Arminia Bielefeld spielt trotz Abstiegs in der Champions League

Bielefeld. Vielleicht lag es an der Hitze oder am umfangreichen Alternativprogramm am Wochenende: Die Oldtimerbahn-Fahrt mit dem ehemaligen und amtierenden Präsidenten von Arminia Bielefeld fand jedenfalls in kleinem Rahmen statt. Der letztlich aber genau die richtige Größe hatte – getreu dem Motto: &bdquo;Elf Freunde müsst ihr sein.“ Zusammen mit Hans-Jürgen Laufer (Präsident von 2013 bis 2021) und seinem Nachfolger Rainer Schütte steigen neun waschechte Arminia-Fans in die historische Straßenbahn von MoBiel. Und sie genießen es, zwischen Sieker und Senne locker mit den Präsidenten zu fachsimpeln, Anekdoten zu hören und auf Interna zu hoffen, während die Fahrer Dirk Fiedler und Gerhard Kreibe die historische Bahn von 1962 sicher durch Bielefeld lenken. Und sie werden nicht enttäuscht. Laufer im neuen Heimtrikot der Arminen für die 2. Bundesliga, Schütte im weiß-blauen Auswärtsleibchen aus 100prozentigem Recycling-Material. &bdquo;Die lösen sich nach 100-mal Tragen von selbst auf“, scherzt Laufer. Natürlich wird viel über die 1. Mannschaft geredet und über den neuen Trainer Uli Forte, der &bdquo;für viele Fans aus dem Nichts gekommen ist“, wie es Christoph Erz ausdrückt. Schütte widerspricht, Sport-Geschäftsführer Samir Arabi und sein Team hätten den italienischen Trainer schon seit vier oder fünf Jahren auf dem Schirm gehabt. &bdquo;Jeff Saibene kannte hier vorher auch keiner“, ergänzt Laufer. Trainer Uli Forte schon seit Jahren auf dem Schirm Und &bdquo;wie muss man gepudert sein“, sagt Rainer Schütte, &bdquo;Namen wie Daniel Farke oder Bruno Labbadia ins Spiel zu bringen. Die träumen von der Champions League und nicht von Bielefeld.“ &bdquo;Wir träumen auch von der Champions League“, wirft Hans-Laufer ein und erntet Lacher. Schütte ist bescheidener: &bdquo;Einmal ein Europa-Spiel, das wärs“ Patrick Wöhler träumt sofort mit: &bdquo;Dann bin ich beim ersten Auswärtsspiel dabei, egal, wo das ist.“ Abseits des Rasens sei der DSC Armina aber schon Champions League, betont Präsident Schütte. Und zwar bei der Integration von Menschen mit Beeinträchtigungen. &bdquo;Nur noch Arsenal London ist besser als wir“, sagt der 61-Jährige selbstbewusst. Arminia sei auf dem Feld absolutes Vorbild für andere Vereine. "Arminia ist mehr als Fußball" Schon hebt in der Bahn eine muntere Diskussion darüber an, denn einige Mitfahrende gehören auch zur Fan-Gruppe, um die sich Arminia besonders kümmert. Geschwärmt wird beispielsweise von der tollen Stimmung im inklusiven Fan-Club &bdquo;Arminen-Schmiede“ und dass auch die Spieler dort regelmäßig zu Besuche seien. &bdquo;Auch wenn ich wegen der 1. Herren zum DSC gekommen bin“, erzählt Rainer Schütte, &bdquo;ist Armina so viel mehr als nur Fußball in der Bundesliga!“ Der Verein hält rund 600 Plätze für Menschen mit Beeinträchtigungen und ihre Begleiter, die dann kostenlos in die Schüco-Arena kommen, vor. Hunderte Ehrenamtliche kümmern sich. Ein Novum in Fußballdeutschland ist seit 2019 die Autisten-Loge für fünf Personen und Begleitung mit angeschlossenem Snoozelraum für den Fall der Reizüberflutung. Ebenso einzigartig ist die &bdquo;Stille Stunde“ im Fanshop für Menschen mit sensorischen Verarbeitungsstörungen. &bdquo;Das alles ist fantastisch und wird in Europa wahrgenommen“, weiß Rainer Schütte. "Wer will schon auf der Ost sitzen?" Apropos Stadion: Die elf Freunde für einen Tag sind sich einig, dass das letzte Heimspiel der Arminen gegen Leipzig vor voller Kulisse Gold wert war. Emotionen, die alle nach vielen geisterhaften Corona-Spielen vor leeren oder fast leeren Rängen gebraucht hätten: der Club, die Spieler, die fantastische Anhängerschar und die Sponsoren. &bdquo;Alle hatten Gänsehaut“, erinnert sich Schütte, &bdquo;das haben wir ja ewig nicht erlebt.“ Wildes Nicken auf allen Stadtbahn-Plätzen. Emotionen, die man jetzt in die 2. Liga mitnimmt. Die Fans erfahren auch ein Geheimnis – nämlich dass Rainer Schütte bei Heimspielen am liebsten auf der &bdquo;West“ sitzt und dort einen festen Platz hat. &bdquo;Wer will schon auf der Ost sitzen“, ruft Laufer zur Freude der Fans. Schütte war in seinem ersten Präsidentschaftsjahr bei allen Auswärtsspielen dabei – mit Ausnahme des Union-Berlin-Spiels. &bdquo;Um zu lernen“, wie er sagt. Und um festzustellen: &bdquo;Wir haben das schönste Stadion. Einfach affengeil.“ Jetzt brauche man allerdings noch vernünftige Trainingsbedingungen und Duschen an der Friedrich-Hagemann-Straße. Armina hofft auf baldigen Baubeginn. "Müssen die ersten drei Spiele in der 2. Liga gewinnen" Doch jetzt geht es erst einmal wieder in die 2. Liga. &bdquo;Wir müssen aufpassen, dass wir nicht nach unten durchgereicht werden“, sagt Uwe Walkenhorst und Schütte gibt ihm absolut recht. &bdquo;Ankommen, Sicherheit gewinnen und die ersten drei Spiele gewinnen“ sei wichtig. Das Ziel der Saison 2022/23 sei schon die 1. Liga. &bdquo;Aber nicht um jeden Preis“, betont der Präsident. Die Aufstellung des Tages: Rainer Schütte, Hans-Jürgen Laufer, Anne und Uwe Walkenhorst, Nicole Nölke, Susanna Rodrigues Pietzsch, Jörg Voß, Susanne Riegel, Malte Kruste, Christoph Erz und Patrick Wöhler. Endstand: 11:0 für den DSC Armina.

Meistgelesen