Oberbürgermeister Pit Clausen sorgt für Riesen-Enttäuschung in Bielefeld

Bielefeld. Die Hermannsläufer werden in diesem Jahr zum 50. Mal durch den Teuto traben, als Ziel die Sparrenburg fest im Blick – ein ganz besonderer Termin für Ehrenamtliche, Läufer und auch die Stadt, die durch den prestigeträchtigen Volkslauf am 24. April ein bisschen mehr strahlen darf. Motivation und Vorfreude seien bei allen Beteiligten riesengroß, sagt Hermannslauf-Chefin Almuth Stief. Doch groß sei auch der Unmut. Darüber, dass ein Herzenswunsch unerfüllt bleibt. Denn der Bitte von Läufern und Organisatoren, die Jubiläumsflagge an diesem besonderen Lauftag auf der Sparrenburg zu hissen, hat Oberbürgermeister Pit Clausen eine klare Absage erteilt. Mehrmals sucht der TSVE 1890 den Kontakt zum Oberbürgermeister Mehrmals hatten die Hermannslauf-Ausrichter vom TSVE 1890 im März den Kontakt zum OB-Büro gesucht, erzählt Stief. &bdquo;Wir haben unser Anliegen damit begründet, dass es sich um ein einmaliges Jubiläum des größten Breitensportevents in ganz Ostwestfalen-Lippe handelt, das Menschen aus ganz Europa anzieht.“ Das Großevent werde seit Jahrzehnten allein von Ehrenamtlichen getragen. &bdquo;Die Hermannslauf-Fahne auf der Sparrenburg wäre ein starkes Zeichen der Wertschätzung für den Bielefelder Breitensport gewesen“, so Stief. Auf eine erste Absage hat sie dem OB Ende März erneut per E-Mail geschrieben. Darin heißt es: &bdquo;Unverständnis ist unsererseits auch vorhanden, dass die Arminia-Fahne schon mehrfach bei Aufstiegen des DSC gehisst wurde, dem größten Breitensportevent in ganz OWL diese Würdigung an seinem 50. Geburtstag aber nicht zu Teil werden kann? Die Sparrenburg ist seit 49 Läufen Zielpunkt und Symbol für den Hermannslauf und alle Beteiligten. Sie ist der zentrale Punkt der Veranstaltung“.Die Antwort aus dem OB-Büro kann man so zusammenfassen: Alles toll, es gibt klare Regularien, keine Ausnahmen. Zu einem direkten Gespräch zwischen TSVE und Stadtchef kommt es nicht. Auf Nachfrage möchte Clausen auch mit der NW kein Gespräch zu dem Thema führen Dabei war die Hoffnung groß, dass der OB doch noch seine Meinung ändern könnte. Sogar eine Fahne in Sparrenburg-Dimensionen war vorsichtshalber bestellt worden. Die wird nun am Boden bleiben müssen. Auf Nachfrage möchte Pit Clausen auch mit der NW kein Gespräch zu dem Thema führen. Aus seinem Büro heißt es, er befinde sich bereits im Osterurlaub, will sich nicht weiter zu der Sache äußern. Auch der NW-Bitte um ein kurzes schriftliches Statement zu seiner Entscheidung kommt der Oberbürgermeister nicht nach.Offiziell mitgeteilt wird über das Presseamt lediglich, was auch der TSVE als Absage erklärend erhält: Die Beflaggung der Sparrenburg werde sehr restriktiv gehandhabt. Ausnahmen werden demnach gemacht für besondere Beileidsbekundungen zu traurigen Anlässen wie Krieg oder Terror, für Solidaritätsbekundungen zum Christopher Street Day (CSD) und zum Arminia-Aufstieg. Ein Beschluss stehe hinter der Entscheidung - die ist aber vor allem Chefsache Weiter heißt es begründend: &bdquo;Das Hissen der CSD-Flagge versteht die Verwaltung als Mahnung gegen Diskriminierung. Das Hissen der Arminia-Flagge ist historisch gewachsen und hat sich mit der Zeit etabliert. Darüber hinaus werden keine weiteren Flaggen auf der Sparrenburg gehisst.“Es gebe sehr viele Anfragen und Anliegen, die Sparrenburg beflaggen zu dürfen, sagt Referent Olaf Selonke aus Clausens Büro. Der OB lasse darum bitten, dass sich das Ganze nun nicht zu einer Neiddebatte entwickele. Es gebe nun einmal diesen Beschluss zur Beflaggung.Einen Beschluss des Rates? Das verneint Selonke. Die Beflaggung der Burg, erklärt er, falle unter das Hausrecht der Stadt. Welche Fahne weht und welche nicht, ist folglich in letzter Instanz Chefsache. Gleiches gilt für die farbige Beleuchtung der Burg, wie zuletzt als Zeichen der Solidarität mit der Ukraine. Bis 2005 durften nur zwei Flaggen auf die Turmspitze Um Neid gehe es keinesfalls, das ist auch Stief wichtig. &bdquo;Es geht nicht darum, dass wir unverhältnismäßig finden, was sonst beflaggt wird.“ Ein Konkurrenzdenken mit Blick auf Armina gebe es nicht. Im Gegenteil sei der Verein wichtiger Hermannslauf-Partner. Die 8.000 Laufteilnehmer dürfen sich so 2022 zum ersten Mal ihre Startunterlagen einen Tag vor dem Lauf in der Schüco-Arena abholen, wo zum Jubiläum auch eine Läufermesse veranstaltet wird. Ein Zeichen der Wertschätzung zum 50. Geburtstag zumindest von den Arminen. Feststeht jedoch, dass bis 2005 neben der Stadtfahne lediglich die Deutschlandfahne an festgelegten Feier- und Gedenktagen am Burgmast über der Stadt flattern durfte. Das zeigt der Blick ins NW-Archiv. Am 3. Mai 2005 wird die Arminia-Flagge erstmals offiziell gehisst – damals nicht zum Bundesliga-Aufstieg, sondern als Zeichen der Wertschätzung der Stadt zum 100. Vereinsgeburtstag. 2008 schaffte es die Vereinsflagge, als um den Klassenerhalt gebangt wird wieder auf die Turmspitze. Soweit die &bdquo;gewachsene Historie“ von Arminia-Fahne und Burgmast vor Clausens Amtsantritt 2009. Mit Enthusiasmus für Arminia und CSD Jüngster Flaggen-Neuzugang auf der Turmspitze ist seitdem auch die Regenbogenfahne zum Christopher Street Day als Gedenktag gegen Diskriminierung – und eine Herzensangelegenheit Clausens. Noch eine Moment-Aufnahme: 2015 bittet dann die Fangemeinschaft Hanse-Arminen Pit Clausen um das Hissen der Arminia-Flagge am letzten Spieltag – als Unterstützung zum Wiederaufstieg in die 2. Liga. Der antwortet damals prompt auf Facebook: &bdquo;Hier ist die gewünschte positive Antwort: Ja, die Arminia-Fahne wird gehisst!“ So, kann’s auch gehen. Aber wohl nicht für die Hermannläufer. Ihnen bleibt nun nur, ihr 100. Jubiläum abzuwarten. &bdquo;Das werden die heutigen Ehrenamtlichen und Läufer nur nicht mehr erleben“, sagt Stief. Sie findet: &bdquo;Man kann ja Dinge beschließen, aber kommt auch mal die Zeit, von einem Beschluss abzuweichen.“

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