"Unfassbar unprofessionell": Eltern stinksauer nach Sturmfrei-Chaos

Bielefeld. Und wieder ein wertvoller Unterrichtstag weniger: Dass längst nicht alle Schulen gestern bei dem Sturm einfach fix auf Distanzunterricht umgeschwenkt sind, ärgert viele Eltern. Das müsse doch nach zwei Jahren Pandemie und vielen Steuergeldern, die in die Digitalisierung der Schule geflossen sind, eigentlich mittlerweile ganz normal und nicht so schwer sein. Doch so einfach ist das anscheinend nicht. Etliche Schüler haben höchstens zusätzliche Aufgaben bekommen Dass etliche Schüler am Donnerstag wegen des Sturms zu Hause höchstens zusätzliche Aufgaben bekommen haben, auch wenn technisch mittlerweile mehr möglich wäre, liegt auch an der Formulierung der Schul-E-Mail mit der Anordnung des Unterrichtsausfalls für alle Schüler in ganz NRW, die das Schulministerium am Mittwochmittag versandt hat. &bdquo;Unser erster Gedanke war natürlich auch, dann Distanzunterricht per Teams zu machen. Da sind wir ja zum Glück schon sehr geübt“, sagt Frederik Suchla, Konrektor von Bielefelds größter Schule, der Martin-Niemöller-Gesamtschule. Die hatte in den vergangenen zwei Jahren je nach aktueller Lage immer wieder sehr flexibel zwischen Präsenz, Distanz- und Hybridmodell gewechselt. Aber für Donnerstag sei Unterrichtsausfall angeordnet, so das Fazit nach einer internen Besprechung. Durch die Unterrichtsorganisation die so wichtige Tagesstruktur schaffen Günter Kunert, Leiter der Marienschule, hat in Abstimmung mit seinem Kollegium trotzdem Distanzunterricht für alle anberaumt und selber per Teams-Konferenz weiter mit den Schülern seines Deutsch-Leistungskurses an einer Rezension gearbeitet. &bdquo;Aus der Pandemieerfahrung sind wir geübt im Wechselunterricht“, sagt Kunert. Technisch funktioniere das doch mittlerweile alles wunderbar. &bdquo;Warum sollten wir die Möglichkeiten dann an einem solchen Tag nicht nutzen“, sagt er. Allerdings hätte er sich in der E-Mail des Ministeriums auch gewünscht, dass dort Distanzunterricht als mögliche und ja nur logische Alternative erwähnt worden wäre. Aber oberste Priorität habe für ihn, für die Schülerinnen und Schüler da zu sein, durch die Unterrichtsorganisation die so wichtige Tagesstruktur zu schaffen und so auch die Familien zu entlasten. Dass über den Digitalpakt hohe Summen an Steuergeldern in die Schulen geflossen sind, verpflichte aus seiner Sicht, die Mittel und Möglichkeiten auch entsprechend zu nutzen.Möglichkeiten zu Videokonferenzen und Co. standardmäßig nutzen Das wünschen sich auch viele Eltern. Klar, es sei jetzt nur ein Tag. Aber in den zwei Jahren sei einfach schon zu viel auf der Strecke geblieben. Viele Eltern seien nicht mehr bereit, immer wieder das aufzufangen, was die Politik verbockt, sagt eine Mutter. Dazu gehöre auch die Ausbildung von ausreichend guten Lehrern. Ohne Frage gebe es viele sehr engagierte Kollegen und Schulleiter, die in den vergangenen zwei Jahren digital enorm viel auf die Beine gestellt hätten. Eltern würden sich aber wünschen, dass die Möglichkeiten zu Videokonferenzen und Co. auch wirklich von allen Lehrern standardmäßig genutzt werden. Beispielsweise auch, wenn aufgrund von vielen Omikron-Fällen mal wieder doch die ganze Klasse in Quarantäne muss oder Lehrer aus unterschiedlichen Gründen nicht in der Schule sind. In der freien Wirtschaft sei es doch auch selbstverständlich, dass man seine Arbeit stets auf die gerade passende Art und Weise bestmöglich erledige. Da sei aus den Schulen immer noch mal wieder eher zu hören, warum etwas nicht gehe. So könnten Lehrer tolle Vorbilder sein Lösungen zu finden, einfach zu machen, statt zu sagen, warum etwas nicht möglich ist: Mit dieser Haltung wären Lehrer doch dann auch tolle Vorbilder für die Kinder, so ein Vater. Dass das Schulministerium aktuell Unterricht einfach absagt, statt auf digitalen Unterricht zu setzen, sei ein Armutszeugnis. "Total unprofessionell." Den ganzen Wirbel hätte sich Frau Gebauer eh sparen können, so schlimm sei der Sturm doch dann gar nicht gewesen. "Für Schülerinnen und Schüler, die die Mitteilung über den Unterrichtsausfall nicht mehr rechtzeitig erreicht hat und die deshalb im Schulgebäude eintreffen, ist eine angemessene Beaufsichtigung durch die Schulen zu gewährleisten“: Oliver Pape, Leiter der Hans-Christian-Andersen Grundschule, interpretierte die Anweisung aus der Ministeriumsmail so, wie er es für richtig empfindet. &bdquo;Wir haben hier einfach eine Notbetreuung eingerichtet für Kinder, deren Eltern beispielsweise als Pflegekräfte oder bei der Feuerwehr dringend gebraucht werden und die nicht mal eben wieder zu Hause bleiben können“, berichtet er.

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