Bielefelder Sportchef warnt: "2G+ ist für uns der Lockdown"

Bielefeld. Dienstag, 28. Dezember, 0.01 Uhr: In Nordrhein-Westfalen gilt eine neue Corona-Schutzverordnung. Sport in der Halle oder in Fitnessstudios ist auch für Immunisierte, also Geimpfte oder Genesene, nur noch mit einem tagesaktuellen Schnelltest möglich, der nicht älter als 24 Stunden sein darf. Oder einem anerkannten, von einem Labor bescheinigten höchstens 48 Stunden zurückliegenden PCR-Test. &bdquo;2G plus" heißt das in Fach-Coronisch. Die Regeln der NRW-Landesregierung sollen mindestens bis zum 12. Januar gelten. Begründet wird dieser Schritt so, dass bei der Sportausübung in Innenräumen, in Schwimmbädern, Fitnessstudios und bei Wellnessangeboten keine Masken getragen werden können. Karl-Wilhelm Schulze kennt sich als Vorstandsvorsitzender des Stadtsportbundes Bielefeld aus und sagt: &bdquo;Das ist der Lockdown für den Sport." Erspart das Boostern den Test? Aktive müssen sich in NRW täglich neu und zertifiziert testen lassen. &bdquo;Wann sollen die Leute das machen? Ist das alles praktikabel?", fragt Schulze rhetorisch. Wohl kaum, meint er. Schulze habe &bdquo;durchaus Verständnis, dass die Politik von den Rahmenbedingungen getrieben" solche Regelungen festlege. Aber, sagt er, &bdquo;Menschen haben sich bürgerpflichtgemäß ein erstes, ein zweites, und nach dreistündigem Anstehen in einer Pfütze vor dem Impfzentrum auch ein drittes Mal impfen lassen, damit ihnen die Freiheit des Geboosterten jetzt weggenommen wird. Das ist halt schwer zu vermitteln." Das Land Niedersachsen (in dem, nebenbei bemerkt, vor einem Jahr das Tennisspielen in der Halle erlaubt war) hat auf die Testpflicht für &bdquo;Geboosterte" verzichtet. In NRW ist immerhin für das gemeinsame Sporttreiben im Freien auf Sportstätten ein zusätzlicher Test nicht nötig – die Sporttreibenden müssen aber immunisiert sein. Was sagt das Ordnungsamt? Nun trifft die aktuelle Version der Coronaschutzverordnung zumindest den Großteil des Vereinssports noch nicht mit voller Wucht: Die meisten Sporthallen sind bis zum Ferienende am 7. Januar 2022 ohnehin geschlossen, der Betrieb liegt im Winterschlaf. Beim Ordnungsamt sieht das anders aus. &bdquo;2G plus ist ja derzeit höchstens für den Trainingsbetrieb relevant", sagt Jürgen Kley von der Behörde. Stichproben seien natürlich nie auszuschließen, &bdquo;aber es sind keine großen Kontroll-Aktionen geplant", sagt Kley. Das sehe bei Beschwerden allerdings anders aus: &bdquo;Wenn Spieler, Eltern oder etwa Trainer uns anzeigen, dass irgendwo nicht kontrolliert werde, gehen wir dem natürlich nach." »250 Euro für Teilnehmende und 1.000 Euro für die, die teilnehmen lassen« Werden die Mitarbeitenden des Ordnungsamtes fündig, klingelt es in der Stadtkasse: &bdquo;Für vergleichbare Tatbestände sieht der Bußgeldkatalog 250 Euro für Teilnehmende und 1.000 Euro für diejenigen vor, die teilnehmen lassen", sagt Kley. Veranstalter seien nur im Grundsatz die Vereine, aber, so sagt Jürgen Kley, &bdquo;delegieren die Vereine die Aufgabe des Kontrollierens oft an die Übungsleiter." Die stehen dann persönlich in der Kreide. Bei 1.000 Euro für jeden, der bei einer Kontrolle kein &bdquo;G" oder keinen gültigen Test vorweist, dürften sich Vereine, deren Vorstände und auch die Übungsleitenden die Sache gut überlegen. &bdquo;Aber so richtig los geht es ja erst mit dem Ende der Schulferien", sagt Karl-Wilhelm Schulze. Was ist mit Kindern und Jugendlichen? Der Stadtsportbund informierte am Montag die Vereine mit diesem Anschreiben: &bdquo;Schüler*innen gelten als immunisiert, benötigen aber für die Weihnachtsferien, in denen keine Schultestungen stattfinden, einen negativen Testnachweis. Vom 27. Dezember 2021 bis einschließlich 9. Januar 2022 gelten sie nicht als getestet. Diese Regelung gilt auch weiterhin für jugendliche Schüler*innen bis zum 18. Geburtstag. Zwar müssen Schüler*innen ab 16 regulär geimpft oder genesen sein, um ein 2G-Angebot zu nutzen, aber eine Ausnahme gilt hier unter anderem. für den Sport: Wenn sie über einen Testnachweis verfügen, gelten sie auch in den Ferien (27.12.2021 – 09.01. 2022) bis zum 18. Geburtstag als immunisiert und getestet. Kinder unter 6 Jahren/bis zum Schuleintritt brauchen in und außerhalb der Ferien weder Test noch Immunisierung und können an allen Angeboten teilnehmen. Hinweis: Für begleitende Eltern von Eltern-Kind-Angeboten gilt aber die 2G-Plus-Regel. Wie halten es die Handballer? Bereits am 9. Januar soll etwa in der Frauenhandball-Landesliga das Stadtderby TSG Altenhagen-Heepen – TuS Brake angepfiffen werden. Andreas Tiemann, Vorsitzender der Technischen Kommission im Handballverband Westfalen (HVW), schließt eine generelle Absage aller Partien bislang aus. Gleichwohl könnten sich die Vereine – wie schon zuletzt – gemeinsam auf eine Absage verständigen. &bdquo;Zum Beispiel, wenn der Aufwand mit den Corona-Tests zu groß wird", sagt Tiemann. Wie es nach den Ferien weitergeht, sei innerhalb des Verbandes noch nicht endgültig geklärt. Sollte sich abzeichnen, dass die 2G-Plus-Regel für Indoorsport auch über den 12. Januar hinaus gilt, &bdquo;werden wir mit den Vereinen das weitere Vorgehen besprechen", sagt Tiemann. Würden diese sich für eine kürzere Unterbrechung der Saison aussprechen, sei das kein allzu großes Problem: &bdquo;Das gibt der Spielplan in allen Ligen her." Dass es – so wie in den vergangenen zwei Jahren – zu einer generellen Pause des Spielbetriebs kommt, glaubt Andreas Tiemann zudem nicht. &bdquo;In der Oberliga zum Beispiel sind die Vereine schon semiprofessionell aufgestellt. Die könnten Reihentestungen vor dem Training und dem Spieltag eher sicherstellen, als die Bezirks- oder Landesligisten."

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