Bielefelder Gastronomie: Wie die Kunden auf höhere Preise reagieren

Bielefeld. Das Rinderfilet für 45,50 Euro, in diesen Tagen als Mittagstipp vom Restaurant Glück und Seligkeit angepriesen, gönnt man sich definitiv nicht jeden Tag. Viele Bielefelder gehen aber schon gerne mittags eine Kleinigkeit essen mit Kollegen, Freunden oder Bekannten. Vor allem diejenigen, die in der Stadt arbeiten. Allerdings müssen sie dafür, wie auch bei Angeboten zum Mitnehmen oder vom Lieferdienst, jetzt vielerorts tiefer in die Tasche greifen. "Auch in der Gastronomie kommen wir nicht umhin, die Preise anzupassen, wenn Öl, Fleisch und auch anderes immer teurer wird", sagt Regina Tönsmann, Hauptgeschäftsführerin der DEHOGA Ostwestfalen, dem Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbands der Gastwirtschaft. Mittags eine Kleinigkeit essen plus ein Getränk für unter 10 Euro, das sei schon länger vorbei, ergänzt ihr Kollege Detlef Rübenach. Das bestätigt auch ein Blick auf die aktuellen Mittagstipp-Angebote in der NW. Ob Ofengemüse mit Falafel im Bernstein, Vegetarischer Burger mit Pommes im Kachelhaus, Leberkäse mit Spiegelei und Bratkartoffeln bei Wernings Weinstube: Die meisten Gerichte liegen allein schon bei oder über 10 Euro. Das 3Eck wirbt am Montag mit Pastagerichten für 9,50 Euro und Toast Hawaii für 6,50 Euro. "Auch wir mussten unsere Preise anpassen", sagt Betriebsleiter Canel Gözlu. Vor allem Öl und Fleisch, aber generell fast alle Lebensmittel, auch Gemüse, seien teurer geworden. Bisher führe das aber nicht zu weniger Kundschaft, so sein Fazit einen Monat nach der Anpassung. Er habe viele Stammgäste, und die zeigten zum Glück Verständnis. Wie lange sie sich das aber leisten könnten, sei ungewiss. "Mieten, Einkauf, Heizung, Sprit: Wenn jetzt alles teuer wird, müssen alle auf Dauer irgendwo sparen", sagt Gözlu. Harms-Markt: "Mittagsgeschäft sehr gut angelaufen" Auch im Sozialprojekt Bistro Keimzeit im Grünen Würfel auf dem Kesselbrink gab es nach den Osterferien eine neue Karte. Mit leicht angehobenen Preisen, so Mitarbeiterin Melanie Eichorn. Jeden Mittag gibt es dort zwei Gerichte zur Auswahl. Ein Vegetarisches ist immer dabei. Noch kämen die Kunden wie gehabt. "Bei schönem Wetter, wenn man draußen sitzen kann, sind es allerdings immer deutlich mehr", berichtet Eichhorn. Viele Betriebe, wie beispielsweise Dean&David, liefern ab einer bestimmten Bestellsumme und bis zu einer bestimmten Entfernung kostenlos im Stadtgebiet. Die gestiegenen Spritpreise seien für das Unternehmen dabei kein Problem. "Wir liefern fast ausschließlich mit Fahrrädern", berichtet Betriebsleiter Ismail Akay. Das sei umweltfreundlicher, und zudem "bei den vielen Baustellen in Bielefeld auch oft am schnellsten". Bunte, gesunde Angebote für eine nicht ganz so lange Mittagspause, das ist ein Schwerpunkt des Konzepts des neuen Harms-Marktes. Die Markthalle an der Ritterstraße eröffnete Anfang April, als die Einkaufspreise bereits kräftig stiegen. "Wir haben das schon ein wenig mit einkalkuliert", berichtet Camila Gionnoni, die an ihrem Stand Bie-Food täglich frisch aus Biozutaten kocht. Die Kunden seien bereit, dafür auch etwas mehr auszugeben. "Wir sind bisher sehr zufrieden mit dem Mittagsgeschäft", sagt sie. Zum Abend hin könnte es aber mehr sein. Der Markt müsste insgesamt noch bekannter werden. Mehr Werbung könne da sicher helfen. Das Mittagsgeschäft sei bisher sehr gut angelaufen, sagt auch Harms-Markt-Geschäftsführer Kevin Pamann. Die Markthalle habe sich schon wenige Wochen nach Eröffnung als zentrale Adresse für viele Menschen etabliert, die in der Innenstadt arbeiten und wohnen. Mehr regionale, saisonale Produkte könnten beim Sparen helfen Dass aufgrund der Preiserhöhungen mittags weniger Kunden kämen, habe sie bisher so noch nicht gehört, sagt auch Regina Tönsing. Wer seine Existenz sichern wolle, müsse die Preise anpassen. Das sei bei vielen gerade noch im Prozess. "Man muss strukturiert gucken, wie das funktioniert, ohne die Kunden zu verprellen", sagt die Gastroexpertin. Die höheren Einkaufspreise einfach auf der Karte aufzuschlagen, sei nur eine Lösung. Man müsse über den Tellerrand schauen, und auch die einzelnen Gerichte unter die Lupe nehmen. "Muss ich das Filet auf der Speisekarte haben, oder gibt es Alternativen?" Mehr regionale, saisonale Produkte zu setzen, könne beim Sparen helfen. Ohnehin eher fast zu große Portionen etwas zu reduzieren, sei ebenfalls eine Möglichkeit. "Ich gönne mir das, auch wenn's jetzt etwas teurer ist", sagt ein Mittagsgast eines Lokals in der Altstadt, der anonym bleiben möchte. Aber die, die jetzt auf den Cent gucken müssten seien auch eh nicht die, die sich Mittagessen außer Haus leisten könnten. "Noch nicht."

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