Firma belebt erfolgreich Bielefelder Tradition – und ist jetzt doch pleite

Bielefeld. Die Geschichte dieser Firma ist keine ganz normale – acht Jahre voller Höhen und Tiefen. Jetzt wieder ein Tiefpunkt. &bdquo;Fast 52“ ging 2016 an den Start, Anfang 2020 sollte es nach vier Jahren Forschung, Entwicklung und Probebetrieb richtig losgehen, alles war vorhanden, was es brauchte, um in Bielefeld den siechenden, traditionsreichen Textilstandort punktuell auch mal wieder zu beleben. Als Anbieter von nachhaltiger Sport- und Funktionskleidung war Ralf Kelber mit seinen Gesellschafterkollegen voll in der Spur, voller Optimismus. Und dann? Corona. Doch Kelber war flexibel, fand Nischen. Bis jetzt. Denn jetzt ist &bdquo;fast 52“ insolvent. Trotz voller Auftragsbücher. Masken retteten das junge Unternehmen durch die Pandemie, der letzte Auftrag waren 2020 noch einmal 25.000 fürs Klinikum Braunschweig. Kelber: &bdquo;Die Masken waren für unsere Abläufe, unsere Technik, ein echter Stresstest, danach wussten wir, dass es klappen wird – denn ob Masken oder Trikots, am Ende ist es mit dieser Technologie von den Abläufen her dasselbe.“ Dann kamen Auflagen wie FFP2 – und Masken aus Stoffen waren raus. Kelber: &bdquo;Wir wussten nun aber, wie leistungsfähig wir sind.“ &bdquo;Fast 52“ konnten gestörte Lieferketten nichts anhaben Und langsam kamen die Aufträge für Sport- und Funktionsbekleidung wieder aufs Trapez – &bdquo;wir hangelten uns so durch die Lockdowns durch“, sagt Kelber. Wo Lieferketten gestört waren, konnte die lokale Produktion auf Bestellung ihre Stärken oft ausspielen. Und &bdquo;fast 52“ ging es offenbar gut. Zuletzt gab es rechnerisch gut 35 Vollzeitstellen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, darunter auch Flüchtlinge aus Bangladesch, Syrien und dem Iran, um die sich Kelber zusammen mit Jutta Küster (früher NW und Radio Bielefeld), ihrem Ehemann und ihrem Netzwerk gerne kümmerte. Er übernahm Verantwortung, integrierte die Menschen. Es folgte dann vor zwei Jahren noch ein Umzug von der Apfelstraße (Schildesche) in die Senne. Dass nun das Insolvenzverfahren eröffnet ist, mutet bitter an, sind doch die Auftragsbücher laut Kelber voll. Aber: Seit der Pandemie gab es einen neuen Partner, der in Süddeutschland einen Partnerstandort aufbauen wollte – und von dem Millionenzahlungen offenblieben. Folge: Insolvenz. Ein Partner war es, der den großen Traum jetzt platzen ließ Aus der Traum, in Bielefeld und Umgebung den negativen Schlagzeilen der Textilbranche positive entgegenzusetzen. Schlagzeilen à la &bdquo;lokal produziert, nachhaltig und kreislauffähig“. Kelber: &bdquo;Nicht in China, nein, hier gefertigt!“ Extrem schnell auf Bestellung, nah am Bedarf, hergestellt. Das war das Ziel, &bdquo;in das viel Geld geflossen ist“, sagt Kelber. Und der Traum funktionierte – bis zum Debakel mit dem Partner. Nun das Aus. Doch aus dem Umfeld der Firma ist zu hören, dass sich viele damit nicht abfinden wollen. Etliche der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die sich längst viel Wissen angeeignet haben, hoffen auf eine Zukunft in einer neuen Firma, die dort weitermacht, wo &bdquo;fast 52“ jetzt aufhören musste. Aufs Frühjahr, so ist zu hören, setzen sie. Zu hören ist, dass sie stillhalten wollen und zu Kelber und seinen Ideen halten. Und für sich und ein neues Projekt gute Chancen sehen, denn es hatte ja funktioniert. Folgt auf &bdquo;fast 52“ im Frühjahr &bdquo;speed 8.5“? Und das am 52. Breitengrad in Bielefeld, sowie auch noch schnell (englisch: fast). Daher der Name: &bdquo;fast 52“. Und wer weiß, vielleicht heißt es ja bald: &bdquo;speed 8.5“ – weil Bielefeld am Längengrad 8,5 liegt. News direkt aufs Smartphone: Hier finden Sie den kostenlosen Whatsapp-Kanal der NW Bielefeld

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