Aufregung nach Aufnahmestopp: Polizei muss Ukraine-Flüchtlinge beruhigen

Bielefeld. Die Stadt Bielefeld hat die Aufnahme von ukrainischen Flüchtlingen vorerst gestoppt. So hätten Verwaltungsvorstand und Krisenstab am Dienstagabend beschlossen, dass geflüchtete Menschen aus der Ukraine ohne konkreten Bielefeld-Bezug nicht mehr aufgenommen werden. Wer sich also ohne nahe Verwandte in der Stadt als Flüchtling anmelden möchte, wird ab sofort &bdquo;in das normale Landesverfahren eingegliedert werden“, heißt es in einer Pressemitteilung der Stadt. Das bedeutet, dass Geflüchtete, die in Bielefeld ankommen, von nun an an die Erstaufnahmeeinrichtung des Landes in Bochum verwiesen würden. Von dort verteilt das Land die Menschen dann nach Angaben des Krisenstabes unter Berücksichtigung eines speziellen Verteilschlüssels an die Kommunen, die noch Kapazitäten haben. Flüchtlinge müssen beruhigt werden Bereits am Mittwochmittag hatte die neue Regelung für Unruhe unter einer großen Gruppe von Flüchtlingen vor der bisherigen Erstanlaufstelle am Neuen Rathaus gesorgt. Nachdem die Menschen dort um Aufnahme gebeten hatten und abgewiesen wurden, mussten sie beruhigt werden. Dazu wurden Kräfte des Ordnungsamts und in Amtshilfe auch die Polizei hinzugerufen.Der Leiter des Ukraine-Krisenstabs, Ingo Nürnberger, erklärt dazu: &bdquo;Mittlerweile haben knapp 3.800 Menschen aus der Ukraine in Bielefeld eine Zuflucht gefunden, und wir haben allen Geflüchteten sofort ein Dach überm Kopf verschaffen können. Die Stadt liegt damit bei über 150 Prozent ihrer Aufnahmeverpflichtung.“ Das sei das Ergebnis einer &bdquo;großartigen Zusammenarbeit“ zwischen Stadt und Hilfsorganisationen, zwischen Ehren- und Hauptamtlichen. &bdquo;Wir wollen uns da nicht vor der Verantwortung drücken, aber wir müssen uns jetzt um die kümmern, die da sind“, sagt Nürnberger auf Nachfrage. Hinzu kämen die, die noch kämen und Bielefeld-Bezug hätten. &bdquo;Die Turnhalle ist da keine Lösung auf Dauer.“Formal dürfe Bielefeld die Flüchtlinge ohne Bielefeld-Bezug ins Landessystem geben. Als Soforthilfe war das nicht möglich, nun hat das Land das Verteilsystem eingeführt, damit nicht manche Kommunen deutlich mehr leisten und andere gar nichts tun müssen. Um alle Menschen unterbringen zu können, hatte Bielefeld beispielsweise zusammen mit den örtlichen Hilfsorganisationen große Sporthallen wie die Carl-Severing-Hallen und die Seidenstickerhalle zu Unterkünften umgebaut. &bdquo;Etwa die Hälfte aller Geflüchteten in Bielefeld ist in städtischen Quartieren untergebracht. Diese sind aber oft nur Notunterkünfte und die Menschen sollen möglichst schnell aus den Hallen in bessere Wohnverhältnisse umziehen, was bei dieser Zahl an Flüchtlingen eine große Herausforderung ist“, so Nürnberger weiter. Warum sind in Bielefeld so viele Flüchtlinge angekommen? Aber auch wenn ein Umzug in einzelne Wohneinheiten geklappt habe, müssten die Geflüchteten weiterhin eng betreut werden. &bdquo;Und dazu brauchen wir Kita- und Schulplätze für die Kinder.“ Diesen Aufgaben werde Bielefeld sich mit großem Engagement weiterhin stellen. Dabei werde die Stadt darauf achten, dass das für alle in Bielefeld funktioniert – für die aus der Ukraine vertriebenen Menschen, aber auch für alle, die schon länger oder immer in Bielefeld leben, so Nürnberger. Dass in Bielefeld so viele Flüchtlinge angekommen seien, habe mehrere Gründe: laut Nürnberger die Autobahn-Nähe, und die Bahnanbindung. Zentrale Knotenpunkte wie Berlin und Hannover waren ebenfalls unmittelbar nach Kriegsausbruch überrannt worden. Aber auch die Ukraine-Community, die es in Bielefeld gibt, spiele eine große Rolle. Zudem habe Bielefeld einen guten Ruf – als Stadt, die sich kümmere, so Nürnberger. &bdquo;Hier leben viele Menschen mit einem großen Herz.“ Flüchtlinge, die in Bielefeld stranden, dürften zwar 90 Tage mit Touristenstatus bleiben – wenn sie sich selbst versorgen. &bdquo;Bei 99,9 Prozent derjenigen, die ohne Bielefeld-Bezug hier ankommen, ist das aber nicht der Fall“, so Nürnberger. Wie viele Flüchtlinge künftig in Bielefeld abgewiesen werden müssen, ist ungewiss. Am Dienstag hatten sich 69 Ukrainer bei der Stadt gemeldet, am Montag waren es sogar 114. Lesen Sie auch: Bielefelder NW-Redakteur nimmt drei ukrainische Schwestern bei sich auf

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