Großbaustelle: Hier entstehen an der Detmolder Straße drei neue Häuser

Bielefeld. Ein Bauprojekt, das durch die momentan an allen Ecken und Enden explodierenden Rohstoffpreise und knappen Baumaterialien sowohl im Preisrahmen als auch im Zeitplan bleibt, ist derzeit wohl eine absolute Seltenheit - auch in Bielefeld. Eine dieser wenigen Ausnahmen ist die aktuell wohl unauffälligste Großbaustelle der Stadt: An der Detmolder Straße 87, in der Nähe des Bielefelder Ostparks, wird aktuell gebaut. Es ist ein besonderes Projekt, das dort umgesetzt wird - und geht alles nach Plan, sind die Gebäude schon in wenigen Monaten bezugsfertig. Der Verein Mädchenhaus Bielefeld errichtet seit Mai 2021 gleich drei Häuser, in denen im Herbst 2022 Büros, Beratungsstellen und Appartements für Mädchen und junge Frauen einziehen werden. Büros und Appartements an der Detmolder Straße &bdquo;Es ist einfach großartig, was hier passiert", freut sich die Geschäftsführerin des Vereins, Birgit Hoffmann, beim jetzt gefeierten Richtfest. Die vom Architekten Michael Pappert entworfenen Gebäude sind in vollem Umfang zu erkennen, ebenso die Räume, in denen Mitte Oktober schon die Fachberatungen gegen Zwangsheirat, die Fachstelle Gewaltschutz bei Behinderung und die Beratungsstelle des Vereins ihre Arbeit aufnehmen sollen. Der geschützte Wohnraum mit Betreuung für bis zu 15 Mädchen soll dann im November bezogen werden. &bdquo;Hier entsteht nicht nur Raum für die Mädchen, sondern eine Heimat", sagt Hoffmann. &bdquo;Ein richtiges Zentrum." Ehemaliges Gasthaus abgerissen Dass dieser unweit der Teutoburger Straße entstehende Komplex mit 670 Quadratmetern Büro- und 780 Quadratmetern Wohnfläche in 15 Appartements vielen Bielefeldern nicht aufgefallen ist, dürfte mit dem Zuschnitt des rund 13.000 Quadratmeter großen Grundstücks zusammenhängen. Es ist an der Detmolder Straße nur wenige Meter breit, erstreckt sich dafür aber beinahe bis zur Bandelstraße herunter. Das Areal selbst war fast 20 Jahre lang eine Brache, nachdem im Jahr 2003 das ehemalige Gasthaus Wiethüchter abgerissen worden war. Der rund 100 Jahre alte Gebäudekomplex hatte da schon zwei Jahre leer gestanden, nachdem das zuletzt dort ansässige italienische Restaurant &bdquo;Da Gianni" aufgegeben hatte. &bdquo;Wir haben sogar noch die Reste der Kegelbahn im Keller entfernen müssen", sagt Architekt Pappert. Stadt nutzt die Fläche als Lager Aus den Plänen des Investors wurde damals allerdings nichts. Die Überlegungen, auf dem Grundstück drei Wohn- und Geschäftshäuser zu bauen, verliefen im Sande. Zwischenzeitlich hatte die Stadt das Gelände während der Sanierung der Detmolder Straße als Materiallager genutzt, ehe es wieder über Jahre hinweg in einen Dornröschenschlaf verfiel. Dies änderte sich erst im Jahr 2018, als der Verein Mädchenhaus Bielefeld die Fläche &bdquo;für soziale Zwecke" erhielt. Neben der Planung für die Gebäude begann für die Vereinsmitglieder ab da auch das große Klinkenputzen: Spender wurden gesucht und Stiftungen angeschrieben – und das mit Erfolg. Rund 1,5 Millionen Euro kamen für das Projekt zusammen. &bdquo;Ohne die Förderung aus den Stiftungen der Stiftung Wohlfahrtspflege, des Deutschen Hilfswerks, der Aktion Mensch und den Mitteln der Wohnungsbauförderung Nordrhein-Westfalen wäre die Umsetzung nicht möglich gewesen", sagt Hoffmann dankbar. Und letztlich lag es auch an den Baufirmen, Handwerkern und am Architekten, dass das Projekt in Zeiten dramatischer Kostensteigerungen im Rahmen geblieben ist. &bdquo;Sie haben alle unglaublich vorausschauend gehandelt und uns immer zeitig Bescheid gesagt, wann die Preise steigen würden", sagt Hoffmann. Durch kurze Entscheidungswege habe man dann immer reagieren können, weshalb der finanzielle Rahmen nicht gesprengt worden sei. Und auch der zeitliche Rahmen ist noch intakt. &bdquo;Wir haben praktisch alle Materialien bereits bestellt und irgendwo liegen", sagt Pappert. &bdquo;Sonst könnte ich das heutzutage bestimmt nicht garantieren, dass wir im Herbst fertig werden." Die angestrebte Punktlandung ist aber zwingend notwendig. Denn die bisherigen Räume des Vereins Mädchenhaus Bielefeld an der Renteistraße 14 und an der Mauerstraße 8 sind bereits gekündigt, der Auszug steht somit fest. Neben der Modernität der neuen Gebäude – es wurde aus städtebaulichen Gründen darauf verzichtet, einen einzelnen Gebäudekörper zu errichten – ist es vor allem ein besonders wichtiger Aspekt, der dem Verein ganz neue Möglichkeiten geben wird: &bdquo;Die alten Räume von der Kirche sind zwar alle sehr schön, haben aber auch alle riesige Treppenhäuser", sagt Hoffmann. Die Neubauten sind wiederum allesamt barrierefrei, auch die Appartements sind für Rollstuhlfahrer ausgelegt. Hinzu kommt, dass die neuen Häuser auch mit der Straßenbahn verkehrstechnisch sehr gut zu erreichen sind, was für die mitunter minderjährigen Mädchen eine große Rolle spielt. &bdquo;Und es ist eben ganz etwas anderes, eine eigene Adresse zu haben", sagt Pappert.

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