Gefährlich: Behörden warnen vor neuer SMS-Betrugsmasche in Bielefeld

Bielefeld. Mitten in der Nacht erhält die Bielefelderin Sigrid M. (Name geändert) eine Handy-Kurznachricht und sie ist sofort hellwach: &bdquo;Ihre offene Forderung mit der Nummer R110289 wurde trotz mehrfacher Mahnungen nicht beglichen. Am 15. Juni 2022 wird der Gerichtsvollzieher die vorsorgliche Pfändung Ihres Hausrats vornehmen.“ Dass die Kurznachricht (SMS) aus Österreich kommt und weder eine Anrede hat noch einen Absender benennt, fällt der Rentnerin zunächst nicht auf. Denn tatsächlich befindet sich die Bielefelderin in einem langjährigen Rechtsstreit, bei dem es immerhin um eine vierstellige Summe geht, die sie womöglich noch zu begleichen habe. Sie ist völlig aufgebracht. Genau darauf setzen die Täter. Die Täter setzen auf Neugier oder Verzweiflung Denn scheinbar schnelle Abhilfe bietet die Kurznachricht an: &bdquo;Sie können das Pfändungsverfahren vermeiden, indem Sie den vollen Betrag sofort über Ihren Zahlungslink bezahlen.“ Doch in dem Link steckt die Gefahr, nicht die Lösung. Tatsächlich Sigrid M. muss am 15. Juni keinen Gerichtsvollzieher fürchten. Die SMS-Betrüger wollen ihre Opfer so aufregen, dass sie entweder aus Neugier (&bdquo;Wie hoch ist die Forderung?“) oder aus Verzweiflung (&bdquo;Wie vermeide ich jetzt schnell diese Peinlichkeit?“) irrational handeln und den Link anklicken. Die Steuerbehörden warnen bereits seit mehreren Tagen vor der neuen Betrugsvariante und betonen, dass &bdquo;echte Zahlungsaufforderungen niemals per SMS oder E-Mail versendet werden“, so die Steuerbehörden. Hinweise auf Österreich und die Sowjetunion Wer besonnen bleibt, entdeckt in der Kurznachricht zahlreiche Indizien für den unseriösen Hintergrund der Nachricht. Die aktuell versendeten SMS kommen mitten in der Nacht von einem österreichischen Handyanschluss. Allein am Montag, 13. Juni, melden auf einer Verbraucherschutzseite 91 Betroffene diese Nummer als kriminell. Da die Nummern ständig wechseln, kann das Herkunftsland schnell variieren. Es fehlt zudem jede Anrede oder ein Absender. Es wird nicht klar, welche Behörde hier angeblich benachrichtigt. Und besonders kurios: Der Link führt auf eine Webseite mit einer Top-Level-Domain der Sowjetunion (.su statt .de). Während es die Sowjetunion seit 1991 nicht mehr gibt, verwaltet Russland bis heute noch die sowjetischen Domains. Russische Fake-Seite des Bundesfinanzministeriums Das Landesamt für Steuern Rheinland-Pfalz schreibt: &bdquo;Der Link führt vermeintlich auf eine Seite des Bundesministeriums der Finanzen und zeigt eine IBAN sowie den zu zahlenden Betrag. Hierbei handelt es sich eindeutig um eine Betrugsmasche.“ Auch die Verbraucherzentrale berichtet in einer aktuellen Warnung zur Fake-SMS: &bdquo;Tippen Sie den Link keinesfalls an!“ Experten sprechen bei dieser Betrugsvariante von &bdquo;Smishing“ – ein Kunstwort auf SMS und Phishing, was für das Abfischen sensibeler (Bank-)Daten steht. Die Verbraucherzentrale rät, in den Einstellungen der Nachrichten-App festzulegen, dass nur noch SMS empfangen werden können, deren Absender in den eigenen Kontakten gespeichert sind. Zusätzlich könnten auch Spam-Filter auf dem Smartphone helfen, solche Fake-SMS frühzeitig zu erkennen. Und was, wenn ich draufgeklickt habe? Geben Sie keine eigene Bankdaten in die Eingabemaske ein. Auch einer Installation einer neuen App sollten Sie nicht zustimmen. Wurde eine App installiert, sollten sie umgehend in den Flugmodus schalten. Dann können keine sensiblen Daten mehr über das Internet verschickt werden. Antworten Sie auch nicht auf die SMS. Es würde beweisen, dass Ihre Nummer aktiv genutzt wird. Die Absender-Nummer könnte man sperren lassen. Doch die Täter wechseln ihre Nummern ohnehin ständig. Hilfreich ist auch die Aktivierung einer &bdquo;Drittanbietersperre“. Haben Sie Geld überwiesen oder wurde Geld vom Konto gestohlen, nehmen Sie Kontakt zu Ihrer Bank auf und lassen Sie die Abbuchung zurücknehmen. Und dann sollten Sie Strafanzeige erstatten.

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