Tempo 60 auf dem Ostwestfalendamm soll kommen

Bielefeld. Kleinster Stadtbezirk, große Arbeitgeber, besondere Menschen, viele Sehenswürdigkeiten: Das ist Gadderbaum, und an der Spitze des Stadtbezirks steht Hannelore Pfaff als Bezirksbürgermeisterin. Nicht zum ersten Mal, aber erstmals mit absoluter Mehrheit für ihre Grünen. 2022 sieht Pfaff optimistisch entgegen, aber natürlich sieht sie in vielen Bereichen auch Aufgaben, die anstehen. Verkehr: OWD und mehr Der OWD und das Tempo – ein Dauerthema. Für Pfaff steht fest, dass es langfristig auf durchgehend Tempo 60 hinauslaufen solle. Trotz grüner Mehrheit in der BZV hofft sie, hier breite Mehrheiten organisieren zu können. Das sein sinnvoll, der Lärmschutz sei einfach zu wichtig. Da die Artur-Ladebeck-Straße parallel zum OWD verläuft, gehört sie quasi mit zum Themenpaket. Hier fordert Pfaff Tempo 30, und sieht auch in Abschnitten mit Einspurigkeit kein Problem. &bdquo;Der Verkehr fließt trotzdem genauso, das haben wir längst erlebt.“ Dass es eine Ausweichmöglichkeit bei Stau auf dem OWD geben müsse, sei Fakt, &bdquo;aber es ist eh so, dass es sich bei einem Unfall auf dem OWD auf der Artur-Ladebeck-Straße knubbelt“. Ursache dafür seien dann aber nicht Tempo 30 oder eine Einspurigkeit. Oberhalb des OWD verläuft mit dem Haller Weg die dritte Straße, die Probleme macht. Tempo 30 wurde eingeführt, Radfahrer fordern Verbesserungen. Nun soll der Übergang des Radweges auf die Straße klarer markiert werden. Pfaff mahnt aber auch: &bdquo;Mir wird von Anwohnern regelmäßig berichtet, dass hier Radfahrer schneller als 30 fahren, das geht so auch nicht – Tempo 30 gilt für alle.“ Eine weitere Problemzone sei die Gadderbaumer Straße. Bauen und Wohnen Neu bauen? Geht nicht. Kaum Platz. &bdquo;In Bethel gibt es schon noch Grundstücke, aber ob da einmal Wohnungen entstehen, das weiß ich nicht, das wird auch nicht thematisiert.“ Ansonsten gebe es nur noch das Grundstück des alten Hallenbades; neben dem Freibad. Hier wäre für Pfaff Wohnbebauung denkbar, &bdquo;auch wenn es dort im Sommer laut ist“. Wo sie Bedarf sieht, ist beim Schutz alter Substanz. Für das gesamte Vogeldorf sei Denkmalschutz das Ziel, das werde bald beantragt. Und im Johannistal hält sie die SPD-Forderung für eine Erhaltungssatzung für mehrheitsfähig. Zudem sei geplant, Denkmalschutz für das besondere Haus Remter zu beantragen. Denn: &bdquo;Es gibt in Bethel die Schieflage, dass einige erhaltenswerte Gebäude zu Ungunsten eines anonymisierten Kastenbaustils abgerissen werden.“ Gadderbaums Wir-Gefühl Dieses Gefühl gilt als besonders ausgeprägt: Neben Bethel als prägender Institution haben Kämpfe ums Freibad und die Sekundarschule die Menschen zusammengeschweißt. Trotz Pandemie sieht Pfaff hier nichts verloren gehen. &bdquo;Natürlich ist der Abstand größer geworden, aber nicht innerlich.“ Dass besonders in Gadderbaum Grundstücke und Wohnobjekte exorbitante Preissteigerungen haben, sieht sie. Dadurch öffne sich eine Schere – zwischen Menschen mit Handicap in Bethel, alten Menschen und neu hinzugezogenen, sehr wohlhabenden Menschen. &bdquo;Ich sehe, dass Abstände größer werden, es gibt eine Tendenz zum Privilegierten, da müssen wir versuchen, gegenzusteuern.