Corona-Krise Rekord-Inzidenz in Bielefeld - wie schlimm ist die Lage wirklich?

Bielefeld. Die Zeit ist die gleiche und die Nachrichten sind ebenfalls verblüffend ähnlich: Mitte Januar 2021 erlebte die Stadt Bielefeld zum Höhepunkt der zweiten Welle einen rasanten Anstieg der Corona-Infektionszahlen, die Sieben-Tage-Inzidenz kletterte nach einer kurzen Verschnaufpause Ende Dezember erneut in schwindelerregende Höhen. Genau das Gleiche scheint jetzt, bei der vierten Welle im Januar 2022, mit Blick auf die Inzidenz- und Fallzahl-Kurven erneut zu passieren. Erleben wir also eine Wiederholung der Ereignisse des Vorjahres – nur noch einen ganzen Dreh schlimmer? Ein zweiter Blick auf die Daten zeigt, dass dies nicht der Fall ist. Denn obwohl ihre Bewegungen vergleichbar sind, unterscheiden sich die zweite Welle und diejenige, die momentan in bis dahin ungekannter Höhe über Bielefeld hinweg schwappt, deutlich – zumal die wohl augenscheinlichste Ähnlichkeit hausgemacht ist. Denn sowohl zum Jahreswechsel des vergangenen Jahres als auch in diesem Jahr hatte es im Bielefelder Gesundheitsamt bei der Meldung der neuen Infektionsfälle an das Robert-Koch-Institut einen gravierenden Rückstau gegeben, wodurch die Inzidenz pünktlich zu Silvester auf Werte unter 90 absackte. Zum Thema: 190 Corona-Fälle an Bielefelds Schulen: Komplette Grundschulklasse in Quarantäne In beiden Jahren stieg die Inzidenz dann aber unmittelbar nach Neujahr schnell wieder in die Höhe, die mit den zeitlich zurückversetzten Infektionen &bdquo;bereinigte" Zahl sogar noch um einiges höher als die tagesaktuell von der Stadt und dem RKI gemeldete. Ähnlich deutlich wie diese gemeinsame Delle sind allerdings auch die Unterschiede der Wellen. Die können wiederum nicht am Gesundheitsamt, sondern am Corona-Virus und an den jeweiligen Varianten festgemacht werden. Der Anstieg der durch die Alpha-Variante verursachten zweiten Welle verlief im Gegensatz zur aktuellen Welle weit weniger rasant. Die bereinigte Inzidenz kletterte innerhalb von zwei Monaten von 34,7 (1. Oktober 2020) auf 222,3 (26. November 2020), am 13. Januar 2021 erreichte die tatsächliche Inzidenz mit 289,1 ihren bisherigen Höhepunkt. Durch die erheblich ansteckenderen Mutationen Delta und Omikron sorgt die derzeitige Welle für deutlich mehr Infektionen. Die bereinigte Inzidenz stieg daher auch schneller an: Nach dem zwischenzeitlichen Tiefpunkt am 12. Oktober 2021 (48,0) kletterte sie bis zum 27. November 2021 auf 471,1. Am 16. Januar 2022 erreichte die tatsächliche Inzidenz nun mit 480,3 einen weiteren Rekordwert, der in den kommenden Tagen vermutlich aber schon wieder Geschichte sein wird. Trotz dieses hohen Tempos und der zahlreichen Fallzahlen gibt der wohl deutlichste Unterschied der beiden Januar-Wellen Grund zum Optimismus: Denn während zweite Welle eine ungeimpfte Stadt traf und mit zahlreichen Einweisungen in Krankenhäuser, vollen Intensivstationen und einer dramatisch hohen Sterblichkeit einherging, sind diese Zahlen durch die inzwischen hohe Impfquote in Bielefeld bei der vierten Welle bei weitem nicht so hoch. Am 5. Januar 2021 wurde mit 159 Covid-19-Patienten in Bielefelder Isolierstationen der Höchststand der Pandemie gemeldet, auf den Intensivstationen wurden von 41 Patienten 35 künstlich beatmet. Jetzt, etwas mehr als ein Jahr später, liegt der Wert bei 27 Patienten. Aktuell werden vier Personen intensivmedizinisch betreut, beatmet wird niemand.

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