Bielefeld Mit der Machete auf Beutezug quer durch OWL

Bielefeld. "Ich habe Zigaretten eingeräumt. Ich drehe mich um und sehe nur noch eine Machete vor meinem Bauch", schilderte der Zeuge jenen Überfall, der ihm auch heute noch spürbar zu schaffen macht. Im Mai des vergangenen Jahrs überfiel ein mit einer Machete bewaffneter Mann eine Tankstelle in Gütersloh und erbeutete 325 Euro Bargeld nebst Zigaretten. Nun muss sich der Täter, der 21 Jahre alte Benja G. (Name geändert) aus Bielefeld, vor dem hiesigen Jugendschöffengericht verantworten. Dort räumte er ein, für insgesamt fünf Überfälle in Gütersloh, Leopoldshöhe und Paderborn verantwortlich gewesen zu sein. Lange hielt es Benja G. nicht straffrei aus: Erst im Januar 2021 war er nach einer voll verbüßten Jugendstrafe von zwei Jahren aus dem Gefängnis entlassen worden. "Er schaffte es leider nicht, seinem Leben eine Struktur zu geben und die Zeit sinnvoll zu füllen", sagte Verteidigerin Franziska Janßen in der Verhandlung über ihren Mandanten. Demnach hing G. schnell wieder mit den alten, ebenso perspektivlosen Freunden ab, kiffte, kokste und trank Alkohol. Ob es sich dabei tatsächlich um die Mengen handelte, die er vor Gericht ins Feld führte - an manchen Tagen habe er bis zu sieben Gramm Kokain konsumiert, so der Angeklagte -, mag dahingestellt bleiben. Unzweifelhaft benötigte er jedoch für diese Art der Freizeitgestaltung eine Menge Geld. Geld, das er sich in der Folgezeit durch Straftaten verschaffte. Am 31. Mai 2021 überfiel G. mit einer Machete bewaffnet eine am Nordring in Gütersloh gelegene Tankstelle. "Als ich die Machete sah, habe ich nur noch reagiert", berichtete der Kassierer, in dessen Schicht sich die Tat ereignet hatte, vor Gericht, "ich machte das, was mein Chef mir immer gesagt hatte: Nicht den Helden spielen, Geld rausgeben, gehen lassen." Und so entkam Benja G. in jener Nacht mit 325 Euro Bargeld und ein paar Zigaretten. Kassierer Pfefferspray in die Augen gesprüht Ein Überfall auf einen Supermarkt in Paderborn blieb im Versuch stecken, weil eine Kassiererin einen Alarmknopf drückte und den Täter damit zum Rückzug zwang. Ertragreicher verlief aus Sicht von Benja G. hingegen die Tat, die sich lediglich eine gute Stunde später an der Hauptstraße in Leopoldshöhe ereignete: Nach gleichem Muster wie am Vortag überfiel G. dort eine Tankstelle, in der er 500 Euro Bargeld erbeutete. Beim Verlassen des Geländes verlor er seinen Mund-Nasen-Schutz. Zwei weitere Überfälle auf Gütersloher Tankstellen beging G. schließlich in der Nacht auf den 9. August: Zunächst begab er sich wieder in die gleiche Tankstelle, in die er bereits schon einmal eingedrungen war. Nur hielt er diesmal statt einer Machete eine Schusswaffe in der Hand. Mit den Worten "Mach schneller, du Hurensohn, ich knalle dich ab", brachte er den Kassierer dazu, ihm 400 Euro sowie einen großen Beutel mit Zigaretten im Wert von 835 Euro auszuhändigen. Er sprühte dem Angestellten Pfefferspray in die Augen und floh vom Tatort. DNA-Treffer führt zum Täter Lediglich zwei Stunden später dann die letzte Tat: Am Brockweg erbeutete er 1.060 Euro und Zigaretten. Letztere verlor er jedoch, als er draußen mit einem Zeugen zusammenstieß. Benja G. sprang sodann auf den Beifahrersitz eines wartenden BMW und floh vom Tatort. Am 18. August nahm ihn die Polizei schließlich in Brackwede fest. Auf die Spur des 21-Jährigen waren die Ermittler durch DNA-Anhaftungen an der Maske gekommen, die G. bei dem Überfall in Leopoldshöhe verloren hatte. Zuvor habe er, so G. vor Gericht, die Tatwaffen auf der Flucht in einem Waldstück und in einem Busch entsorgt. Zu etwaigen Mittätern wolle er jedoch keine Angaben machen. Der Prozess wird am 16. März fortgesetzt.

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