Bielefelderin stirbt nach Unfall auf der Jöllenbecker Straße

Bielefeld. "Ich hatte einen Schulterblick gemacht, weil ich mich links einordnen wollte. Als ich wieder nach vorne sehe, steht eine Person direkt vor meiner Windschutzscheibe", sagte Volkard T. (Name geändert) in der Verhandlung. Der 82-jährige Bielefelder hatte im Januar des vergangenen Jahrs eine betagte Fußgängerin angefahren, die Frau starb einige Wochen später an den Folgen des Unfalls. Doch wäre der Zusammenstoß aus Sicht der Justiz zu verhindern gewesen: Das Amtsgericht verurteilte den Rentner nun wegen fahrlässiger Tötung nun zu einer Geldstrafe von 120 Tagessätzen à 40 Euro. Der Angeklagte war mit angemessenem Tempo gefahren "Es tut mir leid, es tut mir sehr leid", betonte Volkard T. mehrfach in der Verhandlung. Daran hatte sicherlich niemand der Anwesenden einen Zweifel. Doch änder dies nichts daran, dass es wohl ein Moment der Unaufmerksamkeit war, der zu dem tragischen Geschehen geführt hatte. Am 12. Januar 2021 fuhr der Rentner T. - ein ehemaliger Kraftfahrer und Fahrlehrer - mit seinem Mercedes Vito auf der rechten Spur der Jöllenbecker Straße stadteinwärts. Die Geschwindigkeit des Autos war angemessen, ein Gutachter bezifferte das Tempo des Mercedes auf 44 bis 51 Kilometer pro Stunde. Als Volkard T. nach links in die Lange Straße abbiegen wollte, sah er in den Rück- und Außenspiegel und blickte sodann über die Schulter nach hinten, um sich links einzuordnen. Als er auf der linken Spur wieder nach vorne schaute, sah er plötzlich - aus seiner Sicht wie aus dem Nichts - eine Frau direkt vor seinem Auto. Trotz sofortiger Vollbremsung kollidierte der Pkw mit der von rechts kommenden Seniorin. Die Frau erlitt schwere Kopfverletzungen und Frakturen. Sie starb einen Monat später auf der Intensivstation eines Krankenhauses an den Folgen des Unfalls. "Es war beste Sicht" "Die Sonne schien, es war beste Sicht", versuchte T. gar nicht erst, mögliche Ausreden ins Feld zu führen: "Es war einfach niemand zu sehen." Einen Fahrfehler schließt der jedoch 82-Jährige aus - und hier widerspricht ihm das Gutachten eines Sachverständigen eindeutig: Zur Zeit der Kollision musste die Fußgängerin die rechte Fahrbahn bereits vollständig überquert haben.Da es sich um eine 86-jährige Dame handelte, die darüber hinaus mit einer Gehhilfe unterwegs war, ging der Gutachter "realistisch betrachtet davon aus, dass sich die Fußgängerin eher langsam bewegt hat". Beim Zusammenstoß habe diese sich somit bereits seit sieben bis neun Sekunden auf der Fahrbahn befunden. Auch nach dem vorangegangenen Schulterblick hätte T. die Frau somit rechtzeitig sehen müssen und den Unfall bequem vermeiden können: "Wir reden bei Verkehrsunfällen oft von einzelnen Sekunden, gar von Zehntelsekunden. Sieben bis neun Sekunden sind eine lange Zeit", sagte der Gutachter. Das Urteil ist rechtskräftig Allerdings, auch das gehört bei aller Tragik zur Wahrheit, traf auch die Fußgängerin eine Mitschuld: Auch sie hätte bei guter Sicht das Auto des Angeklagten, der nicht zu schnell fuhr, rechtzeitig erkennen müssen. Darüber hinaus hatte sie die Straße genau zwischen zwei Fußgängerampeln überqueren wollen. Auch sie hätte, so folgerte der Gutachter, den Unfall vermeiden können. Das Gericht unter dem Vorsitz von Richterin Larissa Misera verurteilte den bislang nicht vorbestraften Volkard T. schließlich wegen fahrlässiger Tötung zu einer Geldstrafe von 4.800 Euro. Der Rentner, der noch heute merklich unter dem Geschehen leidet, nahm das Urteil an. Auch der Vertreter der Staatsanwaltschaft verzichtete auf Rechtsmittel, die Entscheidung ist somit rechtskräftig.

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