird, dürfen sich die Zuschauer um 20 Uhr noch auf &bdquo;Von Weiden“ freuen, eine aufstrebende Indie-Folk-Band aus Bielefeld.

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