"Millionärshügel" Musikerviertel: Initiative will Verkauf von Briten-Villen stoppen

Bielefeld. Für die ersten beiden Offiziershäuser im Musikerviertel hat die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) offenbar Kaufinteressenten gefunden. Die Objekte auf jeweils 1.400 Quadratmetern Grund waren für je 730.000 Euro angeboten worden. Weitere der aus den 1950er-Jahren stammenden Häuser möchte die BImA in der zweiten Jahreshälfte auf den Markt bringen. Das will die Bürgerinitiative BISS verhindern. Sie hat jetzt eine Petition an Bundeskanzler Olaf Scholz gestartet. Seit langem hat die BISS (Bielefelder Initiative für sozial-ökologische Stadtentwicklung) die Kasernenflächen und Wohnimmobilien in den Fokus genommen, die seit dem Abzug der Rheinarmee vor zwei Jahren leer stehen. Sie macht sich für die Rückgabe der Kasernen an die Stadt und für eine soziale Nutzung der Britenhäuser stark. Jetzt fordert sie, den Verkauf der Offiziershäuser im Musikerviertel zu stoppen und stattdessen &bdquo;soziale, nachhaltige und vielfältige Nutzungen" zu entwickeln. Verkauf zum Höchstgebot &bdquo;Ein Verkauf zu Höchstgeboten führt dazu, dass sich nur sehr Wohlhabende oder Immobilien-Investoren die Häuser leisten können", sagt BISS-Sprecher Christian Presch. Weitere 36 Britenhäuser, darunter auch Doppelhäuser, stehen im Musikerviertel. Viele haben deutlich weniger Wohnfläche und wesentlich kleinere Grundstücke als die ersten beiden Häuser, die die BImA vermarktet hat. Die BISS befürchtet dennoch, dass die Objekte abgerissen werden und stattdessen große, teure Luxuskomplexe mit Eigentumswohnungen entstehen. Der &bdquo;Ausverkauf von Bundesimmobilien müsse gestoppt werden", heißt es in der Petition der BISS. Das Musikerviertel solle kein &bdquo;Millionärshügel" werden, es gehe um &bdquo;Wohnen für alle". Mehr Infografiken finden Sie bei Statista Erschwingliche Wohnmöglichkeiten Dabei kann sich die Initiative einen späteren Abbruch der Häuer durchaus vorstellen. Erst einmal sollten sie aber günstig vermietet werden, anschließend könnten dann Konzepte für eine weitere Nutzung umgesetzt werden. Die Offiziershäuser im Musikerviertel stehen an mehreren Straßen auf einer Fläche von zusammen 28.700 Quadratmetern. Das Gebiet solle breiten Bevölkerungsschichten zur Verfügung gestellt werden. &bdquo;Es geht um erschwingliche Wohnmöglichkeiten und um soziale Durchmischung", sagt BISS-Mitglied Jürgen Ploch. Nachverdichtung Die Stadt Bielefeld solle die Immobilien übernehmen und den Grund günstig in Erbpacht vergeben. Dabei könnten Bauherren zum Zuge kommen, die sich mit Konzepten zum Wohnen für Jung und Alt oder mit solchen, die die Stadtentwicklung fördern, bewerben. Da der gesamte Siedlungsbereich Eigentum des Bundes sei, biete sich die Chance, ein zusammenhängendes, innenstadtnahes Quartier zu entwickeln. &bdquo;Dabei müsste auch nachverdichtet werden", sagt Bernd Küffner. Vorbild in Tübingen Vorbild ist das Französische Viertel in Tübingen, ebenfalls eine Fläche, die zuvor militärisch genutzt wurde. Dort seien Baugemeinschaften mit ihren Plänen für familiengerechtes, bezahlbares und sozial vielfältiges Wohnen zum Zuge gekommen. Dass die Stadt im Musikerviertel von ihrem Erstzugriffsrecht auf die Britenhäuser keinen Gebrauch gemacht hat, kritisieren die Initiativen-Mitglieder. Die Verwaltung hatte auf die hohen Wertgutachten und eine fehlende öffentliche Aufgabe verwiesen. &bdquo;Die aber gibt es, wenn man an die Entwicklungschancen denkt", sagt Jürgen Ploch. Er verweist auch auf Verbilligungsmöglichkeiten, die der Bund gewährt, wenn soziale Aspekte bei der künftigen Nutzung im Vordergrund stehen. Ihre Argumente macht die BISS mit einem &bdquo;Walk of Chance" deutlich: Ein Fotorundgang stellt das Gebiet und die Häuser vor. Er steht unter biss.buerger-initiative.org/ im Netz. Mehr Infografiken finden Sie bei Statista

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