Wohnungsbau: Mühlenbesitzer kauft historisches Schulgebäude in Bielefeld

Bielefeld. Helga und Walter Bänfer haben sich die Entscheidung nicht leicht gemacht. 2006 hatte das Ehepaar die alte Deppendorfer Grundschule gekauft – und damit vor dem Abriss gerettet. Behutsam haben sie das Gebäude renoviert und darin ein Bildungszentrum eingerichtet, das vor allem für seine gut besuchten Yoga-Kurse bekannt war. &bdquo;Wegen Corona mussten die Kurse immer wieder ausfallen“, erzählt Walter Bänfer. Nun entschlossen sich die Deppendorfer schweren Herzens zum Verkauf des Kleinods. Hans Westfeld, der nur unweit des roten Backsteingebäudes eine denkmalgeschützte Wassermühle besitzt, hörte davon. &bdquo;Es war nur ein Gerücht. Ich habe dann Kontakt mit den Besitzern aufgenommen“, erzählt er. Und die Chemie stimmte. Zumal der Mühlenbesitzer ein Fan von gut erhaltenen Altbauten und Fachmann für deren Restaurierung ist. Die Schauspielerin Witta Pohl ging hier zur Schule Beim Betreten des Gebäudes spürte er sofort, was Helga Bänfer meinte, als sie sagte: &bdquo;Im Haus steckt eine besondere Energie. Es ist ein emotionales Haus. Die Menschen fühlen sich in den Räumen wohl.“ Ihr Ehemann weist darauf hin, dass hier Generationen von Schülerinnen und Schülern auf das Leben vorbereitet worden seien. Der 73-Jährige hat historische Baupläne gefunden und sich in die Geschichte der ehemaligen Bildungsstätte, die 1894 eingeweiht wurde, eingearbeitet. 1899 erhielt das Gebäude seinen heute von weitem sichtbaren Glockenturm. Wilhelm Blotenberg, der 42 Jahre lang an der Schule unterrichtete, sorgte dafür, dass der Turm auch eine Glocke bekam. &bdquo;Die befindet sich heute in der Arche-Noah-Kirche. Wir haben versucht, sie zu bekommen. Das ist leider nicht gelungen“, berichtet Bänfer. Nach Schließung der Dorfschule diente das Haus Spätaussiedlern als Domizil und wurde lange Jahre als Gemeinschaftshaus genutzt. Dann suchte die Bielefelder Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft (BGW), der das Grundstück gehörte, zwei Jahre nach einem Käufer – vergeblich. Der Abriss wurde geplant. Daraufhin bildete sich eine Initiative, die sich für den Erhalt einsetzte. Helga und Walter Bänfer entschlossen sich zum Kauf. Und sie scheuten keine Kosten und Mühen, um den Charakter der Alten Schule zu erhalten. 1.800 Kursteilnehmer &bdquo;Seit 2006 konnten wir hier 1.800 Kursteilnehmer begrüßen. 400 von ihnen haben wiederholt Kurse bei uns besucht“, sagt Bänfer. Ob Yoga, Reiki, Supervision oder Klangmeditation – das Angebot überzeugte. Einer der Höhepunkte war 2010 der Besuch der Schauspielerin Witta Pohl, die die Dorfschule als Kind besuchte und noch in Kontakt zu vielen ehemaligen Mitschülern stand. Ein Jahr nach dem Sommerfest verstarb die damals 72-Jährige, die sich für den Verein Kinderluftbrücke eingesetzt hatte. Neben dem Bildungszentrum entstanden in dem Gebäude drei Wohnungen, die auch weiterhin vermietet bleiben. Der neue Besitzer will drei weitere Wohnungen zwischen 55 und 75 Quadratmetern einrichten: &bdquo;Dort ziehen zwei Servicekräfte und ein Koch ein, die im Gastrobereich der Mühle beschäftigt sind.“ Auch das Dachgeschoss soll ausgebaut werden. Der Sachverständige und Energieberater plant eine energetische Sanierung, bei der Erdwärme eingesetzt wird. Einige Wände müssten im Inneren eingezogen werden. Neue Fenster werden eingebaut. In den vergangenen Jahren hatten die Besitzer bereits eine Photovoltaik-Anlage installiert, das Dach neu gedeckt und die Beleuchtung auf LED umgestellt. Mehr Parkplätze schaffen Den Anbau will Hans Westfeld abreißen lassen, um auf dem rund 1.500 Quadratmeter großen Grundstück weitere Parkplätze einzurichten. &bdquo;Dort waren früher die Toiletten und Duschen für die Schüler untergebracht“, erzählt Walter Bänfer. Genutzt worden sei das Gebäude später nicht mehr. Wie mehrfach berichtet, versucht Hans Westfeld seit Jahren neben der Mühle Parkplätze zu schaffen. Auch sein Vorgänger Hans-Georg Baumeister war an dem Vorhaben gescheitert. &bdquo;Die Plätze, die wir haben, sind überwiegend für unsere Hotelgäste reserviert“, sagt er. Größere Kulturveranstaltungen hätten deshalb nicht stattfinden können. Die Schule befinde sich nur rund 300 Meter von der Mühle entfernt und habe auch eine Bushaltestelle fast vor der Tür. Im Herbst will der Bauherr mit dem Umbau fertig sein. Er investiert nach eigenen Angaben einen siebenstelligen Betrag.

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