Bielefelder Kitas wegen Corona und Personalmangel geschlossen

Bielefeld. Verzweifelt sei sie, und voller Sorge, sagt die Mutter eines Kindes aus der AWO-Kita Lilienthalstraße in Sennestadt. &bdquo;Wechselndes Personal, gekürzte Betreuungszeiten – und final jetzt die vorübergehende komplette Schließung der Kita, voraussichtlich erst einmal bis Ende der Woche.“ Der Grund: Kein oder krankes Personal. Nicht einmal eine Notbetreuung für die Kinder der berufstätigen Eltern sei gewährleistet.&bdquo;Wir haben hier sowieso schon seit Wochen aufgrund des knappen Personals eingeschränkten Regelbetrieb und müssen alle bis spätestens 15 Uhr abholen“, berichtet die Mutter. Finanzielle Ausfälle, die die Eltern hätten, weil sie ihre Kinder plötzlich mal wieder zu Hause betreuen müssen, seien längst nicht alles. Erzieherinnen und Erzieher kämen und gingen, echte Beziehungen könnten gar nicht mehr aufgebaut werden. Elterngespräche und Entwicklungsberichte fallen seit zwei Jahren schon aus &bdquo;Was macht es mit unseren Kindern, keine Konstante im Kita-Alltag zu haben, die sie in ihrer Entwicklung begleitet, ermutigt und stützt?“, fragt sie. Kinder und Eltern hätten keine verlässlichen Ansprechpartner. Elterngespräche und Entwicklungsberichte fänden für einen Großteil schon seit zwei Jahren nicht mehr statt. &bdquo;Die Kita musste vorübergehend und voraussichtlich bis zum Ende dieser Woche geschlossen werden, weil aufgrund einer aktuell hohen Zahl an krankheitsbedingten Ausfällen gegenwärtig nicht ausreichend pädagogische Fachkräfte zur Verfügung stehen, um den Kita-Alltag aufrechtzuerhalten“, sagt Christina Schulte, Pressereferentin der AWO OWL.In der betroffenen Einrichtung sei der Fachkräftemangel bereits seit einigen Monaten deutlich zu spüren. &bdquo;Einige Stellen, die ausgeschrieben wurden, konnten bislang nicht besetzt werden“, berichtet Schulte. Die AWO habe für ihre Kitas bereits vor Jahren einen Vertretungspool aus unbefristet angestellten Fachkräften eingerichtet, die bei kurzfristigen Personalausfällen in verschiedenen Einrichtungen zum Einsatz kommen. Dadurch könnten kurzfristige Ausfälle von Stammpersonal in der Regel ausgeglichen werden.Zu der vorübergehenden Schließung, über die auch das zuständige Jugendamt sowie das Landesjugendamt umgehend informiert worden seien, sei es nun gekommen, &bdquo;da sowohl mehrere Stammkräfte als auch Kräfte aus dem Vertretungspool krankheitsbedingt ausgefallen sind“. Infektionen mit Corona spielten dabei nach gegenwärtigem Erkenntnisstand keine Rolle. Die ganze Familie, inklusive der geboosterten Eltern, hat sich angesteckt Auch die Falken-Kita Nestfalken an der Bielsteinstraße ist aktuell komplett geschlossen, berichten Eltern. In der Einrichtung ist für eine Stellungnahme niemand zu erreichen. &bdquo;Über 20 Kinder aus unseren drei verschiedenen Gruppen sind bisher per Schnell- und auch größtenteils schon per PCR-Test positiv getestet worden“, berichtet eine Mutter.Sie wisse, dass zumindest die Schnelltests von sieben Erzieherinnen, alle geboostert, positiv waren. Sie habe sich vor Monaten bereits immer wieder für Pool-PCR-Tests, wie es sie in den Grund- und Förderschulen gibt und die jetzt endlich Anfang Februar kommen sollen, eingesetzt. &bdquo;Damit hätte einiges verhindert werden können, das ärgert mich so“, sagt sie. Ihre Tochter habe sehr hohes Fieber gehabt. &bdquo;Ihr ging es richtig schlecht. Wir wären fast ins Krankenhaus gefahren.“ Die ganze Familie, inklusive der geboosterten Eltern, habe sich angesteckt. "Können infizierte Mitarbeiter nicht einfach weiterarbeiten lassen“Dass einzelne Kitagruppen zeitweise geschlossen werden müssten, komme leider immer mal wieder vor, sagt Sozialdezernent Ingo Nürnberger. Eine ganze Kita sei aber eher ungewöhnlich. Personalmangel, Corona und dazu noch die normale Erkältungswelle kämen jetzt ungünstig zusammen. Dazu habe er sich gerade mit Jugenddezernenten aus ganz NRW ausgetauscht. Dort lägen die Inzidenzen teils schon deutlich höher als in Bielefeld. &bdquo;Die nächsten Wochen werden noch einmal hart werden für Beschäftigte, Eltern und Kinder“, fürchtet er. &bdquo;Auch wir haben Omikron in der Stadt“, sagt Nürnberger. Da werde es noch zu vielen Infektionen, Kontaktquarantänen und damit verbundenen Einschränkungen kommen. &bdquo;Wir können beispielsweise infizierte Mitarbeiter nicht einfach weiterarbeiten lassen.“ Er sei sich sicher, dass Kitas und Schulen leider die Teile der kritischen Infrastruktur seien, die in den kommenden Wochen am stärksten von Omikron betroffen sein werden. Erzieherinnen dauerhaft überbelastet Aktuell könne die Stadt nur über das Gesundheitsamt reagieren. Aus seiner Sicht sei es jedoch wichtig, präventiv etwas zu tun, um Ansteckungen zu vermeiden. &bdquo;Etwa durch Gruppentrennungen und damit verbundenen Reduzierungen der Betreuungszeiten, ähnlich, wie wir es schon einmal hatten“, ergänzt Nürnberger. Da müsse das Land aber den Rahmen vorgeben. 68 Kinder und 65 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus 44 verschieden Bielefelder Kitas waren laut Stadt in den vergangenen zwei Wochen Corona-positiv. Sie sei ratlos und verärgert, so die Mutter aus der Kita Lilienthalstraße. Sie wolle niemanden in die Pfanne hauen. Die Erzieherinnen seien dauerhaft überbelastet. Da wundere niemanden der hohe Krankenstand. &bdquo;Aber vor allen bin ich traurig um die unbeschwerte Kita-Zeit, die unserem Sohn genommen wird“, ergänzt die Mutter aus der Kita Lilienthalstraße.

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