Omikron-Welle gebrochen? Weniger Ansteckende in Bielefeld

Bielefeld. Vor gar nicht allzu langer Zeit noch herrschte in Bielefeld die Zeit der traurigen Corona-Rekorde. Inzwischen gibt es allerdings so etwas wie einen Hoffnungsschimmer. Trotz der noch immer zahlreichen Neuinfektionen und vielen Corona-Patienten in den Krankenhäusern gibt ein Blick auf die Verläufe der vorangegangenen Wellen, auf die Entwicklung der Inzidenz und vor allem auf die vom Landeszentrum für Gesundheit des Landes Nordrhein-Westfalen (LZG) in Bochum geschätzte Zahl der aktuell ansteckenden Bielefelder Grund zum vorsichtigen Optimismus. Vor wenigen Wochen noch wären solche Gedanken- und Zahlenspiele ein Ding der Unmöglichkeit gewesen. Noch am 18. Februar wurden mit 1.099 Neuinfektionen an einem Tag so viele Fälle wie sonst in einem ganzen Monat gemeldet, knapp eine Woche später erreichte die täglich gemeldete, vorläufige Inzidenz am 24. Februar mit 1387,4 ihren bisherigen Höchstwert. Die bereinigte Inzidenz kletterte wenige Tage später am 6. März mit 1.609,9 zumindest noch auf den dritthöchsten Stand seit Ausbruch der Pandemie. Tags drauf meldete dann das Landeszentrum für Gesundheit mit geschätzt 18.500 aktuell Infektiösen, dass mehr als jeder 20. Bielefelder seine Mitmenschen mit dem Corona-Virus anstecken kann. Dass dies auch passiert, gaben wiederum am 17. März die Krankenhäuser bekannt: Mit 186 Covid-19-Fällen wurde der seit Januar 2021 geltende Hospitalisierungs-Höchstwert (159) eingestellt.Ein Großteil der noch recht frischen Zahlen dürfte gut dazu geeignet sein, die Hoffnung auf ein Ende der Pandemie oder zumindest einer spürbaren Entspannung deutlich zu dämpfen. Und doch: Zwar ist die schiere Höhe der momentanen Welle im Verlauf der Pandemie einzigartig, die Bewegung geht aber eindeutig nach unten. Und das findet sich im Verlauf des Jahres 2021 mehrfach wieder.Keine Ausreißer mehr jenseits der 1.000 Bei der Welle im Frühjahr 2021, bei der noch bei einer Inzidenz von 100 die &bdquo;Bundesnotbremse“ kreischte, bei dem nach heutigen Maßstab &bdquo;Delta-Wellchen“ im August und auch der Welle im Herbst folgte nach einer Stagnation und einem leichten Sinken der gemeldeten Neuinfektionen ein deutlicher Rückgang der Infektiösen.Dies ist auch bei der Omikron-Welle zu beobachten: Zwar werden weiterhin täglich vom Gesundheitsamt Neuinfektionen im hohen dreistelligen Bereich gemeldet, Ausreißer jenseits der 1.000 hat es seit dem 3. März jedoch keine mehr gegeben.Entsprechend ist die Zahl der vom LZG als ansteckend gewerteten Bielefelder als einziger Corona-Wert in den vergangenen Wochen um mehr als 4.000 Personen signifikant und kontinuierlich nach unten gegangen – zuletzt auf den niedrigsten Wert seit Mitte Februar. Dieser Trend hatte sich bei den vorangegangenen Wellen nicht mehr umgekehrt, weshalb man daraus schließen kann, dass der Scheitelpunkt in Bielefeld überschritten und die Welle damit gebrochen ist.Kaum berechenbare Variable: Die Lockerungen Bislang spiegelt sich diese Annahme allerdings nicht deutlich sichtbar in der &bdquo;bereinigten Inzidenz“ wider, also der Sieben-Tage-Wert, in dem die vom Gesundheitsamt nachgemeldeten Fälle oder Korrekturen berücksichtigt wurden. Diese ist zuletzt am 19. März um fast 100 Punkte von 1.313,6 auf 1.225,8 gesunken, hat sich seitdem aber etwa auf diesem Niveau eingependelt, zuletzt nach einem kurzen Anstieg Anfang April (1.268,9) auf jetzt 1.130,7 – mit Tendenz nach unten.Das große Aber und die kaum berechenbare Variable bei dieser Einschätzung ist die vor wenigen Tagen erfolgte Lockerung der Corona-Schutzverordnung. Während beim Abebben der vorangegangenen Wellen nicht mittendrin plötzlich die Maßnahmen weitestgehend abgeschafft wurden, fallen nun trotz des weiterhin hohen Infektionsniveaus Regeln und Masken.Die ersten Tage haben gezeigt, dass viele Bielefelder aus Eigenverantwortung weiterhin freiwillig Masken tragen, auch dort, wo es nicht mehr vorgeschrieben ist. Sie zeigen allerdings auch, dass der Schätzwert des Landeszentrums für Gesundheit erstmals seit einem Monat signifikant um 500 aktuell infektiöse Personen wieder gestiegen ist. Es liegt also in der Hand der Bielefelder, ob die Omikron-Welle tatsächlich gebrochen ist, oder ob in absehbarer Zeit wieder eine Zeit der Corona-Rekorde anbricht.

Meistgelesen