Junge Firma aus Bielefeld verkauft außergewöhnliche Sportmode

Bielefeld. Im Gebäudekomplex, in dem an der Apfelstraße einst die Firma "Verse Blusen" saß, hat sich ein neues Bielefelder Textilunternehmen aufgemacht, den Markt zu erobern. Die "fast 52 GmbH" stellt Sport- und Funktionskleidung her und fertigt für Vereine und Firmen Kleidung mit individueller Gestaltung. Sechs Jahre lang wurden Produkte entwickelt und getestet. Nun will die Firma in Deutschland ein flächendeckendes Vertriebsnetz auswerfen. Und das ist erst der Anfang. Wie andere Hersteller von Funktions- und Outdoor-Kleidung verwendet "fast 52" Gewebe aus zertifiziertem Recyclingmaterial, das etwa aus PET-Flaschen oder Plastikmüll gewonnen wird, der aus dem Meer gefischt wird. Auch Nachhaltigkeit und Klimaneutralität werden groß geschrieben, schadstofffreie Farben oder fluorcarbonfreie Beschichtungen sind Standard. Doch die junge Firma hat noch mehr zu bieten. Geschäfte können je nach Wetterlage ordern "Wir entwickeln und produzieren komplett in Bielefeld", sagt Ralf Kelber, geschäftsführender Gesellschafter von "fast 52". Und damit sei man enorm schnell und flexibel. "Fachgeschäfte müssen nicht zehn Jacken abnehmen, sondern vielleicht nur fünf. Und wenn die gut laufen, können sie bei uns nachordern. Wir produzieren dann nicht nur genau die nachbestellten Mengen, sondern können auch deutlich schneller liefern als bei einer Produktion in Fernost", sagt Kelber (55). Ob eine Regenperiode oder eine Hitzewelle anhält - man biete dem Handel so stets die passende Ware in ausreichender Menge. Damit könne der Handel seinen Lagerbestand vrringern und vermeide so Kosten und das Risiko, auf Ware sitzen zu bleiben. "Die Produktion im Ausland verursacht lange Handelswege, lange Lieferzeiten und einen großen Vorlauf bei Bestellungen", so Kelber. Das muss auch anders gehen, habe er gedacht. Die hochgradig digitalisierte Herstellung in Bielefeld, die Nachbestellungen automatisch in den Produktionsprozess integriere, sei die Lösung gewesen.Bekannter Unternehmer ist PartnerGemeinsam mit dem Bielefelder Daniel Oltrogge gründete er 2016 die neue Firma. Ralf Kelber ist gelernter Textiltechniker, hat sich kaufmännisch weitergebildet, später die elterliche Handelsagentur übernommen und reichlich Erfahrung im internationalen Markt für Sportswear gesammelt. Daniel Oltrogge ist geschäftsführender Gesellschafter des traditionsreichen Bielefelder Industrieausstatters Oltrogge, der unter anderem Werkzeugmaschinen sowie Druckluft- und Lackieranlagen liefert. Der Name "fast 52" spielt auf den Breitengrad, auf dem Bielefeld liegt an und darauf, dass es hier schnell geht. Schon ein Jahr nach der Gründung nahm die Firma Fahrt auf und stieß auf Nachfrage nach Trikots und Firmenbekleidung. Das Unternehmen verarbeitet nicht nur Gewebe der unterschiedlichsten Art - atmungsaktives, wasserdichtes, sehr dünnes, festes oder flexibles. Sie kann Bekleidungsstücke auch individuell gestalten. Fast jede Farbe, jedes Muster, jedes Logo sind möglich. "Und das in der Stückzahl eins", so Kelber. Also ist ein einzelnes Trikot für einen neuen Spieler möglich oder ein Sportgeschäft kann eine Outdoorjacke ganz nach Kundenwunsch ordern: mit aufgedrucktem Namen oder individueller Farbgestaltung. Sportvereine aus Amateur- und Profi-Ligen gehören ebenso wie zahlreiche Betriebe zu den Kunden. 350 Modelle und 1.000 Farben "Wir haben die Daten von 350 Modellen in jeweils 24 Größen gespeichert und können die jederzeit für die Produktion abrufen. Dabei sind cirka 1.000 Standardfarben möglich", so Kelber. Die Stoffe werden nicht durchgefärbt, sondern umweltfreundlich bedruckt. Der Zuschnitt erfolgt per Laser, vernäht werden die Teile von Fachkräften. In 20 Minuten kann ein komplettes Shirt entstehen. Bergsteiger-Jacken, die aus bis zu 76 Einzelteilen bestehen, dauern etwas länger. 40 Fachkräfte sorgen für den effektiven Ablauf zwischen Entwicklung und Versand.Mit 80 Testhändlern arbeitet Kelber bisher zusammen. Nun ist er sicher, dass sein Konzept funktioniert. Er will weitere Fachgeschäfte, aber auch Handelsketten als Partner gewinnen. "Im mittleren Preissegment sind wir konkurrenzfähig", sagt er. Zudem könne man schneller liefern als andere und sei regional. Um noch regionaler zu werden, plant Kelber Joint Ventures an weiteren Standorten. Die könnten dann etwa in Süddeutschland noch näher an den Kunden produzieren. "Wir haben unser System, unsere Kapazität und Renditefähigkeit erfolgreich getestet. Jetzt geht es um den Return of Invest", sagt Ralf Kelber, also darum, dass sich die Investitionen bezahlt machen.

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