Gerichtsprozess Mann vergeht sich neun Jahre lang an seiner eigenen Tochter

Bielefeld/Steinhagen. Im Prozess gegen den 58 Jahre alten Tassylo B. (Name geändert) aus Steinhagen sind vor dem Bielefelder Landgericht die Schlussvorträge von Staatsanwaltschaft, Nebenklage und Verteidigung gehalten worden. B. ist angeklagt, über einen Zeitraum von neun Jahren seine eigene Tochter bei mindestens 77 Gelegenheiten in Bielefeld und Steinhagen zum Teil schwer sexuell missbraucht zu haben. Staatsanwältin Evelyn Harkötter beantragte nun, den zigfach vorbestraften Mann zu neun Jahren Gefängnis zu verurteilen. Darüber hinaus sprach sie sich auch für die Anordnung er anschließenden Sicherungsverwahrung des Angeklagten aus.In der Verhandlung vor der IV. Großen Strafkammer des Bielefelder Landgerichts unter dem Vorsitz von Richter Carsten Glashörster hatte Tassylo B. nach anfänglichem Zögern schließlich doch die ihm zur Last gelegten Taten eingeräumt. Demnach hatte er in der Zeit zwischen 2012 und dem 4. Juni des vergangenen Jahrs seine Tochter Paulien bei mindestens 77 Gelegenheiten missbraucht, in einigen Fällen gar schwer. Dabei war er teils derart rücksichtslos vorgegangen, dass das Mädchen sich Verletzungen zugezogen hatte. Paulien war zu Beginn des Tatzeitraums sieben Jahre alt. Kinderpornografie sichergestellt Die Übergriffe hatten sich in den Wohnungen der Familie in Bielefeld und Steinhagen sowie nach zwischenzeitlicher Trennung von Tassylo B. und seiner Frau auch in der Wohnung des Angeklagten zugetragen, wenn Paulien ihn dort besuchte. Dabei setzte B. das Kind mit perfiden Methoden unter Druck. So gebot er Paulien, bei den Taten leise zu sein, damit sie ihren Bruder nicht aufwecke. Ansonsten kämen die Kinder ins Heim und die Eltern ins Gefängnis. Neun Jahre lang sah sich Paulien den Übergriffen ihres Vaters ausgesetzt, bis die Tatenserie im vergangenen Jahr schließlich ein Ende fand: Am 4. Juni durchsuchen in den Nachmittagsstunden Polizeibeamte auf Anordnung des Bielefelder Amtsgerichts die Wohnung der Familie in Steinhagen. Dabei stellten die Ermittler zahlreiche Datenträger sicher, auf denen sich bei der anschließenden Auswertung kinder- und jugendpornografische Dateien fanden. Tassylo B. wurde festgenommen, seither sitzt er in Untersuchungshaft. Staatsanwältin Evelyn Harkötter beantragte nun, B. zu neun Jahren Gefängnis zu verurteilen sowie die anschließende Sicherungsverwahrung anzuordnen. In diesem Punkt folgte sie dem Gutachten des Sachverständigen Gerhard Dankwarth, der zuvor eine ungünstige Legalprognose für den 20-fach vorbestraften B. gestellt hatte. Allein die Vielzahl der Übergriffe über einen langen Zeitraum reiche bereits dafür aus, von einem Hang des Angeklagten zu schweren Straftaten auszugehen, sagte der Psychiater in der Verhandlung. Darüber hinaus habe B. - wenngleich es sich dabei zumeist um Betrugstaten gehandelt habe - in der Vergangenheit mitunter eine hohe Rückfallgeschwindigkeit an den Tag gelegt und Bewährungszeiten nicht durchgestanden. Rechtsanwältin Kathrin Baumhus, die die heute 16 Jahre alte Nebenklägerin Paulien B. vor Gericht vertritt, schloss sich dem Antrag von Staatsanwältin Harkötter an. Verteidiger Matthias Kiunka beantragte eine Haftstrafe von acht Jahren für seinen geständigen Mandanten.Das Urteil wird für den 21. Februar erwartet.

Mehr zum Thema