Überblick: In diesen Bezirken haben Bielefelds Parteien die meisten Wähler

Bielefeld. Sag mir, wo Du wohnst, und ich sage Dir, ob Du wählen gehst. Leider ist an diesem Spruch etwas dran. Denn die Wohngegend entscheidet maßgeblich über die Wahlbeteiligung. Je besser das Viertel, desto mehr Menschen nutzen dort auch ihr Wahlrecht. Das hat auch Auswirkungen auf das Gesamtergebnis. Am 15. Mai ist Landtagswahl. Vor fünf Jahren, bei der letzten Landtagswahl, gingen in Bielefeld 65,2 Prozent der 237.000 Wahlberechtigten zu den Wahlurnen. Doch dabei gab es große Unterschiede. Die fleißigsten Wähler waren die Dornberger, die zu 76,5 Prozent ihr Stimmrecht einsetzten. Die Sennestädter hatten ein weitaus geringeres Interesse an der Wahlentscheidung. Nur 55 Prozent nutzten ihre Wahlrecht. Doch es geht auch noch viel kleinteiliger. Denn die Stadt ist in 180 Stimmbezirke eingeteilt. Genau hinschauen Im Stimmbezirk 24.3 gab es 2017 einen stadtweiten Minus-Rekord. Nur 26 Prozent der Wahlberechtigten gingen auch zur Wahl. Bei dem Stimmbezirk handelt es sich um das Viertel nördlich der Donauschwabenstraße in Baumheide. Der Bereich gilt als sozialer Brennpunkt mit hohem Migrantenanteil, darunter viele Zugewanderte aus der ehemaligen Sowjetunion. Wahlberechtigt waren dort vor fünf Jahren 909 Menschen. Nur 236 von ihnen machten auch ihr Kreuzchen. Allerdings mit einem spannenden Ergebnis. 18,8 Prozent stimmten für die AfD, stadtweiter Spitzenwert. Ist das Quartier in Baumheide deshalb eine Hochburg der Rechtspopulisten? In absoluten Zahlen hatte die AfD dort nur 44 Stimmen. Gemessen an dieser Zahl und bezogen auf alle Wahlberechtigten lag der AfD-Anteil also bei nur 4,9 Prozent. Ähnlich fielen dort übrigens auch die Ergebnisse bei Kommunal- und Bundestagswahl aus. Aber es lohnt sich eben immer genau hinzuschauen. Besonders geringe Wahlbeteiligungen gibt es auch in Teilen von Sieker, Brackwede und Sennestadt. In den jeweiligen Stimmbezirken leben meist ebenfalls viele sozial benachteiligte Menschen. Das zeigt sich, wenn man die Stimmbezirke mit den Daten des städtischen Lebenslagenberichts vergleicht. Wahlen seien sozial nicht mehr repräsentativ, heißt es in einer Studie der Bertelsmann Stiftung zu den Unterschieden bei der Wahlbeteiligung in sozio-ökonomisch besser und schlechter gestellten Wahlkeisen. Dafür waren neben Düsseldorf, Köln und Dortmund auch die Ergebnisse der Landtagswahl 2017 in ausgewählten Stimmbezirken in Bielefeld ausgewertet worden. Der Projektverantwortliche, der Sozialwissenschaftler Robert Vehrkamp, kommt zu dem Schluss: &bdquo;Vor allem Angehörige sozial benachteiligter und bildungsferner Schichten ziehen sich übermäßig aus dem Politischen zurück.“ Die soziale Schieflage bei der Wahlbeteiligung werde immer ausgeprägter. Fleißige Gadderbaumer Aber wo sind nun die unermüdlichsten Wähler in Bielefeld zuhause? Gar nicht mal in einem Stimmbezirk im wohlsituierten Dornberg, das auf der Stadtbezirksebene immer vorn liegt. Besonders fleißig sind auch die Gadderbaumer, genauer gesagt die Menschen, die im Stimmbezirk 13.1 oberhalb des Haller Weges zwischen Heinrich-Kraak-Straße und Kneippweg zuhause sind. Bei der Europawahl im Mai 2019 gingen dort 59,59 Prozent der 1131 Wahlberechtigten zur Stimmabgabe. Das hört sich erst einmal nicht viel an. Aber so viele waren es damals sonst in keinem anderen Wahllokal. Auch bei der jüngsten Bundestagswahl belegten die Wahlberechtigten in dem Gadderbaumer Viertel den Spitzenplatz. Nur bei der Kommunalwahl 2020 mussten sie sich mit Rang zwei zufriedengeben. Da waren die Wählerinnen und Wähler im Stimmbezirk 17.1 rund um die Gesamtschule Quelle fleißiger. Die Wahlbeteiligung wird auch bei der Landtagswahl am 15. Mai am Ende wohl auch den Ausschlag geben, wer die drei in Bielefeld und im Altkreis Halle zu vergebenen Direktmandate holt. Dabei haben die Parteien traditionelle Hochburgen. Im Wahlkreis 92 (Mitte, Schildesche, Gadderbaum) ist die SPD stark, hofft die frühere Familienministerin Christina Kampmann wieder auf das Direktmandat. Allerdings machen die Grünen den Sozialdemokraten vor allem in Mitte und Gadderbaum inzwischen Konkurrenz. Die Union punktet dagegen in den ländlichen Außenbezirken. Davon könnten deren Bewerber Tom Brüntrup (Wahlkreis 93 mit Heepen, Stieghorst, Brackwede, Senne, Sennestadt) und Mechthild Frentrup (Wahlkreis 94 mit Jöllenbeck, Dornberg, Altkreis Halle) profitieren. Die Liberalen holen meist in Dornberg hohe Stimmenanteile, die Linke rund um den Siegfriedplatz und rund um die Herforder Straße in Mitte. Die AfD verzeichnet hohe Stimmenanteile neben Baumheide auch in Sennestadt. Alle Bielefelder Kandidatinnen und Kandidaten für die Landtagswahl 2022 im großen Überblick auf nw.de

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