“ Da kaum neu gebaut werde, sei der Trend noch moderat. Insgesamt sei Gadderbaum weiterhin von einem ungewöhnlich starken Wir-Gefühl geprägt. Highlights (fast) ohne Ende Zwei Gärten (Botanischer und Japanischer) und dazu der Tierpark, das Bauernhausmuseum und der Johannisberg – Gadderbaum ist reich an Sehenswürdigkeiten. Dass der Botanische Garten gerade aufgewertet wird (saniertes Fachwerkhaus und Apothekergarten), findet sie großartig, auch, weil bürgerschaftliches Engagement ein Rolle spielt. Einziges Manko, was sie derzeit sieht: Dass die Wege-Achse zwischen Botanischem Garten, Tierpark und Bauernhausmuseum sowie Johannisberg durch die Tierparksperrung an der Dornberger Straße empfindlich gestört sei. &bdquo;Da müssen wir ran, diese Verbindung müssen wir wieder herstellen – sie ist eingeübt.“ Besser erreichbar wäre dann auch das Naturschutzgebiet Ochsenheide, dessen Schutz der BZV weiter ein starkes Anliegen sei. Schulen - bunte Vielfalt Ruhiger ist es geworden um die vielen Schulen im Stadtbezirk. Zwar, so Pfaff, seien Gymnasium und Sekundarschule verkleinert worden, aber, immerhin, sie liefen wohl gut. Die Martinschule sei durch den Neubau noch mehr aufgewertet worden, was nun noch fehle, sei die Querung vom Bolbrinker-Bereich direkt zur Schule – über die Artur-Ladebeck-Straße. &bdquo;Kinder brauchen sichere Schulwege, leider tun sich Stadt und MoBiel da sehr schwer mit einer Querung und einer weiteren Ampel.“ Für sie habe das Thema weiter &bdquo;hohe Priorität“. Großartig sei, dass Bethel nun plane, die Mamre-Patmos-Schule aufwändig zu sanieren. Das Freibad – der Magnet Das Stichwort Freibad darf nicht fehlen, wenn der Name Pfaff auftaucht, gründete sie doch vor Jahrzehnten den Förderverein und gilt als Galionsfigur der (mehrfachen) Freibadrettung. Und, wie läuft’s aktuell? &bdquo;Wir haben keine Sorgen, im Gegenteil. Die Gadderbaumer halten uns die Treue, trotz der Pandemie haben wir so gut wie keine Abmeldungen aus dem Verein, wir liegen weiter bei mehr als 3.000 Mitgliedern.“ Versorgung: Sparkasse? Gut sei Gadderbaum aufgestellt bei den Lebensmittelmärkten, hervorragend bei den Ärzten. Und die Sparkasse? Obwohl sich diese massiv aus der Fläche zurückzieht und auf Selbstbedienung setzt, macht sich Pfaff für den Standort Bethel keine Sorgen. &bdquo;Die wissen da, dass Menschen mit Behinderung nicht ohne Menschen vor Ort klarkommen – und da ist die Sparkasse auch sehr sensibel gegenüber Bethel und uns hier, das weiß ich.“ Einsetzen wolle sich die BZV auch dafür, dass die Kleinbus-Idee &bdquo;Anton“ künftig in Gadderbaum umgesetzt wird. &bdquo;Wir dürfen Menschen mobilitätsmäßig nicht abhängen.“ Pfaff, bis 100? &bdquo;Nein, ich möchte nicht mit 100 noch Bezirksbürgermeisterin sein, das will ich nicht und das hält ja auch sonst keiner aus“, sagt die 73-Jährige. Und immerhin lägen ja auch noch ein paar Wahlen auf der Wegstrecke. Wer aber ihre Nachfolgerin oder ihr Nachfolger wird? Offen. Heute tagt die Bezirksvertretung Gadderbaum im Gartensaal der Neuen Schmiede – ab 17 Uhr. Themen sind unter anderem: E-Scooter, Johannistal, Tierpark, Lärmaktionsplan.

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