Omikron schlägt durch: Bielefeld rechnet mit Rekord-Inzidenz

Bielefeld. Bielefeld. Es hat nicht lange gedauert: In den Tagen vom 20. bis 31. Dezember sind die ersten 208 Omikron-Fälle in Bielefeld registriert worden. Jetzt, Mitte Januar, hat die Virus-Variante bei den Neuinfektionen bereits die Oberhand gewonnen. &bdquo;Nach unseren Daten, die wir bald noch präzisieren können", sagt Krisenstabschef Ingo Nürnberger, &bdquo;zeigt sich, dass Omikron bereits die dominante Variante ist und sich weiter ausbreitet." Trotz der entspannten Lage in den Kliniken sei Sorge angebracht. Was der Dezernent zur Melde- und Nachverfolgungsproblematik sagt und wie er den Umgang mit den &bdquo;Lichterspaziergängern" sieht, erklärt er. Aktuell gelten 2.900 Bürgerinnen und Bürger als infiziert, seit Beginn der Pandemie hat es fast 31.000 erwischt. In den vergangenen sieben Tagen sind 1.200 Fälle hinzugekommen, allein 325 von Donnerstag auf Freitag, die Inzidenz ist auf 359,8 gestiegen. Nürnberger geht davon aus, &bdquo;dass wir im Januar unser bisheriges Allzeithoch vom 27. November mit 471,1 überschreiten werden". Bielefeld unter Landesschnitt Dass Bielefeld derzeit trotz der galoppierenden Omikron-Variante noch unter dem Bundes- (470) und Landesschnitt (441,6) liegt, ist für den Krisenstabschef auch nicht so einfach zu erklären. &bdquo;Es könnte damit zusammenhängen, dass wir eine hohe Impf- und Booster-Quote haben." Nach neuestem Bericht der Stadt sind fast 95 Prozent aller ab Zwölfjährigen geimpft, rund 58 Prozent sind geboostert. Zum Thema: Im exklusiven NW-Interview äußert sich Krisenstabschef Ingo Nürnberger zum Meldestau, Personalproblemen, einer Impfpflicht und dem weiteren Umgang mit "Lichterspaziergängern" Wobei Nürnberger erklärt, dass es eine kleine &bdquo;Unschärfe" gebe, weil das Robert-Koch-Institut die Daten nach Impf- und nicht nach Wohnort sortiere. Aber da auch Bielefelder anderenorts geimpft würden, Einpendler wiederum hier und die RKI-Zahlen bundesweit nach dem gleichen Prinzip erhoben würden, &bdquo;bleibt es dabei, dass wir in Bielefeld beim Impfen spitze sind". Eines kann Ingo Nürnberger ausschließen: Die noch relativ niedrige Inzidenz liege nicht daran, dass zu wenig getestet wird. &bdquo;Wir haben in der vergangenen Woche 120.000 Schnelltest bei den Teststellen gehabt. Mehr als ein Drittel der Bevölkerung hat sich testen lassen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir in der Pandemie noch nie eine höhere Testquote hatten."Die Hospitalisierungsquote in NRW liegt bei 2,95, ist damit gesunken. Auch in Bielefeld ist ist die Lage in den Krankenhäusern derzeit so entspannt wie lange nicht. Von den 137 vorhandenen Intensivbetten sind aktuell 18 frei. 27 Covid-Patienten werden in den Kliniken behandelt, nur drei von ihnen müssen auf den Intensivstationen behandelt werden, zwei von ihnen werden beatmet. (In der Hochzeit am 5. Januar 2021 mussten 159 Covid-Patienten stationär behandelt werden, 41 auf Intensiv, davon 35 beamtet.) In den Krankenhäusern geht man daher im Moment davon aus, wieder alle Operationen ohne Einschränkungen stattfinden lassen zu können. Eine gute Nachricht, für den Krisenstabschef aber kein Grund zur Entwarnung. &bdquo;Ich mache mir weiterhin Sorgen, weil wir noch lange nicht am Ende der Omikron-Welle sind." Einerseits sei nach neuesten Untersuchungen Omikron weniger gefährlich: weniger schwere Erkrankungen, weniger Krankenhausfälle, weniger Todesfälle. Und es zeichne sich ab, dass das Gesundheitssystem mit Omikron deutlich höhere Inzidenzen aushalte – vielleicht sogar vierstellig. Bei Delta und anderen Varianten hätten die Kliniken Inzidenzen von 200 oder 300 &bdquo;so grade eben ausgehalten".Wenn aber andererseits das aggressivere Omikron viel ansteckender sei, helfe es nur begrenzt, dass das Krankheitsrisiko um 50 Prozent geringer ist, wenn man mit Omikron gleichzeitig das Zwei- bis Dreifache an Infektionen bekomme. Nürnberger: &bdquo;Dann schlägt nämlich die Infektiosität das durchschnittliche Erkrankungsrisiko und sorgt trotzdem dafür, dass viele Menschen ins Krankenhaus müssen. Wie viele davon auf der Intensivstation landen, ist eine andere Frage." Darum hält es der Krisenstabsleiter weiterhin für wichtig, die Inzidenz der Neuinfektionen im Blick zu behalten. Auch wenn andere Länder wie Spanien oder Großbritannien trotz höherer Zahlen schon so langsam davon abrücken. &bdquo;Die Inzidenz war und ist ein guter Vorwarnfaktor." Um die Impfquote nach Möglichkeit noch weiter zu erhöhen, wollen die Stadt und ihre Partner wieder verstärkt auf dezentrale, niederschwellige Angebote setzen. Um das Impfzentrum wieder in Schwung zu bringen und die Kinderimpfungen zu managen, sei das zuletzt etwas zurückgefahren worden. Nun sei organisatorisch wieder mehr Raum. Politisch gebe es zudem jetzt die Aussage, so Ingo Nürnberger, dass die Kommunen zumindest bis Ende des Jahres beim Impfen weiterhin eine wichtige Rolle spielen sollen. &bdquo;Wir werden also mindestens noch die Omikron-Runde drehen und ein gutes Impfangebot machen." Gerade die Auffrischungsimpfung führe dazu, dass Omikron vom Organismus sehr schnell mit Antikörpern bekämpft werden könne und in der Folge weniger ansteckungsfähige Menschen festzustellen seien. Allerdings weiß der Krisenstabschef auch, dass dies kein Selbstläufer wird: &bdquo;Wir werden wir uns wieder anstrengen müssen und zusammen mit den niedergelassenen Ärzten Aufklärungsarbeit leisten, um die Leute weiter zum Impfen zu motivieren." Das sind Bielefelds Pläne für den Omikron-Ernstfall

Meistgelesen