Bielefelder Autohaus-Besitzer überrascht Einbrecher - und greift zur Waffe

Bielefeld. Nicht das Bersten des Glases riss Frank Powilleit am frühen Montagmorgen aus dem Schlaf. Und auch nicht der Einschlag des Steines in die Wand des benachbarten Büros. Der Krach habe weder ihn geweckt, noch den neben ihm schnarchenden &bdquo;Senko“, den dreizehnjährigen Hund des Hauses, berichtet der Besitzer eines Autohauses an der Herforder Straße. Tatsächlich aufgewacht sei er durch das schnarrende Geräusch einer sich öffnenden Schreibtischschublade. Dort suchte der Einbrecher nach Bargeld. Normalerweise sichert eine Alarmanlage das Gebäude, reagieren Türen und Fenster auf äußere Gewalteinwirkung. Zudem befinden sich an den Ecken des Flachbaus Überwachungskameras, die das Geschehen vorm Geschäftseingang und rund um die Werkstatt aufzeichnen.Auch die parkenden Autos haben sie im Fokus: In der Vergangenheit sei es immer wieder zu Diebstählen gekommen, erklärt Powilleit den hohen Sicherheitsaufwand. &bdquo;Da ist hier zwar eine düstere Ecke, doch die sollen wissen, dass wir aufpassen“, sagt der Mann mit dem Finger am Abzug. Es muss kurz nach 4 Uhr gewesen sei, als Powilleit den Einbrecher im Haus bemerkte. Denn laut Einsatzprotokoll der Polizei seien die Beamten um 4.16 Uhr mit einem Streifenwagen vorgefahren. &bdquo;Ich öffnete vorsichtig die Tür des Hinterzimmers und in dem blauen Licht der Neonröhren konnte ich eine dunkle Gestalt auf der falschen Seite vom Verkaufs-Tresen sehen“, erzählt Powilleit.Panik im Blick Die nächsten Bilder seien dann wie im Film abgelaufen: Er sei leise zurück ins Zimmer, habe seine Schreckschusswaffe aus der Tasche im Nachttisch geholt, geladen, und sei mit der Waffe in der Hand wieder in den Flur getreten. &bdquo;Du Schwein, jetzt bist du dran“, brüllte er dem Fremden entgegen. Der sei für einen Moment zusammengeschreckt – und dann direkt auf ihn zugestürmt. &bdquo;Auf die Distanz konnte ich nicht sehen, ob er bewaffnet war, ich musste davon ausgehen, dass er ein Messer bei sich trägt, und als er vor mir stand, da habe ich geschossen“, erzählt Powilleit von der Begegnung einer äußerst gefährlichen Art. In dem Bruchteil einer Sekunde, bevor der Schuss krachte, das Mündungsfeuer kurz aufflammte und die kleine Patrone mit dem Tränengas explodierte, habe er in die Augen des Angreifenden oder Flüchtenden gesehen: &bdquo;Da war panische Angst.“ Mehrere Einbrüche in der Gegend Doch weder stoppte der Schuss die Flucht des Einbrechers, noch weckte er den vermeintlichen Wachhund. Unbeirrt sei der Einbrecher vom Flur ins Büro abgebogen und dort durchs offene Fenster zurück ins Freie gesprungen. Aus Zorn habe er einfach noch einmal abgedrückt, auch auf die Gefahr hin, dass er abermals einen Teil der Ladung selbst abbekam und die Munition auch in seinem Gesicht brannte. &bdquo;In dem Zimmer lagen überall Scherben, und ich war barfuß, darum bin ich nicht mehr hinter ihm her, aber ich konnte noch sehen, wie er humpelte – der musste bestimmt zum Arzt“, sagt Powilleit. Ob solche Verletzungen am Mittwoch in einer der Notaufnahmen behandelt wurden, konnte Polizeisprecher Fabian Rickel nicht bestätigen. Wohl aber, dass es in der Gegend zuvor eine Serie von Einbrüchen in Büros und Werkstätten gegeben habe. Wie viele genau, und ob diese miteinander in Verbindung stehen würden, sei noch Teil der Ermittlungen. Sehr wahrscheinlich dürfte dagegen die Annahme sein, dass die Einbruchserie bei Powilleits endete. Wo der Stein des Einbrechers nach dem Durchschlagen der Doppelverglasung noch die Wand demoliert hatte, waren Spuren zu erkennen, die von schmutzigen Fingern stammen konnten. Das protokollierten die Polizeibeamten genauso wie den kleinen Waffenschein, den Powilleit gleich vorzeigen musste, um sein Handeln in Notwehr zu legitimieren.Alarm aus und Hund im Tiefschlaf Zu diesem dramatischen Aufeinandertreffen sei es überhaupt erst gekommen, weil er am Dienstag beschlossen hatte, im Betrieb zu übernachten, um gleich am Mittwochmorgen mit Handwerkern diverse Arbeiten zu besprechen. Deswegen habe er am Abend auch die Alarmanlage ausgeschaltet und habe sich auf der Couch im privaten Hinterzimmer des Gebäudes schlafen gelegt. Dass die Kameras draußen allerdings keine Aufnahmen von dem Einbrecher gemacht hätten, sei wirklich Pech – der Speicher in der Datenwolke sei voll gewesen, und aktuelle Bilder hätten die älteren nicht überschreiben können. &bdquo;Der Alarm und die Kameras waren dem Einbrecher egal, das Risiko hatte er einkalkuliert, der wollte bloß rein, Bares stehlen und sofort wieder raus“, ist sich Powilleit sicher. &bdquo;Der interessierte sich nicht für unsere Computer, ignorierte das große Sparschwein auf meinem Schreibtisch, der suchte gezielt nach einer Geldkassette – rein und raus in 30 Sekunden.“ Allerdings flüchtete der Mann ohne Beute. Erst vor zwei Jahren hatten Autodiebe den Abschleppwagen der Firma gestohlen – eine große Facebook-Fahndung brachte den Wagen zurück.

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