Ein kleines Weihnachtswunder: Die Lebensretterin aus Bielefeld

Bielefeld. Vier Stunden Blutwäsche statt einfach nur ganz gemütlich den ersten Weihnachtsfeiertag mit der Familie zu verbringen: Panagiotis Marazidis nimmt’s gelassen. Und er ist dankbar, denn es hätte auch anders ausgehen können. Ende November erkrankte der 41-jährige zweifache Vater an Corona. &bdquo;Mein Sohn hat es mit aus der Schule gebracht", sagt der gebürtige Bielefelder, dessen Familie aus Griechenland stammt. Dass er als Risikopatient nicht schwerer erkrankt ist, habe er auch Mariam Abu-Tair zu verdanken. Die Leitende Ärztin der Abteilung für Nephrologie und Diabetologie am Evangelischen Klinikum Bethel (EvKB) betreut ihn und einige andere ambulante Patienten in der sogenannten Spätschicht für die Berufstätigen in der angeschlossenen Patientenheimversorgung (PHV) auf dem Klinikgelände am Burgsteig. Er sei nicht der einzige Dialysepatient, der in der vierten Welle Corona bekommen habe. Aber alle, bis auf einen, der nicht geimpft war, hätten keine schweren Verläufe gehabt. Die Corona-Sterblichkeit aller Dialysepatienten ohne Impfung liege bei 25 Prozent. Bereits im August Boosterimpfungen Sehr früh habe sie dafür gekämpft, Impfstoff für ihre Patienten zu bekommen. Und – wenn notwendig – bereits im August die Möglichkeit für Boosterimpfungen geschaffen. Sie habe die Werte ihrer &bdquo;Schutzbefohlenen" genau im Blick gehabt. Bei einigen sei die Immunabwehr trotz Zweitimpfung kaum vorhanden. Einige ihre Patienten seien sogar schon viermal geimpft. Auch gebe es zur Behandlung bei Bedarf eine spezielle molekulare Antikörpertherapie. Das Konzept funktioniere. Dafür sei sie dankbar. Dass sich der Einsatz lohne, die Dankbarkeit der Patienten und die Begeisterung für ihren Beruf, trage sie durch die aktuell sehr herausfordernde Zeit. Ihre Botschaft: Impfen und Boostern helfe ganz klar, eine Hospitalisierung möglichst zu vermeiden. Bei gesunden Kindern hingegen sieht sie das Thema kritisch. &bdquo;Das passiert aktuell ganz viel aus einem enormen sozialen Druck, nicht aus medizinischer Notwendigkeit", sagt die 50-Jährige. Bei Marazidis seien die Werte allerdings glücklicherweise nach der Zweitimpfung sehr gut gewesen. Die Boosterimpfung sei gerade geplant gewesen, da bekam er das positive Testergebnis. &bdquo;Ich hatte keine Angst schwer zu erkranken, denn ich werde hier ja wirklich sehr engmaschig betreut und kontrolliert", sagt der 41-Jährige, der aufgrund der zeitintensiven Dialyse – drei Mal pro Woche jeweils vier Stunden – aktuell nur stundenweise in seinem Beruf als Kfz-Mechatroniker arbeitet. &bdquo;Wir haben ihn dann sofort isoliert", berichtet Abu-Tair. Im Johannesstift wurde eine extra Dialyseschicht für ambulante Patienten eingerichtet. &bdquo;Ich hatte zum Glück wirklich nur Husten und leichte Brustschmerzen, bin dann immer noch selbst mit dem Auto dorthin gefahren", berichtet Marazidis. Mit FFP2-Maske geschützt, sei er dann durch einen hinteren Eingang problem- und kontaktlos zur Blutwäsche gekommen. Das Personal habe Vollschutz getragen. Nach 14 Tagen waren für ihn dann Quarantäne und Corona überstanden, und er bekommt die Blutwäsche jetzt wieder am Hauptstandort. "Einige sind unnötig über Weihnachten auf der Coronastation" Corona überstanden, das Stichwort bringt Abu-Tair in Rage. Es sei unglaublich, was da abgehe, was Corona aus der Gesellschaft gemacht habe. &bdquo;Wir haben hier bei uns auf der Coronastation einige ältere Menschen, denen es gut geht und die längst nach Hause könnten", sagt sie. Aber die Familien, Pflegeheime und ambulanten Pflegedienste wollten sie einfach nicht zurückhaben. Auch jetzt zu Weihnachten seien einige vollkommen unnötig allein im Krankenhaus. Bei vielen älteren Patienten sei auch nach Wochen das Testergebnis noch nicht wieder negativ, aber der laut Coronaschutzverordnung für die Entlassung relevante CT-Wert sei längst erfüllt. &bdquo;Das erkennen viele einfach nicht an, beziehungsweise reden sich einfach raus, es ist einfach nicht zu fassen", sagt die Fachärztin. Viele Krankenhausbetten blieben so unnötig belegt. Was solle man dazu noch sagen? Größter Weihnachtswunsch: eine geeignete Spenderniere Dass sein Bett auf der Dialyse-Station nach sechs Jahren bald frei wird, hofft Marazidis. Eine geeignete Spenderniere, das ist sein größter Weihnachtswunsch. &bdquo;Dann könnte ich hoffentlich auch wieder in Vollzeit arbeiten", sagt er. Und selbst wieder mehr Sport machen. Aber er sei dankbar dafür, dass er dank Dialyse überhaupt weiterleben kann. Bis eine Spenderniere gefunden ist, gibt es für ihn keine Alternative. Und es gebe vieles, was trotzdem geht: das wöchentliche Fußballtraining mit seinem älteren Sohn zum Beispiel. Und sogar Urlaub in Griechenland. In diesem Sommer war er mit Frau und den beiden Söhnen (1 und 11) sechs Wochen lang in Griechenland. Onkel und Tanten leben dort in der Nähe von Thessaloniki. Als Geimpfter habe man ihm dort auch jetzt in der Pandemie die für ihn lebensnotwendige Dialyse ermöglicht.

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