Riesen-Enttäuschung: Niemand will bei Bielefelds Abendmarkt mitmachen

Bielefeld. Musik hören, klönen, den Tag mit Freunden oder Kollegen bei einem Glas Wein und Häppchen ausklingen lassen – das bietet der Abendmarkt den Bielefelderinnen und Bielefeldern seit 2015 und ist damit zum absoluten Publikumsliebling geworden. Bei gutem Wetter war der Klosterplatz an Donnerstagen im Sommer rappelvoll. War. Vergangenheit. Eigentlich hatte das Event im Juni wieder loslegen sollen. Stattdessen steht es nun vor dem Aus. Eine Entwicklung, von der auch Initiator Bielefeld Marketing überrascht wurde – hier setzt man nun aufs Prinzip Hoffnung. "Das schmerzt" &bdquo;Als normaler Wochenmarkt wird es Stand jetzt dieses Jahr nicht funktionieren“, bestätigt Geschäftsführer Martin Knabenreich auf Nachfrage. Der Grund: Bei denen, die für die Veranstaltung namensgebend und notwendig sind, war der Abendmarkt von Beginn an kein Renner – den Markthändlern. &bdquo;Händler und auch einige Gastronomen fühlten sich als Kulisse.“ Den Umsatz brachte vor allem der Getränkeverkauf. Dass aber auf Händlerseite nach der Corona-Zwangspause nun wirklich niemand mehr mitmachen will, damit habe man bei Bielefeld Marketing nicht gerechnet, sagt Knabenreich. &bdquo;Das schmerzt, denn wir hängen sehr an dem Konzept.“ Ein Ende April kurzfristig gestarteter Hilferuf, um doch noch Händler zu mobilisieren, verhallte: Die Stadt hatte als Entgegenkommen Händlern die Standgebühren für den Abendmarkt erlassen wollen. Doch auch das zog nicht. &bdquo;Wir bräuchten mindestens sechs bis sieben Stände, um ein Vollsortiment hinzubekommen, wie es gefordert ist“, erklärt Knabenreich. Warum gibt es keine Idee für eine Alternative? Schon länger gibt es Überlegungen zu einem Alternativkonzept, doch aktiv ist das Stadtmarketing bisher nicht geworden. &bdquo;Für ein anderes Konzept in diesem Jahr, ist die Zeit inzwischen sehr knapp. Es ist nicht ausgeschlossen, aber das wird zunehmend unwahrscheinlich“, sagt Knabenreich jetzt. Was aktuell neben der Zeit fehlt? Geld, Personal und Ideen. Sein dreieinhalbköpfiges Veranstaltungsteam sei mit der Organisation von Leinewebermarkt, Run&Roll-Day, Weinmarkt und Weihnachtsmarkt beschäftigt und für mehr dünn besetzt. &bdquo;Wir haben im Moment keine Zeit, uns wegen des Abendmarkts zusammenzusetzen.“ Zudem sei es nicht Aufgabe des Stadtmarketings, jede Woche ein Weinfest zu organisieren. &bdquo;Dazu sind wir finanziell und personell zu klein aufgestellt.“, so Knabenreich. Als GmbH habe das Stadtmarketing keine freien Mittel und müsse kostendeckend arbeiten. Die Kosten schätzt der Stadtmarketing-Chef auf bis zu 30.000 Euro Weil der Abendmarkt ohne Händler aber seinen Status als Wochenmarkt verliert, ändern sich die Rahmenbedingungen: Toiletten, Müllentsorgung, Veranstaltungsleitung, Sicherheitskonzept würden unter anderem nötig, erklärt der Stadtmarketing-Chef. &bdquo;Das muss von einem privaten Betreiber dann komplett refinanziert werden und wird sofort eine sehr teure Veranstaltung. Wenn wir den künstlerischen Part dazurechnen, sind wir für einen Abend schnell bei geschätzt um die 3.000 Euro. Wenn das dann zehn Wochen läuft, ist man bestimmt bei 25.000 bis 30.000 Euro.“ Selbst wenn jemand mit einem neuen Konzept auf die Stadt zukomme und sich Veranstalter oder Sponsor fänden, gibt es viele Hürden, für einen Start 2022, macht Knabenreich zudem deutlich. &bdquo;Das Konzept und die notwendigen Anträge sind das eine, dieses dann durch die politischen Gremien zu bekommen, ist das zweite, und drittens muss das Event jede Woche umgesetzt werden, und dafür braucht es Personal.“ Mit anderen Worten: Frühestens 2023 wird es wohl einen neuen Abendmarkt für die Bielefelder geben können. Vielleicht.

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