Wochenlang kein Lohn: Bielefelder erleben Riesenärger mit Zeitarbeitsfirma

Bielefeld. Klaus Wenig und seine Partnerin Rommy Rödiger sind finanziell nicht auf Rosen gebettet. Das Geld ist knapp, der Lebensunterhalt teuer. Deshalb können es sich die beiden eigentlich gar nicht leisten, nicht zu arbeiten. Doch genau das haben sie getan. Und das wochenlang. 39-jähriger wehrt sich gegen Personaldienstleister Wenig (39) ist gelernter Fachlagerist und hat in seinem Leben schon viele Jobs gemacht, unter anderem als Lagerleiter und als Warendisponent. Seine Partnerin (37) ist ähnlich breit aufgestellt, sie hat etwa in der Gastronomie und als Maschinenführerin in der Montage gearbeitet. "Wir haben verschiedene Leihfirmen ausprobiert", erzählt der Bielefelder. Mit dem, was ihm passiert ist, will er jetzt zeigen, dass man sich auch in seiner Lage nicht alles gefallen lassen, sondern sich bei ungerechter Behandlung wehren sollte. Wie bei der vorherigen Beschäftigung des Paares beim Personaldienstleister Axima. Denn da lief alles schief. "Wir waren am 20. Dezember 2021 in der Filiale an der Nikolaus-Dürrkopp-Straße und haben einen Vertrag mit Arbeitsbeginn zum 3. Januar unterschrieben", erzählt der Bielefelder. "Die Dame hat uns zugesichert, das wir dann Arbeit bekommen." Abgesprochen gewesen sei, dass sie nur in einem Umkreis von rund zehn Kilometern eingesetzt würden - zusammen, in zeitlich parallelen Schichten, da sie nur ein Auto haben. Wenig: "Ich habe gar keinen Führerschein."Die Arbeitsvermittlerin habe eine Stelle im Raum Bielefeld in Aussicht gestellt, für 13 oder 14 Euro die Stunde. Weiteres erfuhr das Paar noch nicht. "Sie dürfen nicht gleich den Firmennamen preisgeben aufgrund des Datenschutzes", erklärt Wenig. Die Mitarbeiterin habe sich wegen der Details melden wollen, doch dazu kam es nicht. Wenig: "Sie ist krank geworden und war eine Woche nicht da." Gleichwohl habe sie von zu Hause aus angerufen und einen Übergangsjob für den Mindestlohn - 10,45 Euro pro Stunde, eine Bezahlung, die eigentlich unter Wenigs Qualifikation lag - angeboten. Tätigkeit in Rietberg angeboten Doch das habe nicht geklappt, berichtet der 39-Jährige. "Wir haben uns immer wieder gemeldet und gefragt, wann es endlich für uns losgeht." Selbst die Bielefelder Firma kontaktieren konnte er nicht, da er weder Namen noch Kontakte kannte. Weil er von seiner Vermittlungsfiliale nichts hörte, habe er es über die Gütersloher Niederlassung versucht. Dort habe man ihm aber nur eine Tätigkeit in Rietberg anbieten können. "Das wären 64 Kilometer hin und zurück, und das Spritgeld wird nicht gezahlt." Also lehnte das Paar ab. "In Bielefeld hätten wir sofort zum 3. Januar angefangen." In Rietberg hätte man auch keine Arbeit in der gleichen Schicht garantieren können, erzählt Wenig. Gleichwohl sollten sich beide zumindest dort vorstellen. Vermittlerin wurde gekündigt Doch das konnte das Paar nicht: Die Axima-Mitarbeiterin erkrankte an Corona, Rödiger und Wenig hatten im Ansteckungszeitraum mit ihr Kontakt. "Also haben wir einen Test gemacht", so Wenig. Erst am Tag drauf wussten sie sicher, dass sie nicht infiziert waren. Da war der Termin in der Rietberger Firma längst verstrichen. Dass sie den Termin nicht wahrnehmen könnten, hätten sie Axima mitgeteilt. Und sich nach dem Stand der Dinge erkundigt - was denn nun mit der versprochenen Jobvermittlung sei. "Da erfuhren wir, dass der Dame im Bielefelder Büro gekündigt worden war." Am Montag drauf habe sich ein Mitarbeiter von Axima melden wollen "und sagen, wie es weitergeht." Bielefelder suchen