84-Jährige im Kreis Gütersloh gestorben: Wäre der Unfall vermeidbar gewesen?

Schloß Holte-Stukenbrock. Fast auf den Tag genau ein Jahr nach einem tödlichen Unfall auf der Flugplatzstraße wurde jetzt ein Unfall vom 3. Dezember vergangenen Jahres rekonstruiert. Damals, es war ebenfalls an einem Dienstag, hatte nach Polizeiangaben um 17.39 Uhr eine 84-jährige Frau in Höhe der Bushaltestelle Flugplatzstraße die Fahrbahn überqueren wollen. Dabei wurde sie von einem Kleinwagen erfasst, der von einer 72-jährigen Schloß Holte-Stukenbrockerin gesteuert wurde, die Richtung Bielefelder Straße unterwegs war. Die Rentnerin wurde von dem Pkw erfasst und zog sich durch den Zusammenstoß und den anschließenden Sturz auf den Asphalt so schwere Verletzungen zu, dass sie wenige Tage nach dem Unfall im Krankenhaus verstarb. Mit dem Gutachten soll ermittelt werden, ob der Unfall möglicherweise vermeidbar gewesen wäre. Die zentrale Frage, die die Staatsanwaltschaft Bielefeld als Auftraggeber beantwortet haben möchte, ist die, in welchem Abstand die Autofahrerin die Fußgängerin erkannt haben muss und ob sie noch rechtzeitig hätte bremsen können. Straße wird für die Rekonstruktion voll gesperrt Dienstagabend, 18.26 Uhr auf der Flugplatzstraße: Beamte des Verkehrsdienstes der Polizei sperren die Zufahrt auf die Flugplatzstraße von der Bielefelder Straße aus. Die Sperrung war eigentlich für 18 Uhr geplant, verzögerte sich etwas. Im Bereich zwischen Ortsausgangsschild und Kreisgrenze steht ein Radarwagen des Kreises, der die Einhaltung der Geschwindigkeit überwacht. Bis zu diesem Zeitpunkt herrschte noch reger Verkehr, trotz der von der Polizei angekündigten Vollsperrung der Straße. Der Fahrer des Radarwagens kommt wenig später mit dem Caddy angefahren und wundert sich, dass er von der Polizei-Leitstelle nicht benachrichtigt worden ist. Lesen Sie auch: Tödlicher Unfall in Gütersloh wird rekonstruiert: So lief der besondere Einsatz ab Derweil ging ein heftiger Hagelschauer nieder, die Straßenoberfläche ist einige Minuten mit kleinen, weißen Kügelchen übersät. Schnell aber wird das Asphaltgrau wieder sichtbar. Die Flugplatzstraße wird zwischen Bielefelder Straße und Robert-Kronfeld-Straße voll gesperrt. Das Gutachten soll nun Aufschluss darüber bringen, zu welchem Zeitpunkt die 72-jährige Autofahrerin die dunkel gekleidete Fußgängerin hätte sehen müssen. Ampel wird abgestellt, um Ergebnisse nicht zu verfälschen Um die Ereignisse an jenem Dezemberabend möglichst genau nachzuvollziehen, musste Gutachter Uwe Hellkamp lange auf die richtige Konstellation warten. Damals war an der wenige Meter entfernten Kreuzung mit der Bielefelder Straße noch keine Ampel installiert. Um die Ergebnisse nicht zu verfälschen, wird die Ampel während der Untersuchungen abgeschaltet. Ein Monteur der Herstellerfirma hatte seinen Bulli zunächst an der Flugplatzstraße am Rand abgestellt, für das Gutachten muss er den Wagen auf der Bielefelder Straße abstellen. &bdquo;Die Reflektoren würden sonst die Ergebnisse verfälschen“, so der Unfallanalytiker. Nicht beeinflussbar ist die Mondstellung, die unbedingt der des Unfalltages entsprechen muss und die Sichtverhältnisse beeinflusst. Hätte es an diesem Abend nicht ohnehin geregnet, hätte man die Feuerwehr um Hilfe gebeten, um den Asphalt zu befeuchten, so der Sachverständige weiter. Ohne das Gutachten gibt es keinen Gerichtstermin Auch die Reflexionen beeinflussen das Ergebnis, erläutert der Gutachter. Nach der Straßensperrung stellen er und sein Kollege ein Holzgestell auf die Fahrbahn, das mit der (dunklen) Oberbekleidung der verunglückten Frau ausgestattet wird. Zuvor war die Körpergröße der Fußgängerin eingestellt worden, ferner wurde ein Beutel mit Laub an das Gestell angebracht. Mit einer Spezialkamera ermittelten die Experten dann die Leuchtdichte der Oberbekleidung sowie des Umfeldes und damit auch, ab welchen Zeitpunkt und in welchen Abstand die Autofahrerin die Seniorin hätte sehen müssen, um dann entsprechend zu reagieren und den Unfall zu vermeiden. Dazu wurde ein baugleiches Fahrzeug wie der Unfallwagen, ein Smart, in 35 Meter Entfernung zur Kollisionsstelle aufgestellt. In fünf Meter Abständen werden die Positionen des Fahrzeuges, sowie der Fußgängerin anschließend neu positioniert und neu gemessen. Nach etwa einer Stunde waren alle denkbaren Konstellationen durchgespielt, wurden noch einige Bremstests durchgeführt. Hellkamp muss nun die Ergebnisse auswerten und das Gutachten verfassen – denn ohne Gutachten gibt es keinen Gerichtstermin.

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