Abriss-Verbot für Villen im Musikerviertel?

Bielefeld. Die ersten beiden ehemaligen Offiziershäuser im Musikerviertel sind vermarktet worden. Weitere sollen in der zweiten Jahreshälfte angeboten werden. Zuvor müsste unter anderem der Denkmalschutz geklärt werden, teilt die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) mit. Zuständig ist die Obere Denkmalbehörde der Bezirksregierung in Detmold. Dort liegt zur Zeit ein Gutachten der Denkmalexperten des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe vor. Es gebe ein laufendes Verfahren, teilt die Behörde knapp mit. Auf Vorkaufsrecht verzichtet Die Stadt hat auf ihr Vorkaufsrecht für die Häuser, die bis vor zwei Jahren von britischen Offizieren bewohnt wurden, verzichtet. Die BImA will die Gebäude nun meistbietend an den Mann bringen. Die 36 Einzel-, Doppel- und Reihenhäuser stammen aus den Jahren 1955 und 1956, haben durchschnittlich 145 Quadratmeter Wohnfläche. Die Architektur ist schlicht, die Grundstücke groß. Die Häuser stehen nicht unter Denkmalschutz, ein Abriss und eine neue Bebauung seien daher grundsätzlich möglich, erklärte die BImA zum Angebot der ersten beiden Häuser. Mit dem Thema Abriss und Neubau hat sich auch die Bürgerinitiative BISS beschäftigt. Sie ist zwar dafür, dass der Bund Eigentümer der Immobilien bleibt, hält mittelfristig aber eine Neubebauung und eine Nachverdichtung des Siedlungsareals für sinnvoll. Auf den großen Grundstücken könnten deutlich mehr Wohneinheiten als bisher untergebracht werden, heißt das. Ganze Siedlung als Denkmalbereich Die BImA geht davon aus, das möglicherweise &bdquo;einige wenige Häuser unter Denkmalschutz gestellt" werden. Ob das passiert, wird derzeit offenbar mit einem &bdquo;Unterschutzstellungsverfahren" geprüft, mit dem der Denkmalwert der Häuser ermittelt wird. In Gütersloh läuft ein solches Verfahren derzeit ebenfalls für ein Viertel mit 45 ehemaligen Offiziershäusern in der Nähe von Innenstadt und Stadtpark. In einer Vorlage für den dortigen Bauausschuss teilt die Gütersloher Verwaltung mit, dass nun ein Gutachten des Landschaftsverbandes vorliege. Danach könnten die Wohnsiedlung &bdquo;Englische Straße" komplett als Denkmalbereich und zwei Häuser zudem als Einzeldenkmal ausgewiesen werden. Gutachten wird ausgewertet Ein Gutachten liegt auch für die Britensiedlung im Musikerviertel bei der Oberen Denkmalbehörde auf dem Tisch. Zuständig ist Detmold, weil es sich bei den Offiziershäusern um Bundesimmobilien handelt. Die Bezirksregierung sei zwar nicht verpflichtet, die Stadt Bielefeld an der Entscheidung zu beteiligen, habe sie jedoch &bdquo;im Rahmen einer Anhörung eingeladen", heißt es. Bei der Stadt hat der Denkmalschutz für die Britensiedlung offenbar keine Priorität. Der bestandsorientierte Bebauungsplan aus dem Jahr 1969 sei eine Grundlage für eine gute Entwicklung. Er biete Investoren auch Möglichkeiten, ist aus dem Rathaus zu hören. Schmucklose Häuser Fachleute sprechen sich dem Vernehmen nach auch bei der Bielefelder Siedlung für einen Denkmalschutz aus. Doch was ist an den eher schmucklosen Häusern mit den hellen Putzfassaden und kleinen Fenstern schützenswert? Darauf gibt die Obere Denkmalbehörde derzeit keine Antwort und verweist auf eine laufende Prüfung. Hinweise auf den Denkmalwert enthält die Beurteilung einer ehemaligen Offizierssiedlung am Angelsachsenweg in Münster. Die wurde unter Schutz gestellt und 2016 vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) zum Denkmal des Monats November gewählt. Die dortige Siedlung wurde zwischen 1951 und 1955 errichtet und ähnelt der im Musikerviertel. Zeugnisse der Moderne Ab 1950 entwickelte das Land Nordrhein-Westfalen unter dem Namen &bdquo;Build" ein Bauprogramm für Siedlungen der Rheinarmee. Als Grundlage dienten Entwürfe deutscher Architekten. Dabei entstanden zweigeschossige, unterkellerte, helle Putzbauten mit Satteldächern. Die Gebäude für Offiziere sind oft großzügig gestaltet, für untere Dienstgrade gab es eher kleine Reihenhäuser. Oft gehören recht große Gärten dazu. LWL-Denkmalpflegerin Marion Niemeyer erklärte 2016 in einem Text zum Denkmal des Monats: &bdquo;Die schlichten, im Inneren wie im Äußeren der Moderne verpflichteten Bauten gehören zu den frühen Beispielen moderner Wohnhausarchitektur in Westfalen." Ein Stück Stadtgeschichte Die Siedlung in Münster sei nicht nur ein bedeutendes bauhistorisches Zeugnis für die frühe Geschichte der Bundesrepublik, die Wohnhäuser besäßen darüber hinaus einen &bdquo;hohen Zeugniswert für die moderne Wohnhausarchitektur nach 1945 in Westfalen." Gleiches, so Bielefelder Denkmalfachleute, gelte für die rund 2,8 Hektar große Siedlung im Musikerviertel. Sie sei als Einheit geplant, realisiert und erhalten. Für Straßen, Grundstücke und mehrere, serielle Haustypen gebe es ein erkennbar durchdachtes Konzept ähnlich wie in den Siedlungen am Wellensiek oder der Königsbrügge. Auch die Siedlung im Musikerviertel sei ein Stück Stadtgeschichte. Mehr Infografiken finden Sie bei Statista

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