AnsprechpartnerDarauf hätten sie sich aber nicht mehr verlassen wollen, sagt Wenig. "Wir haben uns gesagt, jetzt rufen wir sämtliche Axima-Filialen an und fragen, wer für uns zuständig ist und uns bezahlt. Wir haben dann mit dem Filialleiter in Herford gesprochen, der hat sich bei uns entschuldigt und gesagt, dass für Bielefeld jemand Neues eingestellt werde - und wir würden von ihm hören." Aber auch das sei nicht passiert. "Es war ja auch die Frage: Wer zahlt uns die Wochen, die wir zu Hause bleiben mussten?", ergänzt der Bielefelder. "Wir haben ja nur ein Angebot bekommen - Rietberg." Und das sei von vorn herein nicht in Frage gekommen. Paar nimmt sich einen Anwalt Am 31. Januar bekamen das Paar Post von Axima mit der Mitteilung: "Hiermit weisen wir Sie nochmals darauf hin, dass der am 20.12.2021 geschlossene Arbeitsvertrag wegen Nichtaufnahme des angebotenen Einsatzes als nicht zustande gekommen gilt." Daraufhin hatten die Bielefelder endgültig genug und nahmen sich einen Anwalt. Wenig: "Wir haben Axima noch als gütliche Einigung angeboten, uns jeweils 2.000 Euro zu zahlen." Das habe der Personaldienstleister abgelehnt.Überbrückungsgeld vom Jobcenter Klaus Wenig hat sich inzwischen einen Nachweis vom Telefonanbieter über seine zahlreichen Axima-Anrufe besorgt und will nun klagen, um eine nachträgliche Bezahlung für sich und seine Partnerin zu bekommen für die Wochen, in denen keine Vermittlung stattgefunden habe: "Wir möchten zeigen, dass man das mit uns nicht machen kann. Wir haben es schon schwer genug in unserem Leben, dann braucht man nicht auch noch sowas." Zunächst bekamen die Bielefelder dann Überbrückungsgeld vom Jobcenter, das sie allerdings zurückzahlen müssen. Derweil sei der Vertrag mit Axima weitergelaufen, sagt Wenig: "Kündigen von uns aus durften wir nicht, sonst wurden wir drei Monate vom Jobcenter gesperrt."Wie Axima den Fall sieht Aus der Sicht der Axima Personallogistik und Dienstleistungen Kassel GmbH Niederlassung Bielefeld, so der vollständige Name des Unternehmens, stellt sich die Sache etwas anders dar. "Die zuständige Disponentin Frau G. ist nicht mehr in unserem Haus beschäftigt", bestätigt Geschäftsführer Carlos Schwarz. Und die Kommunikation durch die ehemalige Disponentin sei auch "sicherlich nicht optimal" verlaufen. Gleichwohl: "Arbeitsrechtliche Verstöße liegen allerdings gewiss nicht vor", betont er. Durch die Nichtaufnahme der Arbeit sei das Arbeitsverhältnis dem Manteltarifvertrag entsprechend nicht zustande gekommen. Die ordnungsgemäße Anwendung des iGZ-Tarifvertrags (Interessenverband Deutscher Zeitarbeitsunternehmen) sei für Axima ein "Qualitätsstandard".Möglichkeit, weiter bei Axima zu arbeiten Der Bielefelder Geschäftsführer betont, dass mehrere Einsatzangebote in Bielefeld und Umgebung "von maximal 30 km Umkreis" unterbreitet worden seien. "Zu unserer Verwunderung wurde jedes konkrete Arbeitsangebot immer wieder abgelehnt." Das sei besonders ärgerlich, "da wir zum besagten Zeitpunkt, sowie auch nach wie vor, einen großen Auftragsüberhang in unserer Branche verzeichnen und um jeden Bewerber kämpfen." Den Bielefeldern gebe Axima gern "nach wie vor die Möglichkeit, bei einem unserer Kunden durchzustarten". Bielefelder haben inzwischen neue JobsDas Angebot wird Klaus Wenig kaum annehmen. Er und seine Partnerin sind inzwischen nicht mehr auf das Geld vom Jobcenter angewiesen, sie haben eine Anstellung in der Altenpflege in Bielefeld gefunden. Wenig: "Aber wir kämpfen trotzdem weiter. Es geht ja um unser Geld."

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