Mann dringt mit Messer in Schlafzimmer ein: Blutspuren führen zu Bünder

Bünde/Bielefeld. Gegen 7 Uhr stürmt ein Spezialeinsatzkommando (SEK) eine Dachgeschosswohnung in einem Stieghorster Wohnblock. Im Inneren vermutet die Polizei einen 21-Jährigen aus Bünde, der in der Nacht des 12. Juli 2021 nur Stunden zuvor ein schweres Verbrechen begangenen haben soll. Der Flüchtling soll in der Nachbarwohnung eine Frau mit einem Messer bedroht haben, um sie zum Geschlechtsverkehr zu zwingen. Jetzt hat das Opfer die Erinnerungen aus der Tatnacht geschildert. Die 49-Jährige erscheint in Begleitung einer Vertrauensperson im Saal des Bielefelder Landgerichts. In der besagten Nacht habe sie Geräusche gehört und plötzlich einen Mann gesehen, der sich mit einem Messer über sie gebeugt habe. Sie solle nicht schreien, sonst würde er sie umbringen, habe der Eindringling gesagt. Zeitgleich soll der Mann, der durch die offene Balkontür ins Innere vorgedrungen war, ihr das Messer an den Hals gehalten und seine Hand an ihre Brust gepackt haben. &bdquo;Ich will Sex“, soll er gesagt haben.Stunden später kommt es nebenan zum Zugriff Als ihr Lebensgefährte neben ihr aufwacht, sei es zum Gerangel zwischen den Männern gekommen. Anschließend sei der Angreifer aus der Wohnung geflüchtet. Stunden später kommt es in der Nachbarwohnung zum Zugriff, wobei die Einsatzkräfte zeitgleich durch die Wohnungstür und den Balkon eindringen und den 21-Jährigen überwältigen. Dieser liegt, während die Tür kracht und Scheiben klirren, schlafend und nur mit der Unterhose bekleidet auf dem Boden. Der Frau geht es heute immer noch nicht gut, wie sie im Gerichtssaal erklärt. Sie sei nach dem Vorfall gleich aus der Wohnung ausgezogen. Noch immer habe sie schlaflose Nächte. Einmal pro Woche sei sie in therapeutischer Behandlung, weil sie schwer traumatisiert ist. Doch wer ist der Mann, der die Tat begangen haben soll? Der in Bünde lebende Afghane kam 2015 als Jugendlicher nach Deutschland. Zuletzt hat er im Kreis Herford bei einem Möbelhersteller gearbeitet. Über eine Zeitarbeitsfirma ist ihm auch eine Wohnung zugeteilt worden. Doch als das Arbeitsverhältnis endete, habe er die Wohnung verloren. Blutspur und Fußabdrücke belasten den jungen Mann Unterschlupf findet er regelmäßig bei einem Bekannten in Bielefeld, der den Angeklagten &bdquo;als seinen besten Kumpel“ bezeichnet. Er ist der Mieter der Wohnung, die die Polizei am Morgen des 12. Juli stürmte. Zuvor habe der 21-Jährige schon mehrere Tage oder Wochen bei ihm übernachtet, sagt der Mieter. Vor der Tatnacht habe er ihm den Schlüssel für die Wohnung gegeben. Er selbst sei nicht zu Hause gewesen, sagt er. Erst durch die Polizei habe er am nächsten Tag von dem Vorfall erfahren. In der Wohnung finden die Beamten später fünf Handys, die dem Angeklagten zuzuordnen sind. Zudem werden einige Messer sichergestellt. Bei einem Messer könnte es sich um das Tatmesser handeln. Auch Blutspuren können die Ermittler sichern und zwar in der Wohnung des Opfers. Ein Gutachten des Landeskriminalamtes ergibt, dass es sich bei dem Blut auf dem Spannbetttuch des Opfers um Blut des 21-Jährigen handelt. Auch Fußabdrücke auf dem Balkon kann das LKA dem Angeklagten zuordnen.In suizidaler Absicht auf den Balkon? In der Wohnung, wo die Festnahme stattgefunden hat, findet die Polizei zudem Utensilien, die auf den Handel oder den Konsum von Betäubungsmitteln schließen. &bdquo;Es wurden Blätter gefunden, die dazu verwendet werden, um Marihuana zu strecken“, sagt ein Ermittler. Die Verfahren seien aber eingestellt worden. Zur Tat hat sich der Angeklagte, dessen Worte von einem Dolmetscher übersetzt werden, bereits geäußert. Er habe mit Freunden Alkohol getrunken und auch einige Joints geraucht. Dann sei er in die Wohnung des Bekannten gegangen. Mit Suizidgedanken habe er sich in der Nacht auf den Balkon begeben - ein Messer in der Hand. Er habe sich aber nicht getraut und sei dann über die Balkonbrüstung zur benachbarten Wohnung getorkelt, um dort etwas zu essen zu finden. Dass er dabei ein Messer getragen habe, begründet er mit seinen Suizidgedanken. An weitere Dinge könne er sich nicht mehr erinnern. Der Prozess wird am 17. Februar fortgesetzt.